Julia Extra Band 0299
lagen blank.
„Wir nehmen dich eine Weile mit, damit dein reicher Ehemann Zeit hat, darüber nachzudenken, wie viel du ihm wert bist. Und sobald wir unser Ziel erreicht haben, werden wir mit dir …“ Und dann beschrieb er in entsetzlichen Details, was sie mit ihr vorhatten. Rosanne verschloss ihren Geist vor den Drohungen, es war die einzige Möglichkeit, nicht den Verstand zu verlieren.
Wenigstens hatte Zac sich einigermaßen beruhigt. Tränen brannten in ihren Augen. Zac. Ihm durfte nichts geschehen. Insgeheim schwor sie sich, ihn mit aller Macht zu beschützen. Wenn die Männer ihm etwas antun wollten, mussten sie sie vorher schon umbringen.
Eine Ewigkeit waren sie auf holprigen Straßen unterwegs, dann hielt der Wagen plötzlich an. Einer der Männer zog Rosanne aus dem Wagen und nahm ihr die Augenbinde ab.
„Du kannst ruhig sehen, wo wir sind, querida . Hier ist es viel zu abgelegen, als dass jemand vorbeikommen könnte.“
Er schubste sie auf eine kleine Steinhütte zu. Bis zum Horizont erstreckte sich felsige Berglandschaft. Vegetation gab es kaum.
Verzweiflung machte sich in Rosanne breit. Die Hütte besaß keine Fenster, war kalt und feucht. Sie wurde hineingestoßen, die Babytasche flog achtlos auf den Boden.
Sie setzte Zac auf der Matratze ab, die in einer Ecke lag, und durchforstete die Tasche. Das Display des Handys war gesprungen, das Gerät funktionierte nicht mehr.
Glücklicherweise hatte sie ein paar Kekse eingepackt, mit denen sie Zac eine Weile beschäftigen konnte. Sie gab ihm die Trinkflasche und wechselte seine Windeln, versuchte, alles so normal wie möglich zu gestalten.
Leider erwachten bald seine Lebensgeister, und er wollte spielen. Aufgekratzt lief er in dem kargen Raum umher, griff nach der Türklinke. Als ihm klar wurde, dass die Tür verriegelt war, brach er in herzzerreißendes Weinen aus.
Genau in diesem Moment wurde die Tür aufgestoßen und Zac nach hinten geschleudert. Einer der Männer kam herein, die Hand zum Schlag erhoben.
„Nein!“, schrie Rosanne auf und zog Zac aus dem Gefahrenbereich. Der Mann verpasste ihr eine Ohrfeige, gerade als sie sich aufrichten wollte. Sie taumelte rückwärts und schmeckte Blut an ihren Lippen.
Wieder wollte der Mann auf Zac losgehen, aber sie warf sich wie eine Löwin dazwischen und presste ihn fest gegen ihre Brust. „Rühren Sie ihn nicht an!“
Der Mann machte noch einen Schritt, doch Rosanne wich nicht zurück.
Das schien ihn zu verwirren, denn er blieb stehen. „Wenn ich ihn auch nur atmen höre, werfe ich ihn in die Schlucht.“
Er ging und knallte die Tür hinter sich zu. Zitternd sank Rosanne auf die Matratze. Zac verhielt sich zum Glück still. Sanft redete sie auf ihn ein, bis er eingeschlafen war.
In dem fensterlosen Raum verlor sie jedes Zeitgefühl. Den schlafenden Zac in Armen, nickte auch sie schließlich ein. Irgendwann schreckte sie hoch und hatte keine Ahnung, wie viele Stunden vergangen sein mochten.
Sie fühlte sich ganz steif, ihre Beine waren eingeschlafen und begannen, unangenehm zu kribbeln.
Plötzlich spürte sie, dass draußen etwas vor sich ging. Da war etwas. Auch Zac wachte auf und begann zu quengeln. Sofort stand Rosanne auf und stellte sich beschützend vor ihn.
Das war’s. Sie würden kommen, ihr Zac wegnehmen und dann … Sie schluckte und verbat sich, den Gedanken weiterzuverfolgen.
Die Tür wurde geöffnet, das Licht einer Taschenlampe fiel in den Raum. Rosanne blinzelte. „Wenn Sie meinen Sohn wollen, müssen Sie mich erst umbringen. Mein Ehemann ist schon auf dem Weg hierher, und er weiß genau …“
„Rosanne? Mi Dios , was haben Sie dir angetan?“
Im ersten Moment glaubte sie, sie halluziniere. Das konnte doch unmöglich sein!
„Sandro …?“
„ Si . Ich bin es.“ Die Stimme klang gar nicht nach ihm. Sie durfte ihren Sinnen nicht trauen. Der Unbekannte kam in den Raum, hinter ihm konnte sie noch mehr Lichter ausmachen.
Und dann stand Isandro vor ihr. Groß und dunkel in dem schwachen Licht, und atemberaubend lebendig und wirklich.
Wenn das eine Halluzination war, würde sie zumindest glücklich sterben.
10. KAPITEL
Endlich erlaubte sich Rosanne, ihren Augen zu trauen. Unendliche Erleichterung durchflutete sie. „Isandro, es tut mir so leid. Ich hätte nicht nach Sevilla fahren dürfen. Wenn wir zu Hause geblieben wären, wäre das alles nicht passiert. Du hattest recht. Ich hätte überhaupt nie zurückkommen dürfen. Es ist alles meine Schuld …“
Isandro
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