Julia Extra Band 0300
Lebens stand.
Unbewusst legte sie den Kopf in den Nacken und schaute ihn verlangend an. Das konnte Cade nur als Einladung auffassen. Er küsste sie so leidenschaftlich, dass ihre Ängste drohten einfach hinweggefegt zu werden.
Es bestand höchste Gefahr, dass sie ihn wieder in ihr Leben ließ. Diese Befürchtung spürte Cade offenbar auch in ihrem Kuss, denn er zog sich zurück und musterte sie aus zusammengekniffenen Augen. Sie versuchte seinem Blick standzuhalten, sah dann aber weg, aus Angst, er könnte ihr Geheimnis in ihren Augen lesen.
Cade ließ die Arme sinken und wich einen Schritt zurück. „Dafür ist später auch noch Zeit“, brummte er. „Ich muss erst einmal duschen und frische Sachen anziehen.“
In seiner Stimme lag eine gewisse Schärfe. Natürlich konnte es sein, dass sie sich das nur einbildete, doch das glaubte sie nicht. Er hatte ihr angesehen, dass irgendetwas nicht stimmte, und würde nicht lockerlassen, bis er wusste, was es war. Wenn sie ihr Geheimnis bewahren wollte, müsste sie ihm etwas vorspielen.
Als Cade wieder auftauchte, saß Simone auf der Terrasse und beobachtete, wie die Sonne langsam im Meer versank. Normalerweise liebte sie diese Tageszeit, aber jetzt war sie zu nervös, um das Naturschauspiel angemessen genießen zu können. Und, verdammt, er sah in seiner kakifarbenen Leinenhose und dem gleichfarbigen kurzärmligen Hemd nicht nur atemberaubend aus, sondern roch auch noch so aufregend. Ein ganz leichter Zedernholzduft, der ihre Sinne betörte und sie daran erinnerte, dass dieser Mann das außergewöhnlichste Exemplar der männlichen Spezies war, dem sie je begegnet war. Der Mann, dessen Kind sie unterm Herzen trug.
Sie wollte nicht ständig an das Baby denken. Aber wie sollte ihr das gelingen? Inzwischen war ihr jeden Morgen übel, und sie wusste nicht, wie sie das vor Cade verheimlichen sollte.
Er setzte sich zu ihr und fragte: „Also, was ist passiert während meiner Abwesenheit? Wie geht es deiner Mutter?“
Simone wusste genau, dass er eigentlich nicht über ihre Mutter sprechen wollte. Sie glaubte ihm ansehen zu können, dass ganz andere Dinge in seinem Kopf umherschwirrten.
„Jeden Tag besser.“
„Das ist gut. Nächstes Mal komme ich mit, wenn du sie besuchst.“
„Nein!“ Simone zuckte zusammen, als sie das Entsetzen in ihrer Stimme mitschwingen hörte. Um Himmels willen, sie kannte doch ihre Mutter! Pamela würde Cade in bester Absicht von dem Baby erzählen und ihm ins Gewissen reden, sich die Verantwortung mit ihrer Tochter zu teilen.
„Nein?“, fragte er erstaunt.
„Sie … sie darf noch keinen Besuch bekommen, wegen dieser Grippe, die ist langwierig“, schwindelte sie. „Bei mir ist das etwas anderes, ich …“
„Du willst also nicht, dass ich sie besuche?“, fiel Cade ihr gelassen ins Wort. „Warum? Hast du Angst, ich könnte alte schmutzige Wäsche hervorkramen?“
Diesmal war Simone dankbar, dass er das Thema anschnitt. „Es ist bestimmt nichts, worauf sie stolz ist, auch wenn mein Vater der alleinige Schuldige war. Oder denkst du immer noch, ich hätte ihn zumindest gedeckt?“
Mehrere Sekunden verstrichen, während derer beide schwiegen. Bis er schließlich erwiderte: „Ehrlich gesagt, nein.“
Während Simone immer noch glaubte, sich verhört zu haben, fuhr Cade fort: „Aber was hätte ich damals anderes denken sollen? Immerhin hat dein Vater behauptet, dass du von Anfang an Bescheid wusstest.“
„Aber ich habe dich geliebt, Cade. Das hätte ich dir niemals antun können. Und wenn du mich wirklich geliebt hättest, hätte dir klar sein müssen, dass mein Vater lügt.“ Genauso war es! Es bewies einfach nur, dass seine Liebe nie so stark gewesen war wie ihre. Falls er sie überhaupt je geliebt hatte.
„Das sagst du jetzt nur, damit ich mich besser fühle“, behauptete sie anklagend. „Aber ich sage dir …“
„Nein, erst bin ich dran“, unterbrach er sie wütend. „Dein Vater wirkte damals ausgesprochen überzeugend. Natürlich wollte ich ihm nicht glauben. Aber was blieb mir anderes übrig? Ich war außer mir, immerhin hatte ich mein ganzes Geld verloren. Außerdem stand zu befürchten, dass du mir einen Haufen Lügen auftischen würdest, wenn ich bleiben und dich zur Rede stellen würde. Darum war in meinen Augen ein klarer Schlussstrich das Vernünftigste. Wenn ich dir Unrecht getan habe, tut es mir leid, Simone, aber der wahre Schuldige ist dein Vater.“
In ihrem tiefsten Innern wusste Simone, dass er
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