Julia Extra Band 0302
Frage hatte er sich in letzter Zeit oft selbst gestellt, besonders nachdem er Natasha kennengelernt hatte.
„Ich bin zufrieden“, behauptete er wider besseres Wissen.
Es freute ihn, dass wenigstens Gina glücklich war, und wollte sie nicht mit seinen Problemen belasten.
„Zufrieden ist nicht glücklich. Glücklich kannst du nur sein, wenn du liebst und geliebt wirst. Zufriedenheit wärmt dich nicht, wenn du die Nächte allein verbringst.“
„Hör auf, Gina!“
Er hatte sich damit abgefunden, ohne die Frau leben zu müssen, mit der sein Traum vom Glück in Erfüllung hätte gehen können.
Gina lächelte wissend und drohte ihm mit dem Finger. „Ich habe dich sehr lieb, Dante, und ich denke gar nicht daran, dich in dein Unglück laufen zu sehen. Jetzt hör mir mal ganz genau zu: Natasha liebt dich. Ich weiß ja nicht, was zwischen euch vorgefallen ist, aber du solltest schleunigst dafür sorgen, dass ihr eure Differenzen überwindet. Steh deinem Glück nicht im Weg, Bruderherz. Calida läuft dir nicht weg, die Krone auch nicht, aber dies ist vielleicht deine einzige Chance, mit der Frau, die du liebst, glücklich zu werden. Nutz diese Chance!“
„Danke für deine Worte, Gina“, entgegnete er schließlich unverbindlich. So reagierte er immer auf Neuigkeiten, die ihm unangenehm waren.
Die Vorstellung, dass Natasha ihn wirklich liebte und er ihre Liebe harsch zurückgewiesen hatte, war ihm sehr unangenehm, und das war sehr, sehr gelinde ausgedrückt.
„Viel Glück, großer Bruder!“
Gina warf ihm eine Kusshand zu. Dante erwiderte die Geste, obwohl es ihm schrecklich albern vorkam, einem Bildschirm Kusshände zuzuwerfen.
Natasha liebt mich, dachte er und wagte kaum, an sein Glück zu glauben. Doch wenn er es geschickt anstellte, bestand vielleicht doch Hoffnung auf eine Zukunft mit der Frau, die er von ganzem Herzen liebte.
15. KAPITEL
„Bist du dir auch wirklich sicher?“
Natasha machte ihren Koffer zu, setzte sich zu ihrem Vater aufs Bett und umarmte ihn. „Ganz sicher. Aber ich werde dich schrecklich vermissen, Dad.“
„Du kannst es dir doch wenigstens noch mal überlegen.“
Ella stand an der Tür und musterte ihre beste Freundin mit rebellischem Blick. Diese Miene war Natasha nur zu vertraut. Ella zog sie immer, wenn sie versuchte, ihre wahren Gefühle zu verbergen. Niemand sollte bemerken, dass sie den Tränen nahe war.
„Ich mache Urlaub, ihr braucht also nicht so zu tun, als würde ich Australien für immer den Rücken kehren. He, nun freut euch doch mal für mich!“
Ihr Dad drückte sie herzlich. „Natürlich freuen wir uns für dich, Liebes. Aber du wirst uns sehr fehlen. Trotzdem kannst du ruhig so lange bleiben, wie du möchtest. Wir kommen schon klar. Keine Sorge.“
„Genau.“ Verstohlen tupfte Ella sich eine vorwitzige Träne von der Wange.
„Okay, dann bin ich beruhigt. Es wird jetzt auch langsam Zeit, dass ich mich auf den Weg mache.“
Abschied zu nehmen war ihr verhasst. Vielleicht lag das daran, dass sie wenig Übung darin hatte. Ihr Leben spielte sich im Telford Towers ab. Sie liebte das Hotel und hatte bisher immer vermieden, es zu verlassen, wenn es sich irgendwie umgehen lassen konnte. Selbst auf kurzen Klassenreisen hatte sie stets Heimweh nach ihrer Familie, den Freunden und dem Hotel gehabt.
Hier fühlte sie sich sicher und geborgen. Auch in diesem Moment empfand sie ein Gefühl der Geborgenheit. Ihr Vater und Ella waren bei ihr.
Doch ihr war auch bewusst, dass es Zeit wurde, erwachsen zu werden und sich auch mal in unbekannte Gefilde zu begeben. Ihrem Selbstbewusstsein tat es auch gut, sich auf unbekannte Situationen einzustellen.
Ihr Erholungsurlaub sollte mit einem Monat an Australiens nördlichsten Stränden beginnen.
„Ich hab dich lieb, Dad“, sagte sie unter Tränen und ließ sich von ihrem Vater drücken.
„Ich dich auch, Prinzessin.“ Er verwuselte ihr Haar, als wäre sie noch immer ein kleines Mädchen von vier Jahren.
Sie befreite sich schnell aus seiner Umarmung, sonst wäre sie doch noch in Tränen ausgebrochen.
Nun wandte sie sich Ella zu und breitete die Arme aus. „Lass dich drücken, Ella. Findest du es nicht großartig?“
Ella stieß nur hörbar die Luft aus und schloss ihre Freundin dann fest in die Arme.
Ohne sie hätte ich die letzten Jahre vermutlich nicht überstanden, dachte Natasha. Hoffentlich tat die lange Abwesenheit ihrer Freundschaft keinen Abbruch. Es war viel mehr als Freundschaft. Ella war für sie wie eine
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