Julia Extra Band 0292
zurückzogen.
„Ich möchte morgen Nachmittag mit Nicki in die Stadt fahren“, erklärte Shannay, kaum dass sie bei Tisch Platz genommen hatten.
Er schmunzelte. „Eine Shoppingtour bis zum Umfallen?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nur ein paar Mitbringsel für unsere Freunde zu Hause.“
„Unter der Bedingung, dass Carlos und ich euch begleiten.“
„Wir können doch die Metro nehmen.“
„Nein.“
„Wir brauchen weder eine vornehme Limousine noch einen Bodyguard.“
„Du weißt genau, dass es eine nötige Vorsichtsmaßnahme ist“, beharrte er.
Es war kein Geheimnis, dass sich das Familienvermögen, das in verschiedenen Geschäften auf der ganzen Welt angelegt war, auf Milliarden belief. Doch nur wenige Menschen wussten von der humanitären Hilfe und den zahlreichen Krankenhäusern, die Manolo in der Dritten Welt unterstützte.
Die Familie war eine Zielscheibe für Neider, die für sich selbst ein Stück vom Kuchen abschneiden wollten oder auf eine Umverteilung der Güter zugunsten der Armen abzielten.
„Wenn du darauf bestehst“, gab Shannay sich geschlagen. Sie sah ein, dass es Zeitverschwendung war, mit ihm über das Thema Sicherheit zu diskutieren. „Aber ich entscheide, was für Nicki gekauft wird. Ich lasse nicht zu, dass du sie zu einer verzogenen kleinen Dame machst, die sich selbst zu wichtig nimmt.“
„Nun gut. Wir fahren gleich nach dem Besuch bei Ramón in die Stadt.“
„Danke.“
„Ich muss jetzt noch ein paar Gespräche führen und E-Mails verschicken“, teilte er ihr mit, als sie das Essen beendet hatten.
Umso besser. Mit etwas Glück bin ich längst in meinem Zim mer eingeschlafen, bevor er nach oben kommt.
Der Plan funktionierte so weit ganz gut. Doch sie hatte nicht erwartet, dass Manolo seine Drohung wahr machen würde.
Das Aufflammen der hellen Deckenbeleuchtung weckte Shannay abrupt. Ehe sie es sich versah, wurde sie von starken Armen an eine harte Brust gehoben und über die Galerie in das Hauptschlafzimmer getragen.
„Du gemeiner Schuft!“, schimpfte sie erstickt. Sie hämmerte ihm mit einer Faust auf die Schulter, was jedoch keinerlei Wirkung erzielte.
Gelassen schloss Manolo die Tür und entgegnete schmunzelnd: „Halt lieber deinen frechen Mund.“
Sie zappelte heftig und murrte mit zornig funkelnden Augen: „Ach, scher dich doch zum Teufel!“
Völlig unbeeindruckt trug er sie zum Bett, glitt zwischen die Laken und schmiegte sich eng an ihren Körper.
Im nächsten Augenblick löschte er das Licht, und Shannay blieb ganz still liegen. Eigentlich wollte sie sich weiterhin wehren, aber sie wusste, wozu eine falsche Bewegung führen konnte.
„Schlaf jetzt“, murmelte er.
Aber wie sollte sie schlafen können? Wie sollte sie die aufregende Sinnlichkeit ignorieren, wenn er sie festhielt und sie seine Körperwärme spürte?
Doch schließlich holten sie die Ereignisse des Tages und der vergangenen Nacht ein, und sie verspürte nur noch das Gefühl endloser Geborgenheit.
Shannay erwachte allein im Bett. Es war früher Morgen. Anscheinend hatte sie die ganze Nacht durchgeschlafen – eng an den Mann gekuschelt, mit dem sie nie wieder zusammen sein wollte. Sein Sieg in diesem Punkt ärgerte sie ebenso wie die Tatsache, dass er Wort gehalten und nicht versucht hatte, sie zu verführen.
Sonst hätte ich mich auch mit Händen und Füßen gewehrt, redete sie sich auf dem Weg in ihr Zimmer ein. Warum also war sie enttäuscht? Es ergab keinen Sinn.
Eine Weile später ging sie mit Nicki hinunter ins Esszimmer. Obwohl Manolo noch nicht da war, begannen sie mit dem Frühstück.
Nach einigen Minuten kam er herein und entschuldigte sich für die Verspätung. Mit kindlichem Eifer hob Nicki ihm das Gesicht entgegen und tauschte mit ihm Küsschen auf die Wange.
Shannay blickte ihn mit großen Augen an, als er zu ihr trat, um sie auf dieselbe Weise zu begrüßen – zum allerersten Mal im Beisein ihrer Tochter und zu deren unverkennbaren Verwunderung.
Was führt er jetzt bloß wieder im Schilde?, fragte sie sich argwöhnisch, während er bereits zur Tagesordnung überging.
Am Vormittag stand ein ausgedehntes Bad im Pool auf dem Programm. Erst später, nach einem leichten Lunch auf der Terrasse und einer kurzen Siesta, folgte der übliche Besuch bei Ramón.
Ramón schien einen recht guten Tag zu haben und ließ sich eine ganze Weile von Nicki mit ihren Heldentaten im Erlebnisbad unterhalten. Trotz des großen Altersunterschiedes herrschte unverkennbar ein
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