Julia Extra Band 0299
er nicht mehr, aber sie hatte trotzdem mit einem Makler in Osuna Kontakt aufgenommen.
Heute Abend, nach einem furchtbar steifen Dinner, überraschte er sie mit dem Angebot, sie könne morgen mit Zac einen Ausflug nach Sevilla machen. Ohne sich eine Regung anmerken zu lassen, stimmte sie zu. Seit ihrem letzten Besuch empfand sie die Stadt als zu laut und zu hektisch.
Nach dem Essen bat Isandro sie, ihm in sein Arbeitszimmer zu folgen. Misstrauisch blieb sie hinter einem Stuhl stehen und zwang sich, den Blick nicht auf ihn zu richten. In Jeans und einem leichten Pullover sah er unglaublich sexy aus. Aber seine Leidenschaft war eindeutig erloschen, und sie würde sich nicht die Blöße geben, ihm ihre Sehnsucht zu gestehen.
Er öffnete einen Aktenschrank und zog einen kleinen silbernen Gegenstand hervor, den er ihr reichte. „Hier. Das ist ein Handy.“
Verwirrt betrachtete sie das Gerät. „Ich besitze eines.“
„Du brauchst aber dieses, wenn du mit meinem Sohn in die Stadt fährst.“
„Er ist auch mein Sohn!“
„In diesem Handy sind alle meine Nummern für Notfälle gespeichert.“
„Was soll denn passieren?“
„Du musst einfach vorsichtig sein. Nach dem Abend in Sevilla haben einige Zeitungen über uns berichtet. Die Menschen wissen, dass du wieder hier bist. Solche Veränderungen bedeuten auch immer eine gewisse Gefahr.“
Rosanne erschauerte. Ein so wohlhabender Mann wie Isandro konnte leicht zur Zielscheibe aller möglichen Verbrechen werden.
„Wir müssen nicht nach Sevilla fahren …“
Verärgert schüttelte Isandro den Kopf. Konnte sie denn nicht sehen, dass er ihr nur einen Gefallen tun wollte? Die Wahrheit war nämlich, dass er seit jenem Abend, an dem er ihr Weinen gehört hatte … Angst um sie hatte.
Endlich griff sie nach dem Telefon. „Ich verstehe immer noch nicht, inwiefern es sich von meinem unterscheidet.“
„Wenn irgendetwas passiert, drück einfach auf Taste eins. Zur Sicherheit fährt dich natürlich Hernán.“
Einen Moment betrachtete Rosanne das glänzende Telefon, dann wandte sie sich wortlos zum Gehen. An der Tür rief Isandro sie zurück.
„Wir sehen uns dann in meinem Büro. Alle freuen sich schon darauf, Zac zu sehen.“
Unvermittelt durchflutete sie Freude über die banalen Worte. Fast schien es, als seien sie ein ganz normales Paar, das sich über die Pläne für den nächsten Tag unterhielt.
Doch genauso plötzlich wurde Rosanne auch noch etwas anderes klar. Wie hatte sie nur so naiv sein können?
„Hier geht es überhaupt nicht um meine Sicherheit, oder? Du hast Angst, dass ich mit Zac weglaufe, sobald du mir die kleinste Chance dazu gibst! Das ist alles ein Test!“
Isandro war aufrichtig verblüfft. Nicht eine Sekunde hatte er diesen Aspekt bedacht. Er kam sich dumm vor, weil es ihm entgangen war. Denn offensichtlich war es das Erste, was ihr dazu einfiel.
„Empfindest du es als so einengend, wenn ich mir Sorgen um euch mache?“
„Wann wirst du mir endlich vertrauen? Wann wirst du endlich begreifen, dass ich nur das Beste für Zac will?“
In seinen Augen blitzte es auf. „Vielleicht am Sankt Nimmerleinstag.“
Rosanne atmete tief durch. „Du kannst uns eine Armee mitschicken, wenn du willst, Isandro. Es kümmert mich nicht.“
Aber das war eine Lüge.
Isandro setzte sich hinter seinen Schreibtisch und fuhr sich mit den Händen durchs Haar. Selbst vorhin, als sie vor ihm gestanden und sich mit ihm gestritten hatte, war eine Woge des Verlangens in ihm aufgestiegen. Er wollte sie. Als Geliebte oder Ehefrau. In seinem Bett.
Nach jener Nacht hatte er sich geschworen, sie nie wieder anzurühren. Aber würde er den Schwur wirklich halten können? Diese Frau zeigte ihm mühelos seine Grenzen auf, und sie wusste es nicht einmal. Aber wenn sie es wüsste, wenn sie es auch nur eine Sekunde vermutete …
Das Telefon klingelte, und sein Assistent meldete sich.
„Was …? Gar nichts …?“ Wieder fuhr er sich durchs Haar. „Ja, ich will, dass weitergesucht wird. Drehen Sie jeden verdammten Stein um. Sie kann unmöglich für zwei Jahren verschwunden sein, ohne eine Spur zu hinterlassen.“
Frustriert knallte er den Hörer auf die Gabel. In jener Nacht hatte sie ihm erzählen wollen, wo sie all die Zeit gesteckt hatte. Aber er würde sich ihre Märchen nicht anhören, bevor er nicht selbst die Wahrheit herausgefunden hatte.
Mürrisch betrachtete Rosanne am nächsten Tag das silberne Handy. Schließlich warf sie es schulterzuckend in die
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