Julia Extra Band 0299

genau der Ring, den ich meiner Verlobten schenken würde.“
    „Ich bin aber nicht deine Verlobte“, stellte sie klar.
    „Derzeit schon.“
    Ilana schaute auf den Brillantring. „Danke. Er ist wirklich wunderschön.“ Sie begegnete seinem unergründlichen Blick. „Ich werde ihn hüten wie meinen Augapfel, und wenn alles vorbei ist, bekommst du ihn sofort zurück.“
    „Nichts zu danken.“
    Es war, als stünde sie neben sich selbst und beobachtete, wie er ihr die Hände auf die Schultern legte. Dann beugte er sich zu ihr herunter und küsste sie so leidenschaftlich, dass ihr schwindelig wurde. Nachdem er den Kuss beendet hatte, zitterte sie am ganzen Körper. Du lieber Himmel! Der Mann drohte ihr ganzes Leben auf den Kopf zu stellen. Und sie wusste auch warum, weil er sie tiefer berühren konnte als jeder andere Mann, den sie je zuvor kennengelernt hatte.
    Wenn sie es zuließ.
    Aber sie würde es nicht zulassen.

9. KAPITEL
    Am nächsten Morgen ging Ilana mit ihrem Müsli nach draußen auf die Terrasse, wo Xandro gerade seinen Kaffee austrank.
    „Hallo.“
    Er kam auf sie zu, hob sich ihr Gesicht entgegen und küsste sie auf den Mund, was bei ihr sofort den Wunsch nach mehr auslöste. Unaufhaltsam drang er in ihr Leben ein und weckte Gefühle in ihr, von denen sie lieber nichts wissen wollte. Angesichts ihrer schlechten Erfahrungen war emotionale Sicherheit für sie das Wichtigste. Es hatte lange gedauert, bis ihre Wunden geheilt waren, und sie hatte sich geschworen, nie wieder zuzulassen, dass ihr ein Mann zu nahe kam.
    Und doch befand sie sich derzeit in einer Situation, die sie kaum kontrollieren konnte, in einer nahen und fast persönlichen Gemeinschaft mit einem Mann, der ihr emotionales Gleichgewicht so stark ins Wanken brachte, dass sie am liebsten auf dem Absatz kehrtgemacht hätte und davongelaufen wäre.
    Aber das ging nicht … noch nicht jedenfalls.
    Und das übermütige Glitzern, das in seinen Augen aufblitzte, als sie sich von ihm losriss und an den Tisch setzte, half ihr auch nicht weiter, im Gegenteil.
    „So gegen sieben sollten wir heute Abend fahren.“
    Sie nickte, während Xandro sein Jackett von der Stuhllehne nahm und hineinschlüpfte.
    „Dann viel Spaß heute.“ Sie rang sich ein strahlendes Lächeln ab, von dem er sich jedoch nicht täuschen ließ, und schlug die Zeitung auf, um beim Essen die Überschriften zu überfliegen. Eben hatte sie ihr Frühstück beendet, als ihr Handy klingelte. Ein Blick aufs Display verriet ihr, dass es Ben war.
    „Ich warte am Vordereingang und bin jederzeit einsatzbereit“, verkündete er.
    Ilana schaute auf ihre Uhr. „In fünf Minuten?“ Sie brauchte nur noch ihre Tasche und ihren Laptop zu holen.
    Am Abend reichte ihr eine knappe Dreiviertelstunde, um zu duschen und sich zurechtzumachen. Ilana zog ein elegantes Abendkleid aus dunkelgrüner Seide an, dazu wollte sie eine mit feinen Goldfäden durchwirkte Kaschmirstola tragen. Ergänzt wurde ihre Robe von High Heels und einer eleganten Abendtasche. Dazu wählte sie, passend zum neuen Ring, Brillantohrstecker und ein schmales, brillantenbesetztes Armband.
    Xandro, der in dem eleganten Frack, dem weißen Hemd samt schwarzer Fliege umwerfend gut und ungeheuer männlich aussah, blickte ihr entgegen, während sie die Treppe nach unten ging. Ihr Herz klopfte viel zu schnell, als sie sich zu ihm gesellte.
    Kein Mann hatte das Recht, eine derart animalische Kraft auszustrahlen oder so viel elementarer Sinnlichkeit. Diese Mischung war hochexplosiv und sehr gefährlich für den Seelenfrieden einer Frau. Dicht unter seiner zivilisierten Oberfläche lauerten unübersehbar Wildheit und Leidenschaft, was dazu führte, dass man sich wünschte herauszufinden, an welchem Punkt er die Kontrolle verlor.
    Falls man so veranlagt war … und daran, dass viele Frauen so veranlagt waren, bestand wohl kaum ein Zweifel. Die Vorstellung, dass es ausgerechnet bei ihr anders sein sollte, war lachhaft.
    „Hallo, Ihr Lieben! Alles Gute für euch! Herzliche Glückwünsche! Wann soll das große Ereignis denn stattfinden?“
    Solche und ähnliche Worte hörten sie den ganzen Abend über immer wieder. Dabei gab es von allen Seiten Luftküsse und Umarmungen, während Ilana und Xandro an Bord der großen Luxusjacht mit Champagnergläsern in der Hand inmitten der etwa dreißig geladenen Gäste übers Deck flanierten. Ilana identifizierte einen berühmten australischen Filmschauspieler mit Ehefrau, drei Großindustrielle und zwei