Julia Extra Band 0294
Bonanzas“, verkündete Mick, „und der Toast kommt auch gleich.“
Sie hätte ihn erwürgen können. Doch sie zwang sich, ihm mit einem Lächeln zu danken, als er zwei übervolle Teller auf den Tisch stellte. Sobald er wieder verschwand, fragte sie Harry: „Was wolltest du gerade sagen?“
Er zögerte. „Lassen wir das lieber. So, wie die Dinge liegen, wäre es unangebracht.“
„Was meinst du damit?“
Bevor er antworten konnte, kehrte Mick mit dem Toastbrot zurück. Kurzerhand zog er sich einen Stuhl heran, setzte sich und wandte sich an Harry. „Dieser Geschäftsplan, zu dem du mir geraten hast – ich habe beschlossen, ihn anzunehmen.“
„Gut.“
„Ich verpflichte mich doch zu nichts, oder? Und bei den jetzigen Umsätzen ist der Zeitpunkt günstig. Wie fange ich es also am besten an?“
Gina seufzte im Stillen. Vorbei war es mit dem persönlichen Gespräch. Den Tränen nahe, nahm sie das enorme Frühstück in Angriff und revidierte ihre ursprünglich positive Meinung von Mick. Sie konnte ihn nicht ausstehen.
10. KAPITEL
Um kurz nach halb elf hielt Harry am Straßenrand vor Ginas Wohnung und streckte sich, so weit es ihm in dem engen Auto möglich war. „Ich platze fast. Nach Micks Frühstück habe ich immer den Drang, ins Fitnessstudio zu eilen und Kalorien abzuarbeiten.“ Er seufzte. „Die Übergabe ist um elf?“
Gina nickte stumm.
„Brauchst du Hilfe bei irgendwas?“
Sie schüttelte den Kopf. „Es ist alles klar.“
„Das glaube ich nicht.“ Spontan beugte er sich zu ihr und küsste ganz sanft ihre Lippen. „Tut mir leid, dass es sich so entwickelt hat.“
„Wie denn?“
„Dass du wegen deinem Ex weggehen musst.“
Sie stieg wortlos aus.
Er folgte ihr mit einem vagen Lächeln. „Dann heißt es jetzt wohl Abschied nehmen. Ein Jammer! Daisy und ihre Schwestern werden dich vermissen.“
„Sie haben doch dich“, flüsterte sie, ohne ihn anzusehen.
Sie sah klein und schutzbedürftig aus, und es kostete ihn eine enorme Willenskraft, sie nicht in die Arme zu ziehen. Wie hatte er nur so blind und dumm sein können?
Seit Anna war es für Harry lediglich ein angenehmer Zeitvertreib, mit einer Frau ins Bett zu gehen – körperlich befriedigend und manchmal auch geistig anregend, mehr nicht. Doch mit Gina war es anders: Im Laufe der Zeit hatte sich unaufhaltsam ein beunruhigendes Gefühl eingestellt. Trotzdem hatte er es verdrängt und somit Wochen oder sogar Monate vergeudet – aus Angst, die Kontrolle zu verlieren.
„Ja, sie haben mich“, bestätigte er, „aber ich bin im Grunde meines Herzens ein altmodischer Mensch. Du weißt schon: Der Mann sorgt mit Strenge für Disziplin, die Frau verwöhnt die Babys maßlos mit ihrer Güte.“
Ein kleines Lächeln spielte um ihre zitternden Lippen. „Alle Frauen, die ich kenne, würden dich für diese Bemerkung als chauvinistischen Mistkerl bezeichnen.“
„Ich habe nie behauptet, perfekt zu sein. Dass ich es nicht bin, weißt du ja am besten.“
„Allerdings.“
„Und weil ich so selbstsüchtig bin, will ich nicht den Kontakt zu der einzigen Frau in meinem Leben verlieren, mit der ich reden kann.“ Er legte ihr eine Hand an die Wange. „Ich weiß, dass du mit deinem alten Leben total abschließen willst, aber das geht nicht so einfach. Deine Familie und Freunde sind hier. Hin und wieder werdet ihr euch gegenseitig besuchen. Ich bestehe darauf, auf die Liste gesetzt zu werden.“
Sie wich einen Schritt zurück, und er ließ die Hand sinken.„Ich habe dir doch gesagt, dass ich das für keine gute Idee halte.“
„Und ich habe dir gesagt, dass ich nicht einverstanden bin.“ Beschwichtigend hob er die Hände.„Okay, mein Vorschlag vorhin war vielleicht etwas daneben, aber es spricht doch nichts dagegen, dass wir Freunde bleiben.“
Sie lachte nervös auf. „Typisch Harry! Du akzeptierst wohl nie ein Nein, oder?“
„Höchst ungern. Eine Charakterschwäche seit meiner Kindheit.“
„Ist dir schon mal in den Sinn gekommen, dass ich genauso starrsinnig sein kann wie du?“
„Sicher.“ Er blickte ihr in die wundervoll blauen Augen, die seltsam verschleiert wirkten. Das Atmen fiel ihm schwer.
Vögel zirpten in den Bäumen am Straßenrand; irgendwo in der Ferne bellte ein Hund; Kinder spielten lärmend in einem Garten in der Nachbarschaft.
„Aber ich denke, dass du eigentlich eine ganz vernünftige Frau bist. Hin und wieder zusammen essen, ins Kino oder mit den Hunden spazieren gehen, wenn du hier bist – was
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