Julia Extra Band 0293
noch etwas zu essen bringen, bevor ich gehe?“
„Nein, ich kümmere mich später selbst darum.“
Alles sehr höflich, förmlich, distanziert. Und unbehaglich wie die Hölle, weil sie an ihrer Wange noch seine Bartstoppeln spüren konnte und an ihren Lippen die weiche und hungrige Berührung der seinen.
Tallie räusperte sich. „Wir sehen uns am Montag.“
Elias öffnete den Mund, um zu antworten, schien es sich dann aber anders zu überlegen. „Richtig“, meinte er schließlich nickend. „Bis Montag.“
Diese Frau war noch sein Todesurteil … oder zumindest das seiner guten Absichten!
Elias benötigte das gesamte Wochenende, um sein seelisches Gleichgewicht wiederzugewinnen und die Erinnerung an Tallie Savas’ weiche Lippen und ihre zarte Haut zu verdrängen.
Mittlerweile gelang es ihm immerhin schon für kurze Momente, sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Aber es kostete viel Kraft.
Am Samstag hatte er sich zunächst wieder den Büroräumen gewidmet, die er renovieren wollte. Doch das hatte ihm viel zu viel Zeit gelassen, an den wundervollen Kuss zu denken, den er und Tallie geteilt hatten. Deshalb rief er Dyson an und fuhr mit ihm zusammen zu der kleinen Werft, die nach seinen Wünschen ein Boot für ihn baute.
Dort verbrachten sie den ganzen Tag, was zur Folge hatte, dass Elias an seinen Großvater und seinen eigenen Traum, eines Tages Boote zu bauen, denken musste. Auch seine anderen Träume fielen ihm wieder ein: Eine Frau zu heiraten, die dieselben Dinge liebte wie er, und mit ihr zusammen eine Familie zu gründen.
Nichts davon hatte er erreicht.
Der Gegensatz zwischen seinen Hoffnungen und der Realität ließ ihn mürrisch werden. Natürlich war es seine eigene Schuld. Niemand hatte ihn gezwungen, Millicent zu heiraten. Niemand hatte ihn gezwungen, Antonides Marine International zu übernehmen und seine Träume zu begraben.
Und niemand hätte ihn aufgehalten, wenn er vergangene Nacht mit Tallie geschlafen hätte – am allerwenigsten Tallie selbst.
Es lag an seinem eigenen verfluchten Empfinden, was das Richtige war. Wenn es eine Frau in seinem Leben gäbe, würden ihn Tallies Reize bestimmt kaltlassen.
Sobald Dyson ihn zu Hause abgesetzt hatte, rief er Clarice an und verabredete sich mit ihr.
Um acht Uhr holte er sie ab. Sie speisten in einem guten Restaurant. Sie unterhielten sich angeregt. Zumindest glaubte Elias das. Das Problem war, dass er immer wieder den Faden verlor. Seine Gedanken kehrten zu gestern Abend zurück … zu der Pizza, die er mit Tallie geteilt hatte, wie sie dann eingeschlafen war, wie sie …
Unvermittelt seufzte Clarice laut. „Du hast gesagt, heute Abend gebe es kein Geschäft. Aber du …“, sie deutete auf ihren Kopf, „… denkst unentwegt daran.“
Jetzt konnte er schlecht antworten, dass es nicht die Firma war, an die er dachte!
„Es tut mir leid. Ich bin nur … abgelenkt. Wir könnten woanders hingehen“, schlug er vor und griff nach ihrer Hand. „Etwas tun, was jeden Gedanken ans Geschäftliche aus meinem Kopf vertreiben würde.“
Er war sich sicher, sie wusste, was er meinte. Doch sie lächelte nur bedauernd und schüttelte den Kopf. „Ich würde dich ja zu mir nach Hause einladen“, sagte Clarice, „aber meine Schwester ist zu Besuch aus Paris gekommen.“
„Wir können zu mir gehen.“
Noch ein Kopfschütteln. „Ich kann nicht die ganze Nacht fortbleiben, wenn meine Schwester in der Stadt ist.“
Elias drückte ihre Hand. „Dann ein anderes Mal?“
Diesmal ein strahlendes Lächeln. „Aber natürlich.“
Er brachte sie nach Hause und schaffte es, einen Kuss von ihr zu stehlen. Immerhin ein Anfang, sagte er sich. Vielleicht aber auch ein Fehler. Denn jetzt musste er wieder an Tallies Kuss denken, der viel, viel aufregender gewesen war.
Das spielt keine Rolle, befahl er sich auf dem Nachhauseweg zu denken. Es gab wieder eine Frau in seinem Leben. Eine Frau, die eine unproblematische Beziehung ohne Verpflichtungen und Erwartungen versprach.
Genau das, was er wollte.
Am Montagmorgen kam Tallie so früh wie üblich ins Büro. Mit einer gebackenen Köstlichkeit, wie üblich. Mit einem Teller mit Karotten- und Selleriestiften für Elias – wie üblich. Sie wirkte fröhlich und ausgeruht, als habe es Freitagabend nie gegeben.
Gut. Dann würde er auch nicht mehr daran denken. Oder an sie. Er hatte zwei Tage Zeit gehabt, die Dinge in die richtige Perspektive zu rücken. Und er hatte sich für die beste Lösung entschieden: Er
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