Julia Extra Band 0302
erwähnt.“
„Mutter ist penetrant, selbstherrlich und rechthaberisch.“
„Aha.“ Natasha lächelte verstohlen, denn so ungefähr hatte Dante auch seine Schwester charakterisiert.
„Dantes Leben ist seit seiner Geburt klar vorgezeichnet. Ich hatte das Glück, als Mädchen zur Welt zu kommen, daher hatte ich wesentlich mehr Freiheiten als Dante.“
„Und warum erzählen Sie mir das, Gina?“
Gina sah sie vorwurfsvoll an. „Dante hat sich nicht einmal von mir verabschiedet. Er ist einfach nach Hause geflogen. Meine Anrufe nimmt er auch nicht entgegen. Normalerweise mische ich mich nicht in seine Angelegenheiten ein, aber die Situation scheint langsam zu eskalieren. Man hat mir zugetragen, dass er wie ein liebeskranker Teenager durch Calida streift. Meine Mutter ist mit ihrem Latein am Ende und hat mich gebeten herauszufinden, was mit Dante während seines Aufenthalts hier in Melbourne passiert ist. Ich musste einfach herkommen, um Sie zu fragen, was bei Ihrem Gespräch mit Dante herausgekommen ist. Meine Mutter treibt mich sonst noch in den Wahnsinn. Womöglich setzt sie sich auch in den nächsten Flieger hierher.“
Dante ist also verliebt, dachte Natasha. Wer mag die Glückliche sein? Darüber wollte sie lieber nicht nachdenken. Es tat sehr weh, dass nicht sie seine Angebetete war.
Natasha wurde sich bewusst, dass alle Ablenkungsmanöver, Dante zu vergessen, vergeblich gewesen waren. Immer wieder musste sie an den überwältigenden Kuss denken, an die Gespräche mit Dante, an den Spaß, den sie beim Testen der Hüpfburg gehabt hatten und … und …
Gina hatte alles wieder aufgewühlt.
Natasha stand auf und blickte Gina von oben herab an. „Es freut mich für Dante, aber ich habe keine Ahnung, warum Ihre Mutter Sie auf mich angesetzt hat.“
Gina musterte sie verblüfft. „Sie freuen sich darüber, dass Dante sich nach Ihnen verzehrt? Wollen Sie denn gar nichts unternehmen?“
Natasha setzte sich schnell wieder. „Sie wollen doch nicht im Ernst sagen, dass …“
„Mir brauchen Sie nichts vorzumachen, Natasha. Wir beide wissen doch, dass er bis über beide Ohren in Sie verliebt ist. Aber aus irgendeinem Grund sind Sie hier, während er sich in Calida nach Ihnen sehnt. Ich hatte gehofft, Sie beide würden eine Lösung finden. Vielleicht fahren Sie einfach zu ihm?“
Am liebsten hätte Natasha ihr den Hals umgedreht, um sie endlich zum Schweigen zu bringen. Doch dann würde sie nie erfahren, was hinter dieser verdrehten Geschichte steckte.
Offenbar nahm Gina an, Dante wäre in sie, Natasha, verliebt.
Schön wär’s.
Es wurde Zeit, Gina zu erzählen, wie es sich wirklich mit Dante und ihr verhielt. Vielleicht würde sie dann endlich auf Nimmerwiedersehen verschwinden.
„Dante und ich sind im Streit auseinandergegangen, als ich ihn – auf Ihr Anraten hin – in seinem anderen Hotel aufgesucht habe. Und ich kann Ihnen versichern, dass er ganz bestimmt nicht in mich verliebt ist. Sie haben sich geirrt, Gina. Ich kann Ihnen nicht weiterhelfen.“
Vehement schüttelte Gina den Kopf. „Es liegt kein Irrtum vor. Dante liebt Sie.“
Neue Hoffnung keimte in Natasha auf. Hatte Gina doch recht? Liebte Dante sie?
Es hatte definitiv zwischen ihnen geknistert, doch er hatte das bei ihrem letzten Gespräch bestritten. Natürlich war seine Eifersucht auf Clay verdächtig. Aber warum hatte er sie dann einfach gehen lassen, ohne ihr die Möglichkeit zu geben, ihm die wahre Situation zu erklären.
Gina schnippte mit den Fingern. „Sie sollten ihn in Calida besuchen und die Sache klären. Bleiben Sie da. Heiraten Sie ihn. Was Sie wollen, aber seien Sie nett zu ihm. Dante ist ein guter Mensch. Er verdient es, glücklich zu sein.“
Natasha sah Gina an, als hätte sie den Verstand verloren. „Das geht nicht. Ich habe mich schon einmal lächerlich gemacht. Er hat mich einfach zurückgewiesen. Ende der Diskussion.“
„Das glauben Sie.“ Gina sprang auf – wie von der Tarantel gestochen. „Ich habe mich geirrt. Sie sind nicht das letzte Abenteuer, bevor er sich bindet. Sie sind die Frau, die er liebt.“
Natasha suchte nach Argumenten, die Gina vom Gegenteil überzeugen würden. Doch ehe sie den Mund aufmachen konnte, gab Gina ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange. „Bis bald“, sagte sie und stürmte aus dem Hotel.
Ich glaube, ich träume, dachte Natasha. Und dann hatte sie eine Idee. Sie wollte ja sowieso einen Erholungsurlaub machen. Das musste sie nur noch mit ihrem Vater besprechen. Und
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