Julia Extra Band 0299
Höchstens, dass er sich Sorgen um ihre Sicherheit machte und sich als ihr Beschützer fühlte. Aber das tat er ja vielleicht auch nur, weil Grant sich durch sein Dazutun herausgefordert fühlte.
Fragen über Fragen, doch Antworten waren keine in Sicht.
„Ilana.“
Eine Bekannte kam auf sie zu, um sie zu begrüßen, und für die nächsten fünfzehn Minuten war sie vollkommen abgelenkt.
„Glückwunsch, Darling. Hübsche Sachen.“
Die Stimme kam Ilana unangenehm bekannt vor. Typisch Danika, jeder Zoll das atemberaubende Model, elegant und selbstsicher, mit perfekt aufgetragenem Make-up und ebenso perfekt gestyltem lang auf die Schultern fallendem Haar.
„Danke.“ Ilana spürte instinktiv, dass Danika ihr nicht einfach nur ein schlichtes Lob spenden wollte.
Eine Ahnung, die sich gleich darauf bestätigen sollte. „Wann ist denn die Hochzeit? Oder steht der Termin immer noch nicht fest?“
„Wir arbeiten daran.“
„Muss ein gutes Gefühl sein zu wissen, dass man den Ansprüchen gerecht werden kann, die Xandro an eine Ehefrau stellt“, fuhr Danika mit seidenweicher Stimme fort. „Ich war selbst ernsthaft in Versuchung. Er ist ja so umwerfend im Bett. Nur bei seinem Fortpflanzungswunsch musste ich leider passen.“ Sie fuhr sich mit einem rot lackierten Fingernagel über die gertenschlanke Taille und die Hüften. „Weil sich der Körper von einer Schwangerschaft eben nie mehr richtig erholt, das ist einfach eine Tatsache.“ Sie ließ kurz die Blicke schweifen, dann riss sie theatralisch die Augen auf. „Oh, Darling, Sie glauben doch nicht etwa, dass bei diesem Deal Liebe irgendeine Rolle spielt?“
Biest war viel zu milde ausgedrückt.
Ilana setzte ein strahlendes Lächeln auf. „Es gibt doch wirklich nichts Deprimierenderes als schlechte Verlierer.“
Nach diesen Worten drehte sie sich um und kehrte hinter die Bühne zurück, wo Micki und die Mädchen mit Zusammenpacken fast fertig waren.
„Es ist toll, großartig, schier unglaublich.“ Micki umarmte Ilana und tanzte mit ihr quer durch die Garderobe. „Und du bist alles zusammen! Wir haben Termine, Anproben, Bestellungen und … du wirst es kaum glauben … Anfragen nach weiteren Vorführungen.“ Dann hielt sie inne und musterte Ilana argwöhnisch. „He, was ist?“ Sie kniff die Augen zusammen. „Los, sag schon.“
„Danika.“
„Ist sie grün vor Neid?“
„Kluges Köpfchen.“
Micki küsste eine Fingerspitze und hielt sie in die Luft. „Na, was denn sonst, Baby.“
Ilana grinste. „Deshalb bist du ja auch die Geschäftsführerin.“
„Was meinst du dazu, wenn wir das alles zusammen mit den Mädchen ins Atelier zurückschicken und uns selbst zur Feier des Tages irgendwo eine Tasse Tee gönnen?“
„Super Idee.“
Eine halbe Stunde später betraten Ilana und Micki mit Ben im Schlepptau eins der vielen Cafés, von denen die elegante Einkaufsstraße gesäumt war.
Sie ließen den Nachmittag noch einmal Revue passieren, und schließlich kramte Micki das Ateliertagebuch aus ihrer Tasche und überflog ihre Notizen.
„Wir haben so viele Bestellungen, dass wir vielleicht noch eine Halbtagskraft einstellen müssen“, verkündete sie im Ton tiefster Genugtuung.
„Glaubst du?“
„Warten wir’s ab, wie es in den nächsten ein, zwei Wochen läuft, aber es liegt durchaus im Bereich des Möglichen.“
Ilana schaute auf die Uhr und holte erschrocken Luft. „Himmel, ich muss sofort los.“
„Wichtiges Date oder was?“, fragte Micki grinsend.
Ilana stand auf und nahm ihre Tasche. „Sozusagen.“
Micki zog ihr Handy heraus. „Ich muss noch ein paar Anrufe erledigen.“ Sie bestellte bei der Kellnerin per Handzeichen noch einen Tee. „Viel Spaß.“
Ben hatte den Wagen an der nächsten Straßenecke geparkt. Ilana ging drei Schritte vor ihm her und schaute ab und zu in eins der schick dekorierten Schaufenster. Dabei erregte plötzlich eine flüchtige Widerspiegelung ihre Aufmerksamkeit, die sie jedoch nicht gleich einordnen konnte. Sie stutzte … und dann ging alles blitzschnell.
Ben stürzte sich auf sie und riss sie so abrupt zur Seite, dass sie hinfiel, während im selben Moment ein lautes Kreischen ertönte. Es folgte ein dumpfer Knall, als Reifen über die Bordsteinkante sprangen. Eine Sekunde später zerbarst mit einem ohrenbetäubenden Krachen die Schaufensterscheibe und die Scherben klirrten in alle Himmelsrichtungen auseinander.
Wie betäubt rappelte sich Ilana auf und schaute entsetzt auf das Auto, das mit der
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