Julia Extra Band 0301
ehrlich. „Ich muss zumindest darüber nachdenken. Er ist doch Beas Vater.“
„Davon hat man bisher nicht viel gemerkt!“
„Stimmt, aber einen anderen hat sie ja nicht. Wenn die Chance besteht, dass Bea mit zwei Elternteilen aufwächst, kann ich die nicht einfach von der Hand weisen. Und es ist ja nicht so, dass Alan und ich nur eine flüchtige Affäre gehabt haben. Wir könnten unsere Liebe vielleicht wiederentdecken.“
„Bist du dir sicher, dass er nicht nur das Geld sparen will, das er dir schuldet?“, fragte Tyler gehässig und bedauerte es sofort, als er ihren Ausdruck bemerkte. „Entschuldige, Mary. Das war wirklich ein völlig unnötiger Seitenhieb.“
Mary begann, sich müde die Schläfen zu reiben. „Ich weiß nicht, was ich tun soll“, gestand sie. „Irgendwie hoffe ich, dass sich die alte Magie einstellt, sobald ich Alan wiedersehe, aber es ist so lange her, dass ich nicht die geringste Ahnung habe, wie es laufen wird. Ich weiß nur, ich muss mich für das entscheiden, was für Bea das Beste ist.“
„Verstehe.“
„Jedenfalls ist das nicht dein Problem“, sagte sie nun betont munter und rang sich ein Lächeln ab. „Damit brauchst du dich nicht zu belasten. Schließlich bin ich die Beziehungsexpertin. So, nun zu dir! Wann sonst könnten wir uns treffen, um über deine Angelegenheiten zu sprechen?“
Tylers Ausdruck war plötzlich unergründlich, während er aufstand. „Du solltest besser zuerst alles mit Alan klären.“
„Bist du dir sicher?“, hakte sie verwirrt nach. „Wir beide haben doch eine Vereinbarung.“
„Ja, ich bin mir sicher“, bekräftigte er.
„Dann vielen Dank. Ich kann momentan wirklich an kaum etwas anderes denken als an meine Lage. Vielleicht können wir in zwei, drei Tagen ein Treffen arrangieren?“
„Einverstanden“, antwortete Tyler und dachte, dass sie dann womöglich schon wieder mit Alan zusammen war. „Mach mit Carol einen Termin aus, wenn es so weit ist.“
Als Carol Bescheid sagte, dass Mary da sei, fing Tylers Herz wie wild zu pochen an. Ob er diesen Moment mehr gefürchtet oder herbeigesehnt hatte, konnte er nicht sagen.
Diesmal begab er sich auf unbekanntes Territorium. Ja, er wusste jetzt, was er wollte – und das war natürlich nichts Neues. Es hatte jedoch bedeutet, dass er sich einen Fehler hatte eingestehen müssen, und das war ihm nicht leichtgefallen.
Über sein Ziel war er sich, wie üblich, völlig im Klaren, nur hatte er diesmal keine Strategie parat. Und es stand in den Sternen, ob er bekam, was er sich wünschte.
Bald werde ich es wissen, ermutigte er sich und ging ins Vorzimmer.
Mit Carol plaudernd, stand Mary da und schob den Kinderwagen vor und zurück. Sie trug einen blauen Mantel und einen bunt gestreiften Schal und sah irgendwie strahlend aus.
Hieß das, sie hatte sich mit Alan versöhnt?
Mary verstummte, als sie Tyler entdeckte, aber Bea stieß einen Jubelruf aus. Er ging zum Kinderwagen und hielt der Kleinen einen Zeigefinger hin, den sie, wie üblich, mit erstaunlich festem Griff packte. Plötzlich wurde ihm leichter ums Herz, zum ersten Mal, seit die beiden ausgezogen waren.
„Mom hatte zu tun, deshalb habe ich Bea mitgebracht“, erklärte Mary entschuldigend.
„Das ist nicht schlimm“, beruhigte Tyler sie. „Im Gegenteil! Ich freue mich, sie wiederzusehen.“
„Können wir uns auf einem Spaziergang unterhalten?“, erkundigte Mary sich. „Hier drinnen wäre sie nicht ruhig zu halten.“
„Gute Idee“, antwortete er. Was Mary ihm über Alan zu erzählen hatte, wollte er lieber nicht im Büro hören. Carol würde zwar auf keinen Fall lauschen – aber sie würde anschließend sein Gesicht sehen, und das könnte er nicht ertragen.
Es war ziemlich frisch draußen. Eine blasse Novembersonne versuchte, den Tag ein wenig aufzuhellen, konnte aber an der Temperatur nichts ausrichten. Sie gingen durch mit Kopfstein gepflasterte Gassen zum Fluss, wo ein kalter Wind die Oberfläche kräuselte, und dann die Promenade entlang.
Tyler ging schweigend neben Mary her, zufrieden damit, sie einfach nur ab und zu anzusehen. Seit er sich eingestanden hatte, wie sehr er sie liebte, hatte er beinah erwartet, sie würde anders aussehen als bisher. Aber sie war noch so wie immer. Sie war eben Mary. Einzigartig und unverwechselbar. Unersetzbar.
Wie hatte er sie jemals uninteressant finden können? Und wann war ihm klar geworden, wie schön sie war?
Plötzlich stolperte Mary über einen Stein und schüttelte über
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