Julia Extra Band 0299
Cocktailkleidern abgelöst und mit viel Beifall bedacht. Die Krönung aber war die Kategorie der Abendgarderobe, bei der jedes neue Modell mit Spannung erwartet und heftig beklatscht wurde.
Da gab es strassverzierte Kleider aus Chiffon oder glänzender Seide, so eng, dass sie wie auf die Haut geschneidert wirkten, mit Dekolletés in allen Variationen, schulterfrei, mit Spaghettiträgern oder Nackenbändern und manchmal fast bis zum Nabel reichenden V-Ausschnitten, sowie elegante Abendanzüge mit perlenbestickten Jacken aus Satin, Seide und zauberhaftem Crêpe Georgette in abgestuften Grautönen, klassischem Schwarz oder Pastellfarben.
Nachdem das letzte Kleid vorgeführt worden war, klatschten die Leute so lange Beifall, bis Ilana in ihrem tiefschwarzen Outfit, mit wehenden aschblonden Haaren, endlich auf den Laufsteg trat. Sie bedankte sich mit einem strahlenden Lächeln, bevor sie jedes Model mit Namen vorstellte. Dann lief sie wieder nach hinten und holte Micki nach vorn. Während sie Hand in Hand mit Micki die Bühne überquerte, entdeckte sie im hinteren Teil des Saales Xandro. Als sich ihre Blicke trafen, hob sie grüßend die Hand. Das Lächeln, mit dem er ihren Gruß erwiderte, bewirkte, dass sie von einer Hitzewelle überschwemmt wurde, die sie nur würdevoll über sich ergehen lassen konnte.
„… ein Riesenerfolg.“ Der Beifall war so laut, dass Ilana Mickis Worte kaum verstand, deshalb erwiderte sie einfach nur mit Ja. Als sich die beiden Frauen vorn am Bühnenrand verbeugten, schwoll der Beifall noch an. Ilana spürte ein ungeheures Glücksgefühl in sich aufsteigen, doch noch bevor das Klatschen versiegte, war sie auch schon wieder mit ihrer Freundin hinter der Bühne verschwunden. Dort musste jetzt die Kollektion sorgfältig verpackt werden, eine Aufgabe, derer sich die Angestellten annahmen. Währenddessen bedankten sich Ilana und Micki bei den Models und allen Beteiligten, die der Veranstaltung zu dem gigantischen Erfolg verholfen hatten.
„Ich kümmere mich hier um alles, geh du ruhig schon mal nach vorn.“ Micki gab der Freundin einen freundschaftlichen Klaps auf den Arm. „Das hast du dir redlich verdient.“ Ihre Augen funkelten übermütig. „Und gib diesem Traummann einen Kuss von mir.“
„Was? In aller Öffentlichkeit? Du solltest dich wirklich was schämen“, scherzte Ilana.
Als sie den Showroom betrat, kam Liliana ihr mit offenen Armen entgegen.
„Wundervoll, ganz wundervoll, Liebes. Du ahnst gar nicht, wie stolz ich auf dich bin.“
„Danke für deine liebevolle Unterstützung.“
„Aber das ist doch selbstverständlich.“ Liliana trat einen Schritt beiseite, um Xandro Platz zu machen.
„Großartig, wirklich.“ Er legte Ilana die Hände auf die Schultern und beugte sich vor, um sie erst auf die eine, dann auf die andere Wange zu küssen. Und gleich darauf auf den Mund, lange und erinnerungsschwer.
Als er den Kopf wieder hob und sie aus glitzernden dunklen Augen anschaute, fühlte sie sich einen Moment lang so betäubt, dass sie Mühe hatte, sich zurechtzufinden. Doch gleich darauf schoben sich Stimmengewirr, Lachen und die Musik wieder in den Vordergrund.
„Danke, dass du gekommen bist“, sagte sie. „Ich hatte nicht damit gerechnet.“
Xandro ergriff ihre Hände. „Leider bin ich etwas in Eile, ich habe gleich noch einen Termin.“
Das machte ihr nichts aus. Es war einfach nur schön, dass er an sie gedacht und kurz reingeschaut hatte. Und das sagte sie ihm auch.
„Es war mir ein Vergnügen.“ Er zog ihre Hand an die Lippen. „Heute Abend feiern wir deinen Erfolg. Ich lasse uns einen Tisch reservieren.“
Sie schaute ihn erstaunt an. „Nur wir beide?“
Xandros Augen strahlten vergnügt. „Ich hoffe, du hast nichts dagegen.“
Ilana schüttelte lächelnd den Kopf, dann schaute sie ihm nach, wie er den Saal verließ. Womit sie beileibe nicht die Einzige war. Aber das war wirklich kein Wunder, denn dieser Mann sah einfach phantastisch aus.
Wenn er nur ihr gehören würde …
Bei diesem Gedanken setzte ihr Herz aus und schlug anschließend doppelt so schnell.
Es ist, wie es ist, dachte sie. Sie hatte sich in ihn verliebt.
Aber erwiderte er ihre Gefühle? Das war mehr als unwahrscheinlich.
Irgendwie hatte sich bei ihr die Grenze zwischen Wirklichkeit und Fantasie verschoben, und manchmal war sie sich nicht mehr ganz sicher, was wirklich war und was nicht.
Was hätte sie von ihm zu erwarten … außer seinen überirdischen Fähigkeiten im Bett?
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