Julia Extra Band 0297
und endlich den Test machen, aber der Berater ihrer Mutter hielt sie auf.
„Danke, dass Sie gekommen sind, Hoheit“, begrüßte er sie kühl. „Die Fürstin möchte dringend mit Ihnen über Ihre Hochzeitspläne sprechen.“
„Ja, das weiß ich. Gleich komme ich zu ihr, ich muss nur vorher noch etwas erledigen.“
„Heute ist der Geburtstag der Fürstin. Das haben Sie doch nicht vergessen?“
„Natürlich nicht. Trotzdem muss ich zuerst in mein Apartment“, beharrte Isabelle.
„Dann bringe ich Sie dorthin und eskortiere Sie anschließend zu Ihrer Mutter.“
Beinah hätte sie hysterisch gelacht. Den Test machen, während der mürrische alte Kammerherr quasi an ihrer Badezimmertür lehnte?
Isabelle gab sich geschlagen. „Gut, ich gehe sofort zu ihr.“
„Sie ist im Audienzsaal“, teilte Monsieur Florent ihr mit und ging voraus.
Beim Gespräch mit ihrer Mutter war er nicht anwesend. Doch die Fürstin war so kalt und streng, dass Isabelle ihn sich beinahe als Puffer oder Stütze zurückwünschte.
„Ich kann nicht fassen, dass meine Tochter so dumm ist“, rief Fürstin Clothilde und lief rastlos im Saal hin und her. „Paolo hat dich schon einmal hintergangen und ins Unglück gestürzt. Genügt dir das nicht? Wie konntest du dich bloß wieder mit ihm einlassen?“
„Er hat Alexander gerettet. Bedeutet dir das gar nichts, Ma man?“
Die Fürstin blieb stehen. „Doch, ich bin ihm sogar unendlich dankbar. Aber es hätte genügt, ihm ein kostbares Geschenk und eine Dankesnote zu senden, anstatt ihm deinen guten Ruf zu opfern. Und während du vor aller Augen mit deinem Liebhaber turtelst, treibt unser kleines Land auf den Ruin zu.“ Der Blick, mit dem sie ihre Tochter bedachte, war kalt und hart wie Stahl. „Du musst einen Mann heiraten, der San Piedro nützlich sein kann. Kurz gesagt: Magnus von Trondhem.“
„Ich liebe aber Paolo!“, hielt Isabelle leise dagegen.
Seufzend setzte ihre Mutter sich auf den Thron. „Paolo Caretti ist ein herzloser Playboy. Wenn er genug von dir hat …“
„Er hat mich gebeten, seine Frau zu werden“, unterbrach Isabelle sie.
„Tatsächlich? Und was hast du geantwortet?“
„Natürlich habe ich Nein gesagt!“
„Dem Himmel sei Dank! Wenigstens hast du noch einen Funken Verstand übrig. Du kannst Paolo Caretti jetzt genauso wenig heiraten wie vor zehn Jahren. Inzwischen hat er Geld, aber noch immer keine Manieren und keine moralischen Grundsätze.“ Angewidert schüttelte die Fürstin den Kopf. „Einen neureichen Rennfahrer wie ihn mit einem Gangster als Vater würde ich nicht einmal als Chauffeur einstellen.“
„Paolo ist nicht wie sein Vater“, protestierte Isabelle vehement. „Man kann ihm vertrauen. Denke ich. Hoffe ich …“
„Ich verstehe. Du vertraust ihm also … so sehr, dass du ihm erzählt hast, wer Alexanders Vater ist?“
Isabelle schluckte nur trocken.
Während ihre Mutter den Vorteil unerbittlich nutzte. „Ich weiß, Kind, dass du viel zu früh erwachsen werden und Pflichten übernehmen musstest. Dass du jetzt über die Stränge schlägst und nur an dein Vergnügen denkst, ist verständlich. Aber … es kann nicht ewig so weitergehen! Vor dem Rennen wäre es natürlich nicht günstig, aber morgen wirst du deinem Liebhaber den Laufpass geben – und dann zu Magnus gehen und ihn bitten, dich trotz allem zu heiraten.“
„Aber ich liebe Magnus nicht!“, rief Isabelle unbeherrscht.
„Sei froh“, erwiderte ihre Mutter zynisch. „Etwas Besseres könnte dir gar nicht passieren. Und jetzt geh! Ich möchte dich nicht den ganzen Nachmittag in meine Geburtstagstorte weinen sehen.“
Als Isabelle den Audienzsaal verließ, war ihr kalt und elend zumute. Ihre Mutter hatte genau das gesagt, was zu erwarten gewesen war – und wogegen es keine Argumente gab. Sie vertrat die Seite der Vernunft.
Was konnte die Liebe dagegen ausrichten?
Aber Isabelle hatte Paolo ihr Herz geschenkt und in den vergangenen Wochen mit ihm keinen Fehler an ihm entdeckt.
Bis auf einen natürlich: Er liebte sie nicht und würde sie auch nie lieben.
„Tante Isabelle!“, erklang es hinter ihr.
Hinter einer Rüstung versteckt entdeckte sie Alexander. Strahlend streckte sie die Hände nach ihm aus. Er kam angelaufen und schlang ihr, als sie sich bückte, die Arme um den Nacken.
Am liebsten hätte sie ihn ewig so festgehalten und sich von seiner Nähe trösten lassen, aber sie durfte ihn nicht mit ihren Gefühlen belasten.
Also richtete sie sich auf und
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