Julia Extra Band 0299
nah, dass Ilana instinktiv die Hand ausstreckte.
„Ilana.“
Die Traumbilder verblassten, während sie langsam in einem Schlafzimmer erwachte … das nicht ihres war, wie sie gleich darauf erkannte. Ihre Augen weiteten sich vor Angst, als ihr klar wurde, dass sie nicht allein war.
Ängstlich drängte sie sich gegen den Kopfteil des Bettes, bis sie sich erinnerte, wo sie war. Ihr Adrenalinspiegel sank, ihr Herzschlag verlangsamte sich.
Ein Albtraum. Gott sei Dank. Es war nur ein Albtraum.
„Alles in Ordnung.“
Xandro unterdrückte einen Fluch. Von wegen!
Er war durch ihren Schrei geweckt worden, gleich darauf hatte er einen zweiten gehört. Außer sich vor Sorge war er sofort in ihr Schlafzimmer gestürmt. In diesem Moment hätte er den Mann, der ihr derartige Qualen bereitete, am liebsten in Stücke gerissen.
„Passiert dir das öfter?“
Ganz ruhig, befahl sie sich. Es war nur eine Panikattacke, sonst nichts. Sie versuchte, sich auf ihre Atmung zu konzentrieren, so wie sie es in der Therapie gelernt hatte, und zwang sich, seinem prüfenden Blick standzuhalten.
Bis gestern Abend hatte sie sich gut gehalten. „Manchmal gibt es einen Auslöser.“
„Möchtest du darüber reden?“
Unwillig verzog sie den Mund. „Bist du mein Therapeut?“ Ihre Augen waren klar.
Der Versuch, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen, brauchte Zeit. Obwohl es selbst dann nicht immer klappte.
„Brauchst du etwas zum Einschlafen?“
Wenn sie aus einem Albtraum aufschrak, wagte Ilana niemals gleich wieder einzuschlafen. Denn manchmal kehrte sie im Traum an genau dieselbe Stelle zurück, aus der sie aufgewacht war.
„Ich lese noch eine Weile. Vielleicht setze ich mich auch an meinen Laptop.“
Seine Anwesenheit beunruhigte sie mehr, als sie sich eingestehen wollte. Die Jeans saß ihm tief und locker auf der Hüfte, außerdem hatte er sich nicht die Mühe gemacht, ein Hemd überzuziehen … jetzt konnte sie noch deutlicher sehen, dass seine Schultern keine Polster benötigten. Sie waren wirklich atemberaubend breit. Bei jeder Bewegung zeichneten sich harte Muskelstränge ab, und sie konnte die Wärme spüren, die sein Körper ausstrahlte.
Xandro sah, dass ihre Augen zu groß in einem zu blassen Gesicht standen. Ein Teil von ihm hätte sich am liebsten neben sie gelegt, sie in die Arme genommen und ihr versichert, dass ihr brutaler Ex nie mehr eine Gelegenheit bekommen würde, ihr wehzutun.
Aber er beherrschte sich und wich in Richtung Tür zurück. „Sag mir, wenn du mich brauchst.“
Ganz bestimmt.
Sollte sie etwa einfach in sein Zimmer gehen, ihn wecken und sagen Bitte, hilf mir, ich habe Angst?
Niemals.
Schweigend schaute sie zu, wie er das Zimmer verließ und leise die Tür hinter sich schloss. Da sie nicht wagte, wieder einzuschlafen, holte sie ihren Laptop heraus und schrieb eine lange E-Mail an Liliana, dann blätterte sie eine Modezeitschrift durch, die sie sich von zu Hause mitgenommen hatte. Doch auch die war irgendwann ausgelesen.
Wie viele Stunden mochten es bis Tagesanbruch noch sein? Zwei … drei?
Ein Blick auf die Uhr verriet es ihr. Sie stöhnte. Entschieden zu viele, um wach zu bleiben.
Deshalb beschloss sie, den Versuch zu wagen und doch wieder einzuschlafen. Sie löschte das Licht. Eine knappe Stunde später lag sie immer noch wach, während sich ihre Gedanken im Kreis drehten.
Verdammt, mach was … irgendwas.
Sie schlüpfte aus dem Bett und lief unruhig im Zimmer auf und ab. Dabei fiel ihr ein, dass sie jetzt gern eine Tasse heißen Tee trinken würde. Na schön, dann würde sie eben nach unten in die Küche gehen und sich einen Tee machen. Wer sollte da etwas dagegen haben?
Minuten später kochte im Wasserkocher das Wasser. Ilana öffnete die gläserne Tür eines Hängeschranks, um sich einen Becher herauszuholen, doch ehe sie danach greifen konnte, verspürte sie im Nacken ein heftiges Prickeln.
In dem Moment, in dem sie sich umdrehte und Xandro sah, sagte er: „Kannst du nicht schlafen?“
Wieder einmal hatte sie ihn nicht kommen hören. Jetzt ließ sie den Atem heraus, den sie vor Schreck angehalten hatte. Dabei nahm sie den Becher aus dem Schrank und stellte ihn auf den Tresen.
„Tut mir leid, wenn ich dich geweckt habe.“
Die Alarmanlage hatte ihm einen Eindringling gemeldet, und auf dem Monitor in seinem Schlafzimmer war angezeigt worden, wo sich dieser befand. Diesmal hatte sich Xandro außer der Jeans rasch noch ein T-Shirt übergestreift, bevor er nach unten
Weitere Kostenlose Bücher