Julia Extra Band 0300
Er war die ganze Zeit fest davon ausgegangen, dass sie ihn damals in eine Falle gelockt hatte und seine Verachtung verdiente. Erst ihre Verweigerung vor ein paar Sekunden war der letzte Beweis gewesen, dass er sich geirrt hatte.
Er sprang auf. „Und woher weißt du, wie viel ich investiert habe?“
„Weil ich die Unterlagen eingesehen habe“, erklärte sie kalt. „Du hast mit riesigen Summen hantiert, wahrscheinlich, weil du dir sicher warst, dass ich am Ende gar keine andere Wahl haben würde, als mich zurückzuziehen. Oder wie sollte ich das sonst mit meinem Gewissen vereinbaren? Schön, jetzt bleibt mir nichts anderes, als festzustellen, dass du dein Ziel erreicht hast: Die Firma gehört dir.“
„Du kannst es nicht mit deinem Gewissen vereinbaren, dass ich so viel investiert habe?“ Cade traute seinen Ohren kaum. Welche Frau hätte so ein Geschenk nicht mit Freuden angenommen?
„Der Punkt ist, dass ich nicht käuflich bin“, gab sie entschieden zurück. „So, und jetzt gehe ich nach Hause.“
„Das wirst du nicht tun!“, widersprach Cade schneidend. Er ertrug den Gedanken nicht, Simone zu verlieren. „Wir haben eine Abmachung, und ich erwarte von dir, dass du dich daran hältst. Bis die Firma wieder läuft, gehörst du mir.“
Cade klang wirklich wild entschlossen. Aber was wollte er machen, wenn sie einfach ging? Wollte er sie vielleicht hier einsperren? Das war lächerlich. „Wenn ich dir die Firma überlasse, ist unsere Abmachung hinfällig“, gab sie wütend zurück. „Nimm sie, sie gehört dir. So, und jetzt packe ich meine Sachen.“ Damit drehte sie sich auf dem Absatz um.
Aber Cade packte sie an der Schulter und riss sie herum. „Was fällt dir ein? Wer geht so mit seinem Retter um? Weißt du eigentlich, was ich für dich getan habe? Du bist wohl verrückt geworden.“
„Wer weiß, vielleicht bin ich ja auch nur zu Verstand gekommen! Ist dir gar nicht klar, wie demütigend meine Situation ist?“
„Tut mir leid, wenn du das so siehst. Ich ändere meine Meinung trotzdem nicht.“
Ihre Blicke verhakten sich für mehrere zähe Sekunden ineinander. Simone spürte sich zu ihrem größten Unbehagen schwach werden. Sie rief sich verzweifelt zur Ordnung. Sie durfte jetzt nicht wanken. „Mir tut es auch leid, Cade, aber ich habe mich entschieden.“ Wenn sie nicht sofort hier wegkam, würde es zu spät sein. Er durfte ihr Geheimnis auf keinen Fall herausfinden.
Cade war ein Ehrenmann. Wenn er erfuhr, dass er Vater wurde, würde er sich für dieses Kind verantwortlich fühlen. Und sie womöglich sogar heiraten wollen – obwohl er sie nicht liebte. Einfach nur, weil er es als seine Pflicht ansah.
Simone sah, dass seine Nasenflügel bebten, er ballte die Hände zu Fäusten. „Ich halte mein Wort, Simone. Wenn du mich wirklich so sehr verabscheust, verschwinde ich für immer aus deinem Leben, sobald deine Firma wieder gesund ist.“
Ein paar Sekunden starrte Simone ihn schweigend an. Was sagte er da? Warum sollte er das ganze Geld ausgeben, ohne davon zu profitieren? „Du müsstest verrückt sein“, sagte sie. „Ich dachte, du bist hierhergekommen, um dein Geld gewinnbringend anzulegen. Und jetzt willst du es einfach verschenken?“
„Das wolltest du doch nur erreichen, oder nicht?“, fragte er kühl.
„Keineswegs. Ich frage mich, wer es sich leisten kann, so viel Geld zum Fenster rauszuwerfen?“
„Ich werfe nichts zum Fenster hinaus. MM Charters ist in guten Händen – allerdings nur, solange es dir gelingt, deinen Vater fernzuhalten.“
„Das wäre natürlich eine Selbstverständlichkeit, das weißt du. Trotzdem kann ich die Firma unmöglich als ein Geschenk annehmen.“
„Dann sind wir also wieder am Anfang, ja?“, sagte er nach einem unbehaglichen Schweigen.
Unbehaglich zumindest für Simone, weil sie nicht wusste, was in Cade vorging. Sie schaute ihn fragend an, ohne zu ahnen, dass ihre Augen auf Cade eine verheerende Wirkung ausübten.
Er schüttelte den Kopf, als wollte er unerwünschte Gedanken wegschieben. „Okay, ich mache dir einen Vorschlag. Du bleibst bei mir, bis die Firma wieder läuft. Sobald das der Fall ist, kehre ich nach England zurück, und du nimmst dein altes Leben wieder auf. Den Gewinn, den du nicht wieder investierst, teilen wir uns. Und falls du mich je brauchen solltest – ganz egal wofür – rufst du mich einfach an.“
Das war mehr, als sie sich je hätte erhoffen können. Seine Großzügigkeit machte sie sprachlos.
Und sie dankte
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