Julia Extra Band 0299
dankbar für alles, was du für mich getan hast.“ Mehr, als du je ahnen wirst.
„Glaubst du wirklich, ich lasse dich so einfach gehen?“
Sie schaute ihn ruhig an. „Du kannst mich nicht aufhalten.“
„Was kostet es, Ilana? Nenn mir deinen Preis.“
„Es gibt keinen Preis. Nur drei Worte … Worte, die aus dem Herzen kommen.“
Der letzte Gegenstand wurde von ihr in der Reisetasche verstaut, dann machte sie den Reißverschluss zu.
„Ilana.“
„Ich bin sicher, wir sehen uns bald. Gesellschaftliche Anlässe gibt es ja genug.“
Eine ganze Weile stand er schweigend da und schaute sie an, dann kam er auf sie zu und griff nach ihrem Gepäck. Schweigend gingen sie die Treppe nach unten, in die Garage. Ilana entriegelte mit der Fernbedienung die Türen und öffnete den Kofferraum.
Jetzt war er da – der Moment, vor dem sie sich so sehr gefürchtet hatte.
„Willst du das wirklich?“, fragte Xandro. Da sie ihrer Stimme nicht traute, nickte sie nur, während sie die Fahrertür öffnete und hinters Steuer glitt.
Fahr einfach los.
Weinen würde sie später, wenn sie allein war.
In ihrer Wohnung war es unheimlich still. Die nächsten Tage verbrachte Ilana fast ausschließlich im Atelier und weigerte sich, ans Telefon zu gehen, außer ihre Mutter rief an. Sie nahm keine Einladungen an, und Liliana war die Einzige, der sie gestand, dass die Verlobung nur ein Trick gewesen war, um Grant aus der Deckung zu locken. Nach einer Woche versuchte sie sich einzureden, dass es ihr schon viel besser ging.
Auch wenn sie nur wenig aß und noch weniger schlief.
Xandro erschien ihr jede Nacht im Schlaf. Sie träumte, dass sie in seinem Bett lag und er sie in seinen Armen hielt … aber wenn sie in Schweiß gebadet zwischen zerwühlten Laken erwachte, merkte sie, dass sie allein war. Und sich nach ihm sehnte.
Nach ihm, nur nach ihm.
Die Arbeit war ihre letzte Rettung und fraß sie gleichzeitig auf.
Irgendwann gegen Ende der zweiten Woche meldete sich Liliana.
„Du musst wirklich unbedingt mal raus, Liebes. Ich finde, wir sollten essen gehen, deshalb habe ich für heute Abend einen Tisch bestellt. Um sieben bin ich bei dir und hole dich ab.“
„Nein, maman … ich …“
„Um sieben, Liebes. Ein Nein akzeptiere ich nicht.“
Ilana wollte das nicht, sie wollte es wirklich nicht.
Sie wählte zweimal die Nummer ihrer Mutter, allerdings wartete sie nicht ab, bis die Verbindung zustande kam, sondern legte gleich wieder auf.
„Du siehst ganz reizend aus, Liebes“, wurde sie von Liliana begrüßt, als sie sich schließlich um sieben auf den Beifahrersitz des Lexus setzte.
Ach ja? Ilana hatte blind in den Schrank gegriffen und einen smaragdgrünen Abendanzug herausgeholt. Dazu trug sie hochhackige Schuhe, das Haar hatte sie einfach offen gelassen.
„Wo gehen wir hin?“
„Lass dich überraschen.“
Schön, mit Überraschungen konnte sie umgehen. Während der Fahrt erzählte Liliana amüsante Geschichten von einem Komiteetreffen, das am Vormittag stattgefunden hatte.
Gegen halb sieben betraten sie ein hübsches kleines Restaurant, in dem sie gleich an der Tür vom maître in Empfang genommen wurden. Der Raum war mit erstaunlich vielen Blumen geschmückt. Überall standen in hohen Vasen große Blumensträuße, sogar vor den Wänden auf dem Fußboden. Ilana bemerkte erstaunt, dass sie die einzigen Gäste waren, aber Liliana ging mit einem Schulterzucken darüber hinweg.
„Du setzt dich am besten schon mal, Liebes. Ich muss noch kurz etwas mit dem maître besprechen.“
Ilana wurde an einen Tisch in der Mitte des Raums geführt, auf dem ebenso wie auf allen anderen Tischen eine Kerze brannte.
„Sehr gern. Ein Mineralwasser und die Weinkarte“, wiederholte der Kellner wenig später Ilanas Bestellung.
Ilana war nicht hungrig, aber vielleicht würde ja ein Glas Wein vor dem Essen ihren Appetit so weit anregen, dass sie wenigstens eine Vorspeise hinunterbrachte. Liliana ließ sich Zeit. Und wo blieb der Kellner mit ihrem Wasser?
Als Ilana eine Bewegung spürte, hob sie den Kopf … und erstarrte beim Anblick von Xandro, der mit federnden Schritten auf sie zukam. In diesem Moment wurde ihr alles klar. Der ganze Restaurantbesuch war eine Verschwörung … aber zu welchem Zweck? Sie brachte kein Wort heraus und schaute ihn nur stumm an. Ihr Magen hatte sich verkrampft, ihre Nerven waren plötzlich zum Zerreißen angespannt.
„Was machst du hier?“ Dumme Frage. Warum fühlte sie sich wie kurz vor dem Fall?
Weitere Kostenlose Bücher