Julia Extra Band 0301
machen.“
„Es macht keine Mühe, mademoiselle .“ Die Hausdame lächelte über Taras Begeisterung. „Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?“
„Gibt es hier einen Handwerker?“
„Einen Handwerker, mademoiselle ?“
„Ja. Der sich um die Kindersicherungen kümmern kann, wenn Poppy mit dem Krabbeln beginnt. Und der Schutzglas und Absperrungen vor den Kaminen anbringt. Mir sind überall die offenen Kamine aufgefallen.“
„ Monsieur le Comte zieht offene Kamine vor.“
Dann wird der Herr Graf sich an einige Änderungen gewöhnen müssen, wenn ein kleines Kind in seinem Haushalt lebt, dachte Tara.
„Wir hätten vor Ihrer Ankunft daran denken sollen“, sagte die Hausdame besorgt.
„Bis dahin bleibt ja noch genug Zeit“, versicherte Tara lächelnd. „Ich wollte es nur erwähnen, bevor ich wieder abreise.“
„Natürlich, mademoiselle . Seien Sie versichert, dass das erledigt wird.“ Mit einem milden Lächeln legte die Hausdame eine Hand auf Taras Arm. „Sie werden hier bestimmt so einiges verändern, mademoiselle , da bin ich mir jetzt schon sicher.“
Auf diese Bemerkung ging Tara lieber nicht ein.
„Das ist übrigens meine liebste Gästesuite im ganzen Haus“, vertraute die Hausdame ihr jetzt an.
„Das wundert mich überhaupt nicht“, kam es spontan von Tara, und dann lachten die beiden Frauen zusammen.
„Die Räume des Grafen liegen direkt nebenan.“
Aha. Taras Lächeln erstarb. Erst jetzt kam ihr der Gedanke, dass das Personal vielleicht glaubte, sie wolle Lucien näherkommen. Aber sie hatte auf keinen Fall vor, noch mehr Unruhe zu stiften, als sie es allein mit ihrer Anwesenheit schon getan hatte.
Als die Hausdame ihr das luxuriöse Bad zeigte, das ganz offensichtlich von zwei Personen benutzt werden sollte, begannen ihre Wangen zu brennen, und als sie dann noch in das Ankleidezimmer weitergingen, wo seidene Morgenmäntel hingen und strassbesetzte Pantoffel bereitstanden, da war alle Begeisterung über die wunderschöne Suite verschwunden, und Tara war nur noch bestürzt.
„Falls Sie Ihre eigenen vergessen haben“, meinte die Hausdame so ungerührt, als sei es völlig normal, einem Gast solche Dinge zur Verfügung zu stellen.„Sollten Sie noch etwas benötigen, brauchen Sie nur zu klingeln.“
„Ich bin sicher, hier gibt es alles, was ich brauche.“ Sie erinnerte sich an ihre Manieren und dankte der Hausdame, auch wenn sie mit jeder Minute ärgerlicher wurde. Hatte Lucien sich das etwa zur Angewohnheit gemacht?
Die Hausdame schien ihre Gedanken lesen zu können. „Der Graf wünscht, dass seine Gäste den entsprechenden Luxus während ihres Aufenthalts genießen können“, erklärte sie freundlich. „Sein Vater war genauso. Das ist der Charme der Alten Welt.“
So so, war alles, was Tara dachte.
„Nun, ich lasse Sie dann allein …“
Niemals würde Tara das Leben verstehen können, das Lucien führte. Doch es hatte keinen Sinn, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Sie war hier, und jetzt musste sie damit umgehen. Außerdem ließ ihr die Neugier keine Ruhe. Erst würde sie duschen, dann würde sie sich genauer umsehen.
Das frisch gewaschene Haar zu einem schlichten Knoten geschlungen und in einem übergroßen T-Shirt, konnte Tara es kaum erwarten zu erkunden, welche Schätze dieser Ankleideraum sonst noch barg. Aber natürlich würde sie sich die Sachen nur ansehen …
Gedankenversunken schob Tara die Bügel auseinander und begutachtete die edlen Negligés, die da auf der Stange hingen. Bis sie auf einen Morgenmantel stieß, der genau die Farbe ihrer Augen hatte. Es konnte ja nichts schaden, wenn sie kurz hineinschlüpfte, oder …?
Die Seide fühlte sich wunderbar auf ihrer Haut an! Verträumt stellte sie sich die Schönheit vor, die dieses Teil tragen würde. Sie ging zum nächsten Spiegel, um sich zu betrachten … und genau in diesem Augenblick betrat Lucien das Zimmer.
„Verzeihung“, entschuldigte er sich brüsk. „Aber du warst nicht zu finden. Ich hätte nicht gedacht, dass du hier bist.“
Nein, sicher nicht. Sie wusste auch, warum. Sie musste lächerlich aussehen in diesem Teil, das für eine große, schlanke Figur gedacht war.
„Vielleicht solltest du besser draußen warten.“ Sie wickelte den Stoff fest um sich und schaute betreten zu Lucien hin.
Er schien den Wink mit dem Zaunpfahl nicht zu verstehen. „Warum probierst du das hier nicht mal an?“ Er nahm einen Morgenmantel aus hellblauem Samt, mit weißer Spitze abgesetzt, heraus und
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