Julia Extra Band 0292
dachte nicht, dass es dir so viel ausmachen würde“, gestand er heiser. „Ich dachte, Lucas Herumtändeln mit anderen Frauen sei eine Art Trotzreaktion oder Rache für irgendetwas, das zwischen euch schieflief. Ich war sogar der festen Überzeugung, du hättest ihn mit deiner aufreizenden Art dazu getrieben. Santo cielo! Du hast wirklich etwas an dir, das jeden Mann in den Wahnsinn treiben kann!“
„Und deshalb hatte ich kein Recht, die Wahrheit zu erfahren? Luca war mein Ehemann!“ Mit einem erstickten Aufschluchzen wandte sie sich ab. Wie durch einen Nebel hörte sie ein Auto neben ihnen anhalten, und im nächsten Moment wurde sie von kräftigen Händen in den Fond einer schwarzen Limousine geschoben.
„Nein!“, protestierte Libby lautstark. „Ich will nicht! Mit dir fahre ich nirgendwohin!“
Ihr Ausbruch schien weder Romano noch den Chauffeur zu stören. Ihr Schwager setzte sich neben sie, die Tür wurde geschlossen, und der Fahrer startete, ohne irgendwelche Instruktionen abzuwarten.
Typisch!, fuhr es Libby durch den Kopf. Die Romanos dieser Welt bekamen immer, was sie wollten, auch ohne langes Palaver. Verstockt schloss sie die Augen und zermarterte sich das Gehirn, warum Luca sie derart hintergangen hatte.
„Und ich habe ihn geliebt …“, murmelte sie rau, ohne sich dessen bewusst zu sein.
Neben ihr sog Romano scharf den Atem ein. Genau diese Erkenntnis war es, die sich auch ihm in den letzten Tagen immer mehr aufgedrängt hatte, aber der Gedanke war noch zu frisch und unvertraut gewesen, um mit Libby darüber zu reden. Und jetzt war erst recht nicht der richtige Zeitpunkt dafür.
„Ich auch“, erwiderte er stattdessen ruhig.
Libby wandte den Kopf und musterte eindringlich sein scharfes Profil. „Er wollte immer so sein wie du … Wusstest du das?“ Sie lachte traurig. „Luca sagte, dein Schatten sei so groß, dass er es nie schaffen würde, aus ihm ans Licht herauszutreten. Deshalb war er so wild und ein wenig verrückt.“
„Dabei hätte er das gar nicht nötig gehabt. Er war derjenige, der bewundert, geliebt und zu jeder Aktion ermutigt wurde, die ihm nur in den Kopf kam.“
„Von dir?“
Romano schüttelte den Kopf. „Ich war nur so eine Art Sicherheitsnetz für ihn, um seine Abstürze zu mildern. Egal ob auf geschäftlichem, sportlichem oder anderem Gebiet. Sogar was seine Frauengeschichten betraf …“
Libby biss sich auf die Unterlippe. „Dann waren da noch andere? Auch während er mit mir verheiratet war?“
„Nicht dass ich wüsste“, erwiderte er nach unmerklichem Zögern.
Sie seufzte. „Sag mir nur noch eines. In der Nacht, als ich Giorgio zur Welt brachte und Luca angeblich nicht zu erreichen war … hast du nach ihm gesucht?“
„Ja.“
„Und wo hast du ihn gefunden?“
„In einer Blockhütte.“
„Mit ihr ?“
Er schwieg. Das war Libby Antwort genug. Stumm wandte sie den Kopf ab.
„Komm“, sagte Romano freundlich, und erst jetzt merkte Libby, dass sie in Gedanken sehr weit weg gewesen sein musste, da der Wagen inzwischen angehalten hatte. Sie standen vor einer Villa in modernem maurischen Stil.
Wie in Trance ließ Libby sich ins Hausinnere führen. In der weitläufigen Eingangshalle gab es gewölbte Bogengänge, die helle, offen gestaltete Räume miteinander verbanden, in denen blasse Marmorsäulen, luftige weiße Vorhänge und zarte pastellfarbige Wandmalereien die dezente Farbgebung bestimmten.
Eine elegant geschwungene Treppe mit einem künstlerisch gestalteten Geländer aus geschmiedetem Eisen, das dem minimalistischen Design des Hauses angepasst war, führte ins obere Geschoss.
Libby war wie erschlagen stehen geblieben und ließ ein freudloses Lachen hören. „Ein weiteres deiner zahllosen Domizile?“
„Mein Hauptwohnsitz … Zumindest wird er es sein, wenn ich heirate.“
Wenn ich heirate!
Die drei knappen Worte brachten sie in die Realität zurück. Natürlich würde Romano irgendwann heiraten. Warum auch nicht? Er war viel zu attraktiv und vital, um für immer ein Singledasein zu führen. Ob er die Frau fürs Leben bereits gefunden hatte?
Nein! Sie wollte es gar nicht wissen! Nicht noch mehr verstörende Neuigkeiten!
„Libby …“
„Nein!“, wehrte sie heiser ab. „Ich möchte nicht darüber sprechen! Eigentlich will ich überhaupt nicht mehr reden.“
„Kann ich dir irgendetwas zu essen anbieten?“
„Nein danke …“,murmelte sie erschöpft. Was sie heute über den Vater ihres Sohnes erfahren musste, hatte sie in
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