Julia Extra Band 0300
es ihm, indem sie ihm verheimlichte, dass sie ein Kind von ihm erwartete!
„Ich … ich weiß nicht … ich muss darüber nachdenken“, sagte sie nach einer langen Weile stockend.
Auch als Simone einige unruhige Stunden damit zubrachte, über ihr Dilemma nachzudenken, gelangte sie zu keiner Lösung. Und schließlich verdrängte ein Telefonanruf von ihrer Mutter alles andere aus ihrem Kopf.
„Simone, dein Vater ist im Krankenhaus. Es geht ihm sehr schlecht. Du musst sofort kommen.“
„Wo bist du?“, fragte Simone und war schockiert, als sie erfuhr, dass ihre Mutter bereits in der Klinik war.
„Warum hast du mich nicht früher angerufen? Ich hätte dich doch abgeholt.“
„Es ging alles so schnell“, erwiderte Pamela.
Als sie im Krankenhaus eintraf und ihren Vater blass und reglos, mit geschlossenen Augen und nur ganz flach atmend, daliegen sah, packte sie das kalte Entsetzen. Im Vergleich dazu wirkte ihre Mutter kerngesund.
„Was ist passiert?“, fragte sie leise, während sie beide an seinem Bett saßen.
„Lily von nebenan hat mich informiert, dass er zusammengebrochen ist und mit dem Krankenwagen weggebracht wurde. Natürlich liegt es an seiner Trinkerei. Seine Organe weigern sich schon seit Jahren mitzuspielen, und jetzt bekommt er die Quittung. Es war nur eine Frage der Zeit.“ Obwohl ihr Mann ihr so viel Kummer bereitet hatte, liebte Pamela ihn noch immer und war voller Mitgefühl.
Simone griff nach der Hand ihres Vaters, die sich kalt und leblos anfühlte. Offenbar wusste er nicht, dass sie da war. Wie lange sie mit ihrer Mutter so an seinem Bett gesessen hatte, wusste sie nicht. Doch irgendwann bemerkte sie, dass es dunkel geworden war.
Sie rief im Strandhaus an, und als dort niemand abnahm, versuchte sie es auf seinem Handy.
Er meldete sich sofort. „Simone, wo zum Teufel steckst du? Ich dachte, du bist vielleicht zu deinem Vater zurückgegangen. Aber in eurem Haus war niemand, und dein Handy ist aus. Was ist los?“
In wenigen Worten erzählte sie ihm, was passiert war, und zehn Minuten später betrat er das Krankenhaus. Simones Mutter bestand darauf, dass Simone mit ihm nach draußen ging, um zu reden.
„Wie ernst ist es?“, wollte Cade leise wissen, während er sie sanft in den Arm nahm und ihr ins Gesicht schaute.
„Es sieht nicht gut aus“, antwortete sie und barg – sie konnte einfach nicht anders – ihren Kopf an seiner Brust. Nach allen Enttäuschungen, die sie mit ihrem Vater erlebt hatte, hätte sie nie geglaubt, um ihn weinen zu können. Aber jetzt rannen ihr Tränen über die Wangen. Als Cade ihr ein Taschentuch anbot, nahm sie es dankbar entgegen.
Seine starken Arme hielten sie, seine Stimme tröstete sie, und Simone fragte sich, wie sie je ohne Cade leben sollte. In den letzten Wochen war sie in jedem wachen Moment von ihm erfüllt gewesen. Dabei hatte sie begriffen, dass sie überhaupt nie aufgehört hatte, ihn zu lieben. Natürlich, sie war wütend auf ihn gewesen, und zeitweise hatte sie ihn sogar gehasst, aber er war und blieb die große Liebe ihres Lebens.
„Er ist in guten Händen“, versicherte Cade ruhig.
Nach ein paar Minuten kehrten sie auf die Intensivstation zurück.
Ihre Mutter weinte. „Er ist tot“, schluchzte sie. „Hat sich einfach heimlich davongestohlen.“
Jetzt musste Simone ihre Mutter trösten, und als sie das Krankenhaus verließen, lud Cade Pamela ein, mit ihnen ins Strandhaus zu kommen.
Aber Simones Mutter lehnte ab. „Ich glaube, ich bin im Heim besser aufgehoben. Da kenne ich mich aus. Außerdem habe ich dort ein paar Freunde. Trotzdem vielen Dank für das Angebot. Aber kümmern Sie sich bitte gut um meine Tochter.“
Als sie wieder im Strandhaus waren, drückte Cade Simone in einen Sessel und schenkte ihr einen kleinen Cognac ein.
„Nein, vielen Dank“, lehnte sie ab und zog die Nase kraus.
„Doch, trink, es wird dir guttun“, beharrte er. „Du brauchst jetzt eine kleine Stärkung.“
Simone wusste, dass sie in ihrem Zustand keinen Alkohol und schon gar nichts Hochprozentiges trinken sollte, aber Cade wirkte unnachgiebig. Darum trank sie zum Schein einen winzigen Schluck.
„Unfassbar, dass er tot ist“, sagte sie. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie ich ihn oft gehasst habe, und doch wird er mir fehlen.“
„Selbstverständlich wird er das. Es ist nur menschlich.“
Wie gern hätte sie sich in seine Arme geflüchtet, befürchtete aber, dass sie dann schwach werden und ihm von dem Baby erzählen würde.
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