Julia Extra Band 0299
Kühlerhaube im Schaufenster gelandet war. Unter der Motorhaube stieg Qualm auf.
Ben packte sie an den Schultern und musterte sie erschrocken. „Sind Sie okay?“
Bis auf den Schreck, den sie bekommen hatte, fehlte ihr nichts.
„Großer Gott, was ist denn hier passiert?“
Das war Micki, die völlig entsetzt aus dem Café gerannt war. „Ich glaube, du musst dich erst mal hinsetzen.“ Sie schaute auf Ben. „Ich bleibe bei ihr. Veranlassen Sie alles Nötige.“
Ben telefonierte kurz mit seinem Handy, dann erklärte er: „Xandro ist unterwegs.“
Als aus den umliegenden Geschäften die Leute herausliefen und die Passanten zusammenströmten, übernahm Ben das Kommando, während Micki sich um ein Mineralwasser für Ilana kümmerte.
„Wirklich, mir fehlt nichts“, wehrte Ilana ab, als Micki ihr einen Schluck Wasser reichte. „Ich habe keinen Durst.“
„Jetzt mach schon, ich muss dir etwas sagen“, drängte Micki.
Nachdem Ilana der Aufforderung widerstrebend gefolgt war, offenbarte Micki ihr die schockierende Nachricht. „Ich glaube nämlich, du solltest wissen, dass in dem Auto da drüben dein Exverlobter sitzt.“
Ilana spürte, wie ihr alles Blut aus dem Gesicht wich. „Grant?“, fragte sie mit zitternder Stimme.
„Ja.“
Die Schlussfolgerung, die sich daraus ergab, ließ Panik in ihr aufsteigen. Einen Moment lang brachte Ilana keinen Ton heraus. Micki schraubte die Mineralwasserflasche wieder auf und drückte sie Ilana in die Hand. „Hier, trink noch mal einen Schluck, das wird dir helfen.“
Die Polizei traf ein, dicht gefolgt von Feuerwehr und Krankenwagen.
Und dann war auch Xandro schon da. Beschützend legte er einen Arm um ihre Schulter und fragte heiser vor Sorge: „Ist alles in Ordnung mit dir?“
Sie lächelte leicht unter seinem forschenden Blick. „Ja, ja. Alles okay.“
„Gott sei Dank.“ Er atmete auf, dann schloss er sie vorsichtig in die Arme und küsste sie liebevoll. Als eine Bergungsmannschaft mit geübter Effizienz zum Einsatz kam, war Ilana froh darüber, dass Xandro an ihrer Seite war. Die eingeklemmte Autotür wurde mit einem Stemmeisen geöffnet, dann hoben zwei Männer Grant behutsam aus dem Innenraum und luden ihn in den Krankenwagen, während zwei Polizisten die Umstehenden fragten, ob jemand etwas gesehen hatte.
Xandro sagte etwas zu einem der Männer, bevor er Ilana zu seinem Wagen führte und wartete, bis sie eingestiegen war. Dann ging er um den Bentley herum auf die Fahrerseite und setzte sich hinters Steuer.
Beim Wegfahren schaute Ilana immer noch wie betäubt auf die Szene, die sich ihr bot.
Es war vorbei.
Falls Grant verletzt war, würde er im Krankenhaus behandelt werden, und später würde man ihn vor Gericht stellen und verurteilen. Sie selbst konnte in ihre Wohnung und zu ihrem normalen Leben zurückkehren.
Warum wurde ihr bei diesem Gedanke das Herz so schwer?
Es dämmerte bereits, bald würde es dunkel sein. „Wir werden zu spät kommen“, sagte sie, um sich abzulenken.
Xandro warf ihr einen kurzen Blick zu. „Ich habe den Tisch abbestellt.“
„Aber warum denn? Mir geht es gut.“
„Zu Hause hast du es bequemer.“ Er wollte nicht mit ihr in einem vollbesetzten Restaurant sitzen, sondern sie fest in die Arme schließen.
Erst jetzt fiel ihr auf, dass er einen anderen Weg fuhr als gewöhnlich. „Wohin fahren wir?“
„In eine Privatklinik.“
„Warum das denn? Mir fehlt nichts. Wie oft soll ich das denn noch sagen?“
„Trotzdem.“
„Mach dich nicht lächerlich.“
„Es ist eine reine Vorsichtsmaßnahme.“
Ilana warf ihm einen verärgerten Blick zu und verwünschte ihn im Stillen, aber das änderte nichts.
In der Klinik stellte sich heraus, dass er sie bereits angemeldet hatte. Nach einer extrem gründlichen Untersuchung teilte ihr der Arzt mit, dass sie mit dem Schrecken davongekommen war.
„Da hast du’s“, sagte Ilana triumphierend auf dem Weg nach draußen. „Ich hab’s doch gleich gesagt.“
„Wir könnten uns unterwegs etwas vom Chinesen mitnehmen.“
„Mm.“
„Heißt das ja?“
Sie aßen auf der Terrasse, solange das Essen noch heiß war, und anschließend ging Ilana nach oben. Sie verspürte das dringende Bedürfnis zu duschen, als ob sie damit alle Erinnerungen an Grant auslöschen könnte. Doch unter der Dusche drehten sich ihre Gedanken weiter im Kreis.
Die Zeit würde ihre Wunden heilen.
Nur ihre Gefühle für Xandro würden nie nachlassen.
Aber zu lieben, ohne wiedergeliebt zu werden …
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