Julia Extra Band 0302
folgte ihm. Doch das bedeutete zunächst, an Jonas vorbeigehen zu müssen, der in der Tür stand. Sie versuchte, ihn nicht anzusehen, doch als sie direkt vor ihm stand, konnte sie sich nicht länger beherrschen. Sie hob den Kopf und sah direkt in seine tiefblauen Augen, die beinahe teuflische Funken sprühten. Nur mit äußerster Anstrengung gelang es ihr, den Blick abzuwenden. Und sie ahnte, dass sie sich ansonsten in diesen Augen verloren hätte.
Es war daher nicht erstaunlich, dass sie in äußerster Erregung war, während sie Nick half, seine Sachen zusammenzupacken. Aber sie verbarg ihren Gemütszustand vor ihm, da sie vermeiden wollte, dass er sich um sie Sorgen machte, während er sich eigentlich auf eine Operation konzentrieren musste. Nach einer Viertelstunde war alles gepackt, und gemeinsam gingen sie hinunter. Nachdem Nick sich von seiner Familie verabschiedet hatte, trat Aimi vor das Haus, um ihm zum Abschied nachzuwinken.
Sie starrte auf die kleiner werdenden Rücklichter seines Wagens und kehrte dann zurück in die Küche. Dort traf sie zu ihrer Bestürzung nur noch Jonas an. Er stand am Spülbecken und polierte eine Platte mit einer Lässigkeit, als habe er sein Leben lang nichts anderes getan.
„Oh!“, rief sie überrascht, denn die Küche war der Ort gewesen, an dem sie sich vor ihm am sichersten gewähnt hatte. „Wo sind die anderen?“
Jonas zuckte gleichgültig die Schultern. „Draußen, denke ich. Ich habe gesagt, wir räumen hier gerade zu Ende auf.“ Er deutete mit dem Kopf auf den Abwasch, während er die Platte weiter polierte.
Aimi fluchte innerlich, denn genau diese Art der Situation hatte sie vermeiden wollen. Um es ganz offen zu sagen: Jonas war einfach eine Nummer zu groß für sie. Sie reagierte auf ihn, ohne dass er ein Wort an sie richtete – so etwas hatte sie noch nie erlebt. Sie fühlte sich, als sei sie gefangen zwischen der Hölle und dem weiten blauen Ozean.
Der Abwasch musste gemacht werden, und sie konnte nicht einfach wegrennen, denn dann wüsste er sofort, dass sie vor ihm davonlief. Also atmete sie tief durch und begann, eine Tasse abzuspülen. Das Schweigen zwischen ihnen wurde so unerträglich, dass Aimi es brechen musste.
„Ich schätze, in Ihrem Arbeitsalltag haben Sie Ihre Leute für Hilfsarbeiten wie diese“, vermutete sie voller Ironie und war erstaunt, dass Jonas ihre Bemerkung mit einem Lachen quittierte.
„Ich nenne es delegieren. Daran ist nichts Verwerfliches. Schließlich bezahle ich meine Angestellten gut dafür, dass sie tun, was ich ihnen auftrage“, erklärte er und lehnte sich lässig an die Küchenfront, sodass er gleichzeitig Aimi ansehen und weiter das Geschirr abtrocknen konnte.
Bewusst, dass er sie fixierte – sie konnte kaum ignorieren, wie schnell ihr Herz unter seinem Blick schlug – versuchte Aimi, die Aufmerksamkeit auf ihre Aufgabe zu lenken. „Widersprechen Ihre Angestellten niemals?“
„Gelegentlich, und dann höre ich mir ihre Meinung an. Doch die letzte Entscheidung liegt bei mir. Ich habe viele Mitarbeiter, die mich seit vielen Jahren begleiten.“
Jonas hatte das Abtropfbrett abgewischt und wartete nun, dass sie ihm die letzte Tasse reichte. Aimi hielt sie ihm hin. Jonas lächelte, als er die Tasse nahm und sich ihre Fingerspitzen berührten. Ohne nachzudenken zog Aimi ihre Hand fort und sah erschrocken, wie die kleine Tasse aus feinem chinesischem Porzellan auf den Fliesen in kleine Scherben zersprang.
„O mein Gott!“, hauchte sie verzweifelt. „Das tut mir leid.“
Sie ging in die Hocke und begann, die Scherben aufzusammeln.
„Nicht! Lassen Sie das!“, rief Jonas und wollte ihr helfen, doch es war schon zu spät: Aimi hatte sich mit einer der scharfen Scherben in den Finger geschnitten. Sie schrie auf. Jonas bückte sich, um ihr aufzuhelfen. Er stützte sie hilfsbereit und hielt ihre Hand, als sie den Finger unter dem Wasserstrahl kühlte. „Ich hatte Sie für vorsichtiger gehalten“, sagte er.
Aimi zuckte zusammen, als der kalte Wasserstrahl den Schnitt berührte. „Ich habe nicht nachgedacht“, gab sie zu und erntete ein zustimmendes Grummeln.
„Das war offensichtlich. Lassen Sie mal sehen.“ Er drehte das Wasser ab und versorgte die Wunde mit einer sauberen Leinenserviette. „Der Schnitt scheint sauber zu sein. Zum Glück ist er nicht tief. Hier, pressen Sie den Stoff auf die Wunde, während ich etwas zum Desinfizieren und ein Pflaster hole.“
Als Jonas zurückkam, beobachtete sie, wie
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