Julia Extra Band 0292
tatsächlich glaubst, ich verbringe meine Zeit bevorzugt damit, im Luxus zu baden, dann kennst du mich ebenso wenig wie ich dich …“
„Autsch!“
Ihre Blicke versanken ineinander, bis Libby sich mit aller Gewalt von der verheerenden Wirkung seiner dunklen Augen auf ihre zitternden Emotionen losriss und in ihre fast leere Tasse schaute. Mechanisch trank sie den letzten Schluck kalten Cappuccino.
„Meine Vorstellung von absoluter Entspannung und Genuss ist ein langer Spaziergang in freier Natur“, bekannte sie dann offen. „Einfach mal dem Großstadtlärm zu entfliehen, um Vögeln, Insekten oder auch nur dem Wind in den Bäumen zu lauschen. Das ist etwas, dem nichts gleichkommt, was du kaufen kannst.“
Sie schaute auf und sah, wie Romano spöttisch den Mund verzog.
„Was ist? Erstaunt, dass ich nicht das raffgierige Luxusweib bin, als dass du mich immer gesehen hast?“
„Du überraschst mich mit jeder Sekunde und jedem Wort, das du von dir gibst, mehr.“
Libby hob die Brauen. „Soll das etwa heißen, ich habe dich bereits überholt und bin dir einen Schritt voraus?“, fragte sie spöttisch.
„In dem Fall würde ich natürlich alles daransetzen, dich einzufangen“, entgegnete er in gleichem Ton.
War das etwa Romanos Art, ihr zu signalisieren, dass er ihr Unrecht getan hatte?
„Jemand, der vorverurteilt wird, ist immer für eine Überraschung gut, hat dir das noch niemand gesagt?“, forderte sie ihn weiter heraus. „Man muss ihm nur mal erlauben, sich so zu geben, wie er wirklich ist.“
Romano presste die Kiefer aufeinander. Erst zwang sie ihn, quasi zuzugeben, dass er sich in ihr getäuscht hatte, und jetzt drehte sie den Spieß auch noch um. Dass er es möglicherweise verdient hatte, machte die Sache nicht angenehmer.
„Und wieder überraschst du mich“, murmelte er seidenweich.
Ob es ihn ebenso verblüffen würde, wenn er wüsste, dass seine sexy Stimme sie bis ins Innerste erbeben ließ und sein sengender Blick ihr Blut in flüssige Lava verwandelte?
Als jemand versehentlich gegen ihren Tisch stieß, war der Zauber gebrochen, und Romano stieß eine unverständliche Verwünschung aus.
„Keine besonders schlaue Idee hierherzukommen“, murrte er.
Warum hatte er Libby nicht in irgendeine stille Oase entführt, wo sie beide ganz allein gewesen wären? Vielleicht hätten sie dann …
„Auf jeden Fall war es deine“, erinnerte sie ihn mit belegter Stimme.
„Jeder macht mal einen Fehler … Und bevor du es mir sagst, ich weiß, ich habe in der Vergangenheit offenbar einige gemacht.“
„Einige?“, wiederholte sie gedehnt und fragte sich, warum Romano plötzlich damit haderte, dass er sie hierhergebracht hatte. Warum schürte er die gefährliche erotische Spannung zwischen ihnen und verdammte sich gleichzeitig dafür, dass er an ihrer Gesellschaft Gefallen fand?
Oder gab es einen ganz anderen Grund, dass er sich eben noch selbst dafür verflucht hatte? So wie diese äußerst attraktive Italienerin, die sie auf den meisten Videos zusammen mit Giorgio und Romano hatte lachen sehen? Die Frau, die er mehrfach mit Maddalena angesprochen hatte, in diesem honigsüßen Ton, wie es nur verliebte Leute taten?
„Warum guckst du plötzlich so traurig?“, wollte Romano wissen.
Libby zwang sich zu einem Lächeln. „Ich habe mich nur gerade gefragt, ob du mir auch noch den Rest der Insel zeigst“, improvisierte sie.
Romano gab dem Kellner an der Tür zum Café einen Wink, stand auf und zog auch Libby aus ihrem Stuhl hoch. „Nur wenn du mir versprichst, wieder zu lächeln.“
„Dafür immer!“, erklärte sie sich einverstanden und musste tatsächlich lächeln. Energisch verdrängte sie das Bild der grazilen Schönheit mit dem glänzenden Bob und den funkelnden schwarzen Augen.
„Steck das wieder ein“, forderte Romano, als er sah, dass Libby ihre Geldbörse aus der Tasche zog.
Trotzig schob sie das Kinn vor. „Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, immer die Hälfte der Rechnung zu zahlen, wenn ich mit einem Mann ausgehe.“
„So ein Pech … Aber du bist in Italien. Da läuft das anders, cara “, erinnerte er sie mit einem Augenzwinkern. „Außerdem bin ich nicht irgendein Mann, sondern dein …“
Er brach ab, als ihn jemand mit Namen rief. Während Romano sich umschaute, überlegte Libby, was er gerade hatte sagen wollen. Dein Schwager? Dein Gastgeber? Der Vormund deines Sohnes? Oder hoffte sie insgeheim womöglich auf eine intimere Version …?
„Romano!“ Ein
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