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Julia Extra Band 0292

Julia Extra Band 0292

Titel: Julia Extra Band 0292 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VALERIE PARV BARBARA HANNAY ELIZABETH POWER HELEN BIANCHIN
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Pulverkaffee hinterlassen. In den Regalen herrschte völlige Leere.
    Und als wäre das nicht schlimm genug, begann jetzt auch noch sein Handy zu klingeln.
    Am liebsten hätte er es ignoriert, hob schließlich aber doch ab. „Hallo?“
    „Du bist also wieder zu Hause, mein Junge?“, erklang eine vertraute Stimme.
    „Hi, Dad!“ Seine Stimmung wurde noch schlechter. Ein telefonisches Kreuzverhör mit seinem Vater war das Letzte, was er jetzt brauchte. „Ich bin gerade eben erst zur Tür hereingekommen.“
    „Und was planst du jetzt, nachdem deine Londoner Unternehmung ins Wasser gefallen ist?“
    Der alte Herr kann wirklich nett formulieren, dachte Ryan spöttisch. Und er besaß das Talent, Tatsachen, die ihm nicht behagten, einfach zu ignorieren. Er wusste doch, dass seine ungebetene und unsensible Einmischung dazu geführt hatte, dass er gekündigt hatte.
    „Na ja, ich habe noch keine fixen Pläne, Dad“, antwortete er beherrscht. „Als Erstes gönne ich mir eine kleine Auszeit, um mich neu zu orientieren.“
    „Was ist denn das für ein Schwachsinn?“, polterte Mr. Tanner. „Du brauchst keine Zeit zum Nachdenken, du brauchst einen Plan! Genauer gesagt, einen Geschäftsplan. Den hast du nicht, und das ist dein Problem.“
    Nein, du bist mein Problem, hätte Ryan am liebsten gerufen. Wieso konnte sein Vater ihn nicht einfach in Ruhe lassen?
    „Es wird höchste Zeit“, fuhr Tanner senior kritisch fort, „dass du deinen Lebensstil änderst! Du lässt dich immer noch treiben, hast keinen Fokus, kein Ziel. Mit über dreißig bist du nichts weiter als ein Zeitungsschreiberling.“
    Das war keine faire Bemerkung, fand Ryan, schwieg aber weiterhin eisern.
    „Du weißt, mein Junge, dass du schon längst im Management deinen Platz haben müsstest. Budgets verwalten, heuern und feuern, das ist es …“
    Ryan hielt das Handy ein Stück vom Ohr weg, während sein Vater ohne Punkt und Komma weiterredete.
    „Ich hätte da eine Idee, Ryan. Nutz doch das Geld, das dir deine Mutter hinterlassen hat, um dir einen eigenen Zeitungsverlag zu kaufen. Eine kleine Regionalzeitung bekommt man für ein Spottgeld. Dann bringst du das Blatt auf Vordermann, drängst nach und nach die Konkurrenz beiseite und wirst Marktführer.“
    Beinah hätte Ryan laut gestöhnt. „Danke, Dad, aber ich denke nicht daran, mich in einem staubigen Provinznest lebendig zu begraben.“
    „Aber es wäre …“
    „Dad, ich gönne mir eine kurze Pause in meiner Karriere und habe vor, anschließend als freier Journalist zu arbeiten, mich auf allgemein wichtige Themen zu konzentrieren. Umwelt, humanitäre Projekte und Ähnliches. Dafür wende ich mich dann an meine früheren Kollegen vom Sydney Chroni cle. “
    „Du willst doch nicht etwa wieder zu diesem Käseblatt, bei dem du angefangen hast?“
    „Doch, das will ich. Ich bin mit meinem Leben glücklich und zufrieden.“ Ryan sprach plötzlich um Einiges lauter. „Okay?“
    Er legte auf. Wie so oft in letzter Zeit war es die einzige Möglichkeit, einen fürchterlichen Streit mit seinem Vater zu vermeiden.
    Ich bin glücklich und zufrieden, wiederholte er dann im Stillen. Oder? Ja, das war er – beinah. Das konnte sein Vater von sich nicht behaupten! Der war zwar einer der erfolgreichsten Unternehmer Australiens, aber schon zum dritten Mal verheiratet und noch immer ganz versessen darauf, seine Konkurrenten aus dem Feld zu schlagen. Wie konnte das einem Menschen Freude machen?
    Tanner senior besaß Eisenerz- und Goldminen, mehrere riesige Viehfarmen, ein Herrenhaus in Perth, ein Penthaus in Sydney mit Blick auf den Hafen, eine Insel im Great Barrier Reef sowie eine Villa an der Côte d’Azur. Trotz seines Vermögens war er aber offensichtlich nicht zufrieden.
    Ryan kam es vor allem auf Zufriedenheit an. In den Augen seines Vaters war er natürlich ein Versager, ein schwarzes Schaf. Sein älterer Bruder Christopher war der Musterknabe, der einen brillanten Abschluss in Mineralogie, eine wunderschöne Frau und zwei wohlgeratene Söhne vorweisen konnte.
    Die meiste Zeit machte es Ryan nichts aus, dass sein Vater so wenig von ihm hielt, aber manchmal fühlte er sich schrecklich allein. Eigentlich schon seit seiner Kindheit, als ihm zum ersten Mal klar geworden war, dass er seinem Vater nichts recht machen konnte …
    Jetzt wollte er nicht länger daran denken. Er war erschöpft, seelisch und körperlich, aber er wusste aus Erfahrung, dass man die Zeitumstellung am besten überwand, wenn man bis zur

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