Julia Extra Band 0297
betrachtete ihn eingehend. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen, du bist seit dem Frühstück größer geworden.“
Stolz nickte er. „Im letzten Monat bin ich zweieinhalb Zentimeter gewachsen. Milly sagt, ich mache einen Schub, und darum darf ich so viel Eis essen, wie ich will – damit ich nicht vom Fleisch falle.“
„Das freut mich für dich“, erwiderte Isabelle und lächelte.
Noch war er ein Kind, aber bald würde er zum Mann reifen. Und seinem Vater immer ähnlicher werden.
„Ist Grandmère böse auf dich?“, erkundigte Alexander sich besorgt.
„Ja, mein Schatz.“
„Warum?“
„Sie will, dass ich einen Prinzen heirate, aber ich will einen anderen Mann.“
„Paolo Caretti?“
Verblüfft sah Isabelle den Jungen an. „Was weißt du denn von ihm?“
„Ich bin doch kein Baby mehr und kann schon lesen. Mr. Caretti interessiert mich, weil er mich vor dem Entführer gerettet hat. Ich mag ihn – nicht den Entführer natürlich, sondern Mr. Caretti. Er ist nett.“ Alexander legte den Kopf schief. „Als er mich zurückgebracht hat, habe ich gedacht, du findest ihn auch nett. Warum mag Grandmère ihn denn nicht?“
„Das ist eine lange Geschichte“, erwiderte Isabelle ausweichend.
Der Junge straffte sich und setzte eine wichtige Miene auf. „Also, wenn du Mr. Caretti heiraten möchtest, gebe ich dir als Fürst von San Piedro meine Erlaubnis dazu. Mehr noch“, fügte er großspurig hinzu, „ich gebe dir meinen Segen.“
Gerührt küsste Isabelle ihn auf den Scheitel. „Ich danke dir, mein Lieber.“
Wie herrlich wäre es, mein Leben mit Paolo zu verbringen, dachte sie träumerisch. Er liebte sie zwar nicht, aber er respektierte und mochte sie offensichtlich. Das reichte doch, oder? Solange sie darauf vertrauen konnte, dass er ihr nicht wehtun … und Alexanders Geheimnis nicht lüften würde.
Ich kann Paolo vertrauen, sagte sie sich eindringlich. Der Schwangerschaftstest würde negativ ausfallen, und das wäre der Beweis dafür, dass Paolo sie nicht angelogen hatte.
Mit diesem Gedanken verabschiedete sie sich von Alexander und lief in ihr Apartment, um endlich den Test zu machen und alle Zweifel auszuräumen.
Wenig später stand sie da und starrte fassungslos auf den Teststreifen, der zweifelsfrei bewies, dass sie schwanger war.
Schwanger!
Das Wort ging Isabelle nicht aus dem Kopf, als sie zurück zur Villa Cerini fuhr. Sie hatte Paolo vertrauen wollen und beinahe geglaubt, sie könne das auch.
Und er hatte sie angelogen!
Oder?
Angestrengt versuchte sie, sich genau zu erinnern, was er gesagt hatte … Von einer Sterilisation hatte er nie gesprochen. Stattdessen hatte er gesagt, es wäre unmöglich, dass sie schwanger werden würde und das Kind allein aufziehen müsse.
Plötzlich bekam der Satz eine völlig andere Bedeutung.
Dann fiel ihr ein, dass Paolo wortwörtlich gesagt hatte, er wolle sie verführen, schwängern und heiraten.
Also hatte er sie nicht angelogen, sondern ihr von Anfang an ganz offen die Wahrheit gesagt.
Allerdings klang die so unwahrscheinlich, dass ich ihm nicht geglaubt habe, stellte Isabelle fest. Darum hatte sie Paolos Worte falsch interpretiert und nicht darauf bestanden, dass er Kondome benutzte.
Wie hatte sie nur so dumm sein können!
Trotz des strahlenden Sonnenscheins fror sie.
Am Straßenrand fuhr eine Vespa los und folgte ihr. Die Paparazzi ließen ihr keine Ruhe.
Was würde in den Zeitungen stehen, wenn herauskam, dass Prinzessin Isabelle de Luceran, schwanger war? Was würde ihre Mutter sagen? Und wie würde es sich auf Alexander auswirken?
Plötzlich sehnte sie sich unendlich danach, von Paolo in die Arme genommen zu werden. Dann würde alles gut werden. Ihm fiel ganz sicher eine Lösung für alle Probleme ein.
Immerhin hatte er ihr die Wahrheit gesagt, sie hatte ihm nur nicht geglaubt.
Isabelle gab Gas und versuchte, die Vespa hinter sich abzuhängen.
Im Hof der Villa parkte sie das Auto neben dem pompösen Brunnen und eilte die Freitreppe hinauf. Drinnen in der Eingangshalle war es still und kühl.
Paolo saß vermutlich noch im Arbeitszimmer. Er wollte ja mit Valentina einige neue Unterlagen durchsehen, bevor er die letzten Vorbereitungen für das Rennen am späten Nachmittag traf.
Danach hätten sie genug Zeit für ausführliche Gespräche, viel Gelächter … und ganz viel Liebe.
„Paolo!“, rief Isabelle.
„Ich glaube, er ist oben, Hoheit“, teilte ihr ein Dienstmädchen mit, das gerade durch die Halle
Weitere Kostenlose Bücher