Julia Extra Band 0302
Schwester.
„Jetzt ist aber Schluss mit diesem sentimentalen Zeug“, sagte Ella, schob Natasha von sich und trocknete sich verstohlen die Tränen.
In diesem Moment klopfte es laut und vernehmlich. Die Freundinnen zuckten erschrocken zusammen.
Natasha sah auf ihre Armbanduhr. „Das muss der Page sein, der die Koffer holen will. Nun geht es los.“
Ella öffnete die Tür, während Natasha sich suchend im Zimmer umsah, ob sie auch nichts vergessen hatte.
„Hat jemand meine Handtasche gesehen?“
Das Schweigen im Zimmer wurde ihr unheimlich. Besorgt fuhr Natasha herum. Hatten Dad und Ella sich heimlich aus dem Staub gemacht, weil sie keine weiteren Abschiedsszenen ertragen konnten?
Nein, die beiden standen an der Tür – wie ein offizielles Begrüßungskomitee. Ein Mann in Uniform wandte sich langsam um.
Ihr blieb fast das Herz stehen. Sie bekam keine Luft mehr, und ihr wurde schwindlig, als sie den Besucher erkannte. Mit ihm hatte sie nun überhaupt nicht gerechnet.
„Wir lassen euch allein“, sagte Ella leise, hakte sich bei Roger Telford ein und verließ mit ihm Natashas Apartment.
„Hallo, Tasha.“
„Was tust du denn hier?“ In ihren Ohren dröhnte es so laut, dass sie kaum ihre eigenen Worte hörte.
„Ich mache einen offiziellen Besuch.“
Dante stand noch an der Tür. Natasha nahm sich Zeit, ihn zu mustern. In vollem Ornat sah sie ihn zum ersten Mal: dunkelblaue Uniform, verschiedene Orden über der linken Reverstasche, das Haar streng zurückgekämmt. Nicht eine einzige Locke hatte sich vorwitzig gelöst. Und dann seine Miene! Eine Mischung aus Unsicherheit und Hoffnung, Herzlichkeit und – Begehren, wenn sie sich nicht sehr täuschte.
„Du bist also in offizieller Mission hier.“
Er neigte kaum merklich den Kopf – sehr erhaben und aristokratisch.
„Ja, ich bin hier, um mich für mein grauenhaftes Verhalten bei meinem letzten Besuch zu entschuldigen. Und ich würde die Frau, die ich liebe, gern um eine zweite Chance bitten. Diese wichtige Aufgabe konnte ich niemand anderem anvertrauen. Also bin ich selbst gekommen.“
Natasha musterte ihn sprachlos. Er sprach doch wohl nicht von ihr, oder?
„Was sagst du?“
Sie erholte sich langsam von dem ersten Schock, ihm so unvermutet gegenüberzustehen, verschränkte die Arme und fragte: „Was soll ich dazu sagen? Du glaubst doch nicht, dass ich dir das abnehme? So naiv bin ich nun wirklich nicht.“ Es fiel ihr schwer, so ablehnend zu reagieren, denn in seiner Galauniform sah er erst recht umwerfend aus.
„Es tut mir leid, dass du dich extra herbemüht hast, aber Gina hat uns wohl einen ihrer Streiche gespielt. Offensichtlich tut sie nichts lieber, als ihre Nase in anderer Leute Angelegenheiten zu stecken. Wir wissen doch beide, dass du demnächst standesgemäß heiraten und mit deiner Braut glücklich und zufrieden bis ans Ende deiner Tage leben wirst.“
„Aber ich liebe dich .“ Der Blick seiner magischen blauen Augen war unwiderstehlich.
Und plötzlich verstand Natasha. Sie sah rot. „Jetzt wird mir klar, wie du dir das gedacht hast. In Calida spielst du den glücklichen Ehemann, während du in Melbourne Spaß mit deiner Geliebten hast, sooft es dir die Pflicht erlaubt.“
Sie musterte ihn wie durch einen Nebel, bevor sie fortfuhr. „Daraus wird nichts, Durchlaucht! Du kannst nicht aus heiterem Himmel wieder in meinem Leben auftauchen, behaupten, dass du mich liebst, und hoffen, dass damit alles in Ordnung ist. So geht das nicht. Außerdem tauge ich nicht zur Geliebten eines verheirateten Mannes.“
Dante blieb reglos stehen. In seinen Augen funkelte es gefährlich. „Bist du fertig?“, fragte er. Ohne eine Antwort abzuwarten, fügte er hinzu: „Vielleicht überzeugt dich das.“
Mit Riesenschritten kam er auf sie zu, riss sie in seine Arme und küsste Natasha hart und unerbittlich.
Erst als sie leise stöhnte, änderte er die Taktik und küsste sie sanft und verführerisch. Triumphierend spürte er, dass sie sich an ihn schmiegte und den Mund öffnete, um den Kuss tiefer und intensiver werden zu lassen. Ihre Zungen lieferten sich ein feuriges Duell.
Natasha wünschte sich, dieser Kuss würde niemals enden. Heiße Wogen der Leidenschaft durchfluteten ihren Körper, der endlich seinen Dornröschenschlaf beendete.
Sie war verrückt nach Dante und sehnte sich danach, ganz ihm zu gehören.
Eng umschlungen standen sie mitten im Zimmer und waren sich in diesem Moment so nah, wie sie es sich gewünscht hatte, seit sie
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