Julia Extra Band 0294
gerieten.
Zärtlich strich sie ihm mit beiden Händen durch das dichte Haar, wie sie es sich schon so lange ersehnte. „Wie hast du eigentlich meine Adresse herausgefunden?“
„Ich habe deine Mutter belogen.“
„Wirklich?“
„Ja. Ich habe sie in meiner Eigenschaft als dein ehemaliger Chef angerufen und ihr erzählt, dass die Buchhaltung dir Unterlagen für deinen neuen Arbeitgeber schicken müsse. Zum Glück hat sie nicht nachgefragt, worum es sich dabei handelt. Übrigens war sie sehr freundlich. Sie weiß wohl nicht, dass ich ihre Tochter von zu Hause vertrieben habe. Du hast ihr nicht erzählt, wie du zu mir stehst, oder?“
„Ich habe es niemandem erzählt, bis ich hier angekommen bin. Da war ich so fertig, dass ich Candy eingeweiht habe“, gestand Gina ein. „Sie ist eigentlich sehr nett, weißt du.“
Er zog zweifelnd die Augenbrauen hoch, schwieg aber zu dem Thema. „Hast du morgen Zeit? Können wir Verlobungsringe und Eheringe kaufen gehen?“
Sie zögerte. Trotz all seiner schönen Worte brauchte sie mehr Gewissheit. Das vergangene Jahr der Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung war nicht spurlos an ihr vorübergegangen. Nun ging alles so schnell, dass ihr der Kopf schwirrte. „Wir müssen ja nichts überstürzen“, wandte sie bedächtig ein. „Es ist vernünftiger abzuwarten, wie du in einigen Wochen darüber denkst.“
Er legte ihr eine Hand auf den Bauch und sagte leise: „Ich hoffe, dass du in einigen Wochen mein Kind unter deinem Herzen trägst.“
Verblüfft erkannte sie an seinen Augen, dass es ihm völlig ernst war.
„Ich liebe dich, Gina, und das wird immer so bleiben. Ich will unser Haus mit Liebe füllen, die auf unsere Kinder und Enkelkinder und deren Kinder abfärbt. Ich will die ganze Palette, okay? Katzen, Hunde, Rosengarten – und dich jede Nacht in den Armen.“
Sie schluckte schwer. Sie wollte nicht weinen, denn eigentlich war alles so wundervoll, doch eine einsame Träne rann ihr über die Wange. Mit brüchiger Stimme flüsterte sie: „Ich war so unglücklich ohne dich.“
„Und ich ohne dich. Die Welt war für mich nur noch grau in grau, weißt du.“
Sie nickte stumm.
„Selbst wenn ich den Sonnenuntergang beobachtet habe, konnte ich nur an dich denken. Ich habe mich gefragt, ob du wohl denselben Himmel siehst. Dich so weit entfernt zu wissen war eine Qual. Die Welt ringsumher war unverändert, aber für mich hatte sie total den Reiz verloren.“
Seine Worte lösten Hochstimmung in Gina aus und vertrieben all den Kummer und Schmerz.
„Bleibst du heute Nacht bei mir?“, drängte er. „Ich kann dich nicht loslassen.“
„Darf ich mich trotzdem vorher umziehen?“
Er lächelte verschmitzt. „Nur, wenn du dich beeilst.“
Sie verließ das Zimmer und ging ins Bad. Dort entfernte sie das starke Make-up und bürstete die Haare aus, damit sie sich wieder wie sie selbst fühlte. Dann schlüpfte sie in einen Seidenpyjama, bevor sie zu Harry zurückkehrte.
Ihr Herz schlug höher bei seinem Anblick. Mit ausgestreckten Beinen, zurückgelehntem Kopf und geschlossenen Augen saß er da, und er sah verdammt attraktiv und sexy aus. Es war unglaublich, dass er sie begehrte. Doch er tat es. Das wusste sie im Herzen, selbst wenn der Verstand dagegen sprach. Ihr fiel auf, dass auch er abgenommen hatte. Das ging ihr nahe – wie alles an ihm.
Als sie sich zu ihm auf die Couch setzte, schlug er die Augen auf und breitete die Arme aus. Sie redeten und küssten sich, schlummerten und umarmten sich die ganze Nacht lang.
Im Morgengrauen kehrte Candy zurück und fand die beiden eng umschlungen auf der Couch vor. Sie blieb in der Tür zum Wohnzimmer stehen und fragte mit einem breiten Grinsen: „Gehe ich recht in der Annahme, dass Glückwünsche angebracht sind?“
Gina nickte mit strahlendem Gesicht. „Wir kaufen heute Verlobungsringe.“
Mit spöttischem Blick wandte Candy sich an Harry. „Sie sind zwar ein Spätzünder, aber wenn Sie mal was kapiert haben, lassen Sie sich durch nichts mehr aufhalten, wie?“
„Darauf können Sie wetten.“ Sein Lächeln wirkte zurückhaltend. „Und Sie sollten sich noch in dieser Woche nach einer neuen Mitbewohnerin umsehen, denn nächsten Samstag um diese Zeit wird Gina Mrs. Breedon sein.“
„Kein Problem.“
„Natürlich komme ich für Miete und Nebenkosten auf, bis Sie jemanden gefunden haben.“
„Das müssen Sie nicht.“
„Doch.“ Er verzog das Gesicht. „Womöglich hätte ich noch monatelang auf der Leitung
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