Julia Extra Band 0299
Liebling, wie geht es dir?“
Liliana?
Wie spät war es? Was? Schon neun?
Beim Aufsetzen spürte sie, dass ihr immer noch alles wehtat.
„Ich habe gerade die Morgenzeitungen gelesen. Zum Glück war Xandro geistesgegenwärtig genug, mich anzurufen und mir von dieser Geschichte zu erzählen. Sonst hätte ich mich wirklich furchtbar erschrocken.“
Ilana unterdrückte ein Aufstöhnen. Natürlich! Sie hätte ihre Mutter längst anrufen müssen.
„Entschuldige, maman . Aber ich bin eben erst aufgewacht.“
„Xandro hat mir bereits alles erzählt.“
Ach ja?
Jetzt blieb nur zu hoffen, dass Liliana nicht auch noch den Unsinn von der angeblichen Verlobung in der Zeitung gelesen hatte.
„Ich freue mich so für dich. Xandro ist wirklich ein wunderbarer Mann.“
Bitte nicht. Ilana verabscheute es, ihre Mutter anzulügen. Mehr aber noch verabscheute sie wenig später sich selbst dafür, dass sie am Ende doch die Rolle der glücklich verlobten Tochter spielte.
Nachdem sie aufgelegt hatte, duschte sie kurz, dann schlüpfte sie in Jeans und Pullover, steckte ihr Haar flüchtig hoch und ging nach unten. Als Ilana die Küche betrat, war Xandro eben dabei, sich Kaffee einzuschenken, während Judith Eier in eine Pfanne schlug.
Er verzog den Mund zu einem freundlichen Lächeln, während sie zum Schrank ging, eine Tasse herausnahm und neben seine stellte. „Hallo.“
„Hallo.“ Er streifte mit den Lippen ihre Schläfe, dann küsste er sie flüchtig auf den Mund.
„Herzlichen Glückwunsch, meine Liebe.“ Judith lächelte herzlich. „Ich freue mich wirklich sehr für Sie beide.“
Lilianas Anruf war nur der erste in einer langen Reihe von Gratulationsanrufen, und bald schon entdeckte Ilana, dass es ihr nicht allzu schwer fiel, sich auf die Scharade einzulassen. Nach dem Mittagessen setzte sie sich mit Laptop und Skizzenblock auf die Terrasse, um zu arbeiten. Um kurz nach fünf klappte sie den Computer zu, suchte ihre Sachen zusammen und ging nach oben in ihre Suite. Weil sie immer noch Muskel- und Kopfschmerzen hatte, beschloss sie, lange und heiß zu duschen. Später wollte sie dann nach unten gehen, um für das Abendessen Knoblauchbrot und Salat zuzubereiten, da Xandro angekündigt hatte, Steaks zu grillen.
Als sie aus dem Bad ins Schlafzimmer kam, hörte sie ihr Handy klingeln. Sie meldete sich, aber niemand war dran. Ein paar Sekunden später hörte sie schwere Atemzüge, dann wurde die Verbindung unterbrochen. Ilanas Magen krampfte sich zusammen. Schon wieder Grant … das konnte nur Grant gewesen sein. Wie lange mochte es wohl noch dauern, bis er seinen nächsten Zug machte? Hoffentlich war bald alles vorbei. Lange würde sie dieses Warten darauf, dass etwas passierte, bestimmt nicht aushalten.
Es musste aufhören.
„Mm, dein Parfüm duftet aber wirklich gut. Sehr dezent.“
Sie war gerade dabei, den Salat zuzubereiten, als Xandro in die Küche kam und ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange gab.
„Das ist Seife. Und was hatte das eben zu bedeuten?“ Ilana schaute ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an und erhaschte sein schwaches Lächeln.
„Ich übe schon mal. Morgen Abend haben wir unseren ersten öffentlichen Auftritt als verlobtes Paar.“
Nun denn. „Am besten hänge ich mich wie eine Klette an dich und himmle dich ununterbrochen an“, spottete sie und fuhr nach kurzer Überlegung fort: „Was für eine Einladung?“
„Zum Abendessen auf der Jacht von Freunden.“
„Wie lautet die Kleiderordnung?“
„Abendgarderobe.“
Okay, derartige Veranstaltungen waren für sie kein Problem, aber sie hatte nichts Passendes zum Anziehen dabei. Das hieß, sie würde nach Hause fahren und sich etwas holen müssen. Außerdem musste sie dringend ins Atelier, aber ihr Auto war ja immer noch in der Werkstatt.
„Ben steht dir morgen den ganzen Tag als Chauffeur zur Verfügung. Sag ihm einfach, wo du hin willst.“
Konnte dieser Mann Gedanken lesen? Es sah ganz so aus.
Sie aßen ihre Steaks auf der Terrasse, und nachdem sie alles aufgeräumt hatten, kündigte Ilana an, dass sie sich zurückziehen wolle.
„Moment noch. Ich habe etwas für dich“, sagte er.
Dieses Etwas war ein atemberaubender Brillantring, der garantiert sündhaft teuer gewesen war.
„Nein, den kann ich auf gar keinen Fall annehmen“, versuchte sie abzuwehren, aber er streifte ihr den Ring schon über den Finger.
„Betrachte ihn einfach als unverzichtbare Schaufensterdekoration.“
„Er ist viel zu wertvoll.“
„Es ist
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