Julia Extra Band 0294
ist daran auszusetzen?“
„Eine ganz vernünftige Frau“, zitierte sie mit unsicherer Stimme. „Vernünftige Frauen lassen sich doch nicht von egozentrischen Männern wehtun, oder?“
Er holte tief Luft. „Normalerweise nicht, und das bestätigt, dass ich recht habe. Er weiß dich nicht zu schätzen, und deshalb gehst du weg. Das klingt für mich vernünftig.“
Sie schwieg lange. Der Hund in der Ferne war verstummt. Die Kinder waren vermutlich ins Haus gelaufen. Sogar die Vögel hatten das Zwitschern eingestellt. Plötzlich war alles still ringsumher.
Gina schluckte schwer, bevor sie eröffnete: „Harry, ich muss dir etwas sagen.“ Mit bedrückter Miene holte sie tief Luft. „Was den Grund meines Umzugs nach London angeht …“ Sie hielt abrupt inne und blickte über die Schulter, als jemand ihren Namen rief. „Das ist mein Makler mit den Nachmietern. Ich muss gehen.“
„Warte.“ Er hielt sie am Arm fest. „Was wolltest du gerade sagen?“
„Das ist nicht weiter wichtig.“
„Doch.“ Er ahnte, dass es etwas Weltbewegendes war. „Sag es mir! Der Makler kann warten.“
Anscheinend sah der Makler das anders. Schon stand der Mann an Ginas Seite und sagte steif: „Wir haben elf Uhr vereinbart. Es gibt doch hoffentlich kein Problem?“
Harry blickte demonstrativ zur Uhr. „Bis dahin bleiben noch zehn Minuten, und das einzige Problem ist, dass Sie ein äußerst wichtiges Gespräch stören.“
„Gehen Sie doch schon mal vor, Robert“, sage Gina beschwichtigend. „Ich komme sofort nach.“ Sobald der Makler mit den Nachmietern im Haus verschwunden war, fuhr sie Harry an: „Wie konntest du so grob sein!“
„Weil der Typ so arrogant ist. Aber verschwenden wir unsere Zeit nicht an ihn. Was wolltest du mir sagen?“
„Das würde jetzt zu lange dauern.“
„Dann warte ich, bis du die Wohnung übergeben hast.“
„Lieber nicht. Ich rufe dich an.“
„So, wie du mir versprochen hast, mir deine neue Adresse zu geben? Ich fürchte, darauf kann ich lange warten“, murrte er.
„Ich will nicht mehr darüber reden. Ich habe einen langen und anstrengenden Tag vor mir. Bitte geh jetzt.“
„Also gut. Leb wohl, Gina.“
„Leb wohl.“
Harry spürte einen Stich in der Brust. Um nichts Unbedachtes zu sagen, das er später bereut hätte, wollte er sich ohne ein weiteres Wort abwenden. Doch da sah er Verzweiflung in ihren Augen. Nichts auf der Welt hätte verhindern können, was dann geschah.
Er schloss Gina in die Arme und küsste sie so stürmisch, wie er es sich schon so lange ersehnte. Zuerst blieb sie ganz steif, aber dann begann sie zu zittern. Mit beiden Händen presste er sie an sich.
Ihre weichen Rundungen, der betörende Duft ihrer zarten Haut, die sinnlichen Lippen unter seinen, all das fachte sein Verlangen an. Ihre leisen Seufzer verrieten ihm, dass auch sie ihn begehrte. Was immer ihr der andere Mann bedeuten mochte, er – Harry Breedon – konnte ihre Leidenschaft wecken. Auch wenn sexuelle Lust das Einzige war, das sie empfand, so wollte er es schamlos ausnutzen.
Er ließ die Lippen hinab über ihren Hals wandern, und sie warf mit geschlossenen Augen den Kopf zurück und seufzte tief.
„Oh, Gina“, murmelte er aufgewühlt. Ihr Busen presste sich äußerst aufreizend an seine Brust, und einen Moment lang wunderte er sich, wie er so erregt sein konnte, obwohl sie beide voll bekleidet waren. Auch sie spürte die sinnliche Anziehungskraft zwischen ihnen, das bewies der Puls, der an ihrem Hals pochte.
Plötzlich wurde die verschlafene Stille der menschenleeren Straße von dem lauten Dröhnen eines Motorrades zerrissen.
Gina brach den Kuss ab und stemmte sich gegen seine Brust. „Lass mich bitte los.“
Er hielt sie fest. „Siehst du, wie es mit uns sein könnte? Gina, ich …“
„Nein! Ich will das nicht!“
Er ließ die Arme sinken und sagte mit bewegter Stimme: „Du kannst nicht leugnen, dass etwas Besonderes zwischen uns ist. Ich will dich, und ich weiß, dass du mich auch willst. Dein Körper sagt es mir.“
Das Motorrad sauste an ihnen vorbei, viel zu schnell für einen beschaulichen Samstagmorgen in einer ruhigen Wohngegend.
Mit großen Augen blickte sie Harry an. „Mir reicht sexuelle Befriedigung nicht. Für mich muss es mehr sein.“
Gereizt strich er sich durch das Haar. „War es mit dem anderen Typen auch so schön? Konnte er dich nur mit einem Kuss so erregen wie ich?“
Nach kurzem Zögern murmelte sie: „Ja, mindestens.“
Das Dröhnen des
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