Julia Extra Band 0302
Ledersessel am Kamin sinken. Aufgewühlt lehnte sie sich in die Kissen zurück und dachte nach. Ihre Hand prickelte noch immer von der Berührung seiner Lippen, und als sie die Augen schloss, fühlte sie die Wärme seines Mundes auf ihrer Haut. Wenn schon dieser harmlose Kuss sie derartig aus der Bahn warf, welche unsagbare Leidenschaft konnte dann noch entfesselt werden?
4. KAPITEL
Überraschenderweise schlief Aimi ruhig und traumlos in dieser Nacht. Abends hatte sie noch lange gemeinsam mit der Familie auf der Terrasse gesessen, doch Jonas war nicht mehr aufgetaucht. Und Aimi hatte nicht nach ihm gefragt. Sie war einfach erleichtert gewesen, ihm nicht begegnen zu müssen.
Jetzt begann ein neuer Tag, und wieder versprach er, sehr heiß zu werden.
Nach dem gemeinsamen Frühstück war die Familie zur Kirche aufgebrochen, doch Aimi hatte beschlossen, nicht mitzufahren und weiter in der Bibliothek zu arbeiten. Obwohl sie die Fenster weit geöffnet hatte, war es warm und stickig im Raum. Trotzdem versuchte sie, konzentriert zu arbeiten, doch schließlich legte sie ihren Stift mit einem Seufzer zur Seite. Es war einfach zu heiß.
Ihre Gedanken wanderten zu dem kühlen Wasser im Pool. Kurz entschlossen ging sie in ihr Zimmer, zog einen Badeanzug unter, rollte Sonnencreme und ein Buch in ein großes Badelaken und ging nach draußen.
Im Schatten eines Sonnenschirms legte sie Rock und Bluse auf einen Liegestuhl und ließ sich glückselig ins Wasser gleiten. Genussvoll schloss sie die Augen und summte leise, während sie sich auf dem Rücken im Pool treiben ließ. Schließlich verlor sie jegliches Zeitgefühl und fuhr erst erschrocken auf, als neben ihr etwas mit einem lauten Klatsch ins Wasser eintauchte. Sie öffnete die Augen und entdeckte am anderen Ende des Schwimmbeckens einen dunklen Haarschopf. Jonas zog eine Bahn an ihr vorbei durchs Becken, stieß sich am Rand ab und kam zurück. Scheinbar mühelos glitt er kraftvoll durchs Wasser. Als er bei Aimi ankam, lächelte er und wischte sich das Wasser aus den Augen.
„Tut mir leid, wenn ich störe“, entschuldigte er sich, doch der Schalk in seinen Augen strafte seine Worte Lügen.
„Ich wusste nicht, dass schon jemand zurück ist“, entgegnete sie, während sie versuchte, Abstand von ihm zu halten.
„Zurück?“, fragte Jonas und zog die Augenbrauen hoch.
„Aus der Kirche“, erklärte Aimi und schwamm zur Seite, weil er ihr immer näher kam. Doch der Beckenrand stoppte ihre Flucht.
Sein Lächeln wurde breiter, als ihm bewusst wurde, dass sie in der Zwickmühle steckte. „Oh, ich gehe nie in die Kirche, außer zu besonderen Gelegenheiten. Deshalb haben Sie das Vergnügen, heute Morgen mit mir alleine zusammen sein zu dürfen“, führte er aus und kam mit einem Bein schon wieder gefährlich nahe. Aimi war froh, dass er vom gestrigen vertraulichen Du wieder zur förmlichen Anrede zurückgekehrt war. Dennoch konnte sie nicht verhindern, dass eine Welle der Erregung sie überrollte. Sie wollte durchatmen, doch dabei schluckte sie Wasser. Sie hustete und bekam keine Luft mehr, und im nächsten Moment fühlte sie sich von Jonas umschlungen.
„Schon gut, ich bin ja da“, versicherte er beruhigend.
In diesem Moment wurde ihr klar, dass sie an seinen breiten Schultern lehnte, seine gebräunte Haut schien weich und zart. Sehnsüchtig wünschte sie, ihn berühren zu dürfen. Und während sie noch gegen dieses Bedürfnis ankämpfte, spürte sie seinen muskulösen Arm, der schützend auf ihrer Hüfte lag. Und erneut schien ein Feuerwerk in ihr zu explodieren.
„Sie können mich jetzt loslassen, es geht mir wieder gut“, bat sie.
Er lachte amüsiert und ließ sie frei.
Aimi schwamm zu der kleinen Leiter und schwang sich zitternd aus dem Wasser, während sie sich an seine Berührung erinnerte. Sie wusste, dass er jede ihrer Bewegungen beobachtete, als sie zu der Poolliege ging, ihr Handtuch nahm und sich abtrocknete. Verdammt, was sollte sie jetzt tun? Sie konnte gehen, doch das käme einer Kapitulation gleich. Folglich musste sie hierbleiben und so tun, als interessiere er sie nicht. Also cremte sie sich hingebungsvoll mit Sonnenschutz ein und legte sich schließlich mit ihrem Buch in den Liegestuhl. Sie hatte sich vorgenommen, ihn zu ignorieren. Doch dieses Vorgehen scheiterte daran, dass er sie gar nicht wahrzunehmen schien, sondern Runde um Runde im Pool schwamm. Das Buch glitt ihr fast aus der Hand, während sie seine kraftvollen, meisterhaften Bewegungen
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