Julia Extra Band 0292
erotische Ritual immer wieder und steigerte dabei allmählich den Rhythmus, bis sie gemeinsam einen überwältigenden Höhepunkt erreichten.
Nachdem die Leidenschaft verklungen war, drehte er Shannay auf den Bauch und massierte sie wundervoll sanft und entspannend von Kopf bis Fuß.
Sie drehte sich zu ihm um, schmiegte das Gesicht an seinen Hals und spürte vage, dass er ihre Schläfe küsste, bevor sie in einen tiefen Schlaf versank.
Die Galavorstellung im Theater war eine farbenfrohe Augenweide. Die Reichen und Schönen versuchten einander auszustechen in Designerkleidung und wertvollem Schmuck.
Madrids feine Gesellschaft hatte unverschämt hohe Preise gezahlt, um der Aufführung beiwohnen zu dürfen.
Pärchenweise oder in kleinen Gruppen fanden sich die Gäste im Foyer ein. Shannay stand an Manolos Seite, um mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen Bekannte zu begrüßen.
„Da seid ihr ja!“
Pilar kam auf sie zu und tauschte mit ihr die obligatorischen angedeuteten Küsschen auf beide Wangen. „Wie geht es Ramón?“
„Er wird immer schwächer. Der Arzt geht davon aus, dass er in den nächsten Tagen ins Koma fällt. Sergio und Luisa sind bei ihm.“
„Es tut mir sehr leid um ihn“, murmelte Shannay in aufrichtigem Mitgefühl.
Pilar nickte zum Dank. „Möglicherweise nimmt die Familie heute Abend zum letzten Mal für längere Zeit an einer öffentlichen Veranstaltung teil. Die übliche Trauerzeit wird selbstverständlich eingehalten.“
„Natürlich.“
„Entschuldigt mich bitte. Ich muss unbedingt Pablo und Angelique Santanas begrüßen“, verkündete Pilar und verschwand in der Menge.
Bald wurden die großen Flügeltüren geöffnet. Die Besucher strömten in den Zuschauerraum und nahmen ihre Plätze ein.
Die Vorstellung war hervorragend, und in der Pause nach dem zweiten Akt nahmen Shannay und Manolo im Foyer einen Drink ein.
Nahezu beiläufig gesellte sich Estrella zu ihnen. In ihrem Kleid aus rot-weißem Chiffon sah sie aus wie eine Flamencotänzerin. Üppige diagonale Rüschen raschelten bei jeder Bewegung am bodenlangen Rock.
Sehr sexy, gestand Shannay sich im Stillen ein, von der kunstvollen Hochsteckfrisur bis hin zu den rot lackierten Zehennägeln.
„Guten Abend“, sagte Estrella knapp zu Shannay, bevor sie Manolo die gesamte Aufmerksamkeit schenkte und säuselte: „ Hola, querido .“
„Estrella“, murmelte er freundlich, aber mit reserviertem Unterton.
Dennoch fragte sie unbeirrt: „Wir wollen nachher noch in einen Nachtklub. Habt ihr vielleicht Lust, uns zu begleiten?“
„Danke, nein.“
Sie zog einen Schmollmund und tippte ihm mit einem langen künstlichen Fingernagel auf die Brust. „Kaum ist deine Ehefrau dabei, und schon gönnst du dir keinen Spaß mehr.“
Entschieden schob er ihre Hand fort. „Vielleicht bietet meine Frau mir ja all den Spaß, den ich brauche.“
„Das wäre ja ganz was Neues!“, spottete Estrella. Sie strich sich aufreizend mit der Zungenspitze über die Lippen und erklärte Shannay in vertraulichem Ton: „Bisweilen hat er sich bestens mit mir amüsiert.“
Vier Jahre zuvor wäre Shannay in die Falle getappt. Doch nun entgegnete sie ruhig: „Und dennoch hat er entschieden, Sie nicht zu heiraten. Was meinen Sie wohl, woran das liegt?“
Einen Moment lang wirkte Estrella fassungslos. Doch schon holte sie zum Gegenschlag aus. „Möglicherweise habe ich ja erkannt, dass er sich für andere Dinge besser eignet als zum Ehemann. Ist das nicht der Grund, aus dem Sie ihn verlassen haben?“
„Ich bin wieder hier. Alles andere ist unwesentlich.“
„Fragt sich nur, wie lange Sie diesmal ausharren“, höhnte Estrella mit einem spöttischen Grinsen. Dann wandte sie sich ab und tauchte in der Menge unter.
„Vielen Dank für deine Unterstützung“, bemerkte Shannay spitz.
Manolo musterte sie anerkennend. „Du hast dich doch ausgezeichnet allein geschlagen.“
„Sie ist eine … eine …“
„Femme fatale, die gern ihre Spielchen mit verletzlichen Personen treibt.“
Sie reckte das Kinn vor. „Das Wort ‚verletzlich‘ trifft auf mich nicht mehr zu.“
Amüsiert umfasste er ihr Handgelenk. Ihr erhöhter Puls unter seinem Daumen strafte ihre vorgetäuschte Gelassenheit Lügen. Und doch hatte sie in den Jahren der Trennung ein gewisses Maß an Reife und Unabhängigkeit erworben, das er nur bewundern konnte.
Mit jedem Tag, der verging, nahm sein Wunsch nach Rache ab. Das ärgerte ihn, denn er wollte Shannay dafür büßen
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