Julia Extra Band 0293
Griechenland?“
„Ich bin in Griechenland“, sagte Lukas. „Aber hier ist es langweilig. Hier gibt es nichts zu tun. Gestern Abend habe ich einige Leute in einer Kneipe getroffen, die nach Neuseeland reisen. Ich dachte, ich komme mit. Also, kennst du jemanden in Auckland, der mir für eine Weile Arbeit geben würde?“
„Was für Arbeit?“ Die Frage war berechtigt. Lukas besaß einen Collegeabschluss in antiken Sprachen, keine davon war Maori.
„Spielt keine Rolle“, sagte Lukas. „Oder ich gehe nach Australien.“
„Du könntest nach Hause kommen und für mich arbeiten.“ Diesen Vorschlag machte er nicht zum ersten Mal.
„Auf keinen Fall“, antwortete Lukas wie immer. „Ich rufe dich an, wenn ich in Auckland bin. Vielleicht ist dir bis dahin etwas eingefallen.“
Ted Corbett – Leitung eins – war der einzige Anrufer, der Elias’ Einschätzung nach tatsächlich wichtig war. Glücklicherweise hatte er noch nicht aufgelegt.
„Also, was denken Sie? Bereit für die Übernahme?“ Corbett war der Eigentümer jener Firma für Segelbekleidung, die Elias eventuell kaufen wollte.
„Wir denken darüber nach“, erwiderte Elias. „Es ist noch keine Entscheidung gefallen. Mein Analyst Paul ist noch mit den Zahlen beschäftigt.“
Als er das Gespräch mit Corbett nach geraumer Zeit beendete, blinkte das rote Licht von Leitung sechs immer noch. Wahrscheinlich hatte sein Vater den Hörer einfach neben das Telefon gelegt. Trotzdem drückte Elias auf den Knopf.
„Herrje, du bist aber beschäftigt“, beschwerte Aeolus sich lautstark.
Elias schloss die Augen und nahm all seine Geduld zusammen. „In der Tat, ja. Ein Anruf nach dem anderen, jetzt komme ich zu spät zu meinem Meeting. Was gibt es?“
„Mich. Bin in der Stadt mit einem Freund verabredet. Dachte, ich komme mal vorbei. Es gibt da etwas, das ich mit dir besprechen möchte.“
Das Letzte, was Elias heute gebrauchen konnte, war ein Besuch seines Vaters.„Ich komme am Wochenende nach Hause“, sagte er rasch. „Dann können wir reden.“
„Das dauert zu lange. Bis gleich.“ Damit legte er auf.
Verdammt! Dieses Verhalten war typisch für seinen Vater. Es spielte keine Rolle, wie beschäftigt jemand war. Elias beförderte den Hörer auf die Gabel und rieb sich über den Nasenrücken. Kopfschmerzen kündigten sich an.
Als sein Vater eine Stunde später an Rosie vorbei ins Büro seines Sohnes polterte, waren die Kopfschmerzen zu voller Blüte erwachsen.
„Rate, was ich getan habe!“ Aeolus schloss die Tür mit einem Fußtritt und führte einen seiner kleinen Tänze auf, die stets einem besonders guten Schlag auf dem Golfplatz folgten. „Ich habe einen Geschäftspartner für die Firma gefunden.“
„ Was?“ Fassungslos starrte Elias ihn an. „Wir brauchen keinen Partner!“
„Du hast gesagt, du brauchst Bargeld.“
Oh verflucht! Also hatte sein Vater doch zugehört. „Von einem Geschäftspartner habe ich nie gesprochen! Dem Geschäft geht es gut!“
„Natürlich.“ Aeolus nickte. „Ansonsten hätte ich ja auch keinen Partner finden können. Du arbeitest zu hart, Elias. Ich weiß, ich hätte mehr für die Firma tun sollen, aber … Es ist nur … Ich habe es einfach nicht in mir.“
„Ich weiß, Dad.“ Elias lächelte seinen Vater aufrichtig an. „Mach dir keine Sorgen. Das ist kein Problem.“
Nun, zumindest jetzt nicht mehr. Vor acht Jahren hatte es ihn seine Ehe gekostet.
Nein, das war nicht fair. Die mangelnden unternehmerischen Fähigkeiten seines Vaters waren nur ein Grund von vielen für die Trennung von Millicent. Alles hatte viel früher angefangen, als er mit der Idee gespielt hatte, die Universität abzubrechen, um seine eigene Bootsbauerfirma zu gründen. Millicent war entsetzt gewesen. Er müsse sein Studium beenden und dann ins Familienunternehmen einsteigen. Allerdings hatte sie damals auch noch geglaubt, Antonides Marine sei etwas wert. Als sie herausfinden musste, dass die Bücher röter waren als ein Sonnenuntergang, hatte sie wiederum entsetzt reagiert.
„Aber ich mache mir Sorgen“, widersprach sein Vater. „Wir beide, deine Mutter und ich, sorgen uns um dich.“
Elias hatte nie über die Gründe seiner Scheidung gesprochen, aber seine Eltern waren natürlich nicht naiv. Sie wussten, dass ihr Sohn rund um die Uhr arbeitete, um das Unternehmen, das sein Vater fast in den Ruin getrieben hatte, zu retten. Sie wussten, dass die finanziellen Möglichkeiten von Antonides Marine nicht den Erwartungen
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