Julia Extra Band 0302
meinen Puls zum Rasen gebracht haben.“ Er weidete sich an ihrer Entrüstung und nahm einen Schluck Kaffee.
Irgendwie schaffte es Aimi, die kühle Fassade aufrechtzuerhalten. „Ich weiß nicht, was Sie meinen. Mein Blutdruck war vollkommen normal. Ich habe mich ins Bett gelegt und problemlos geschlafen“, erklärte sie ungeniert und kreuzte im Geiste ihre Finger angesichts der dreisten Lüge.
„Hmmm“, murmelte er zweifelnd und fuhr sich mit der Hand über das Kinn. „Ich werde noch herausfinden, wie Sie wirklich sind.“ Einen Augenblick später fuhr er fort: „Wussten Sie, dass ich an diesem Wochenende eigentlich in Amerika hätte sein sollen? Mein Geschäftstermin ist kurzfristig abgesagt worden. Zum Glück.“
„Zur großen Freude aller Anwesenden“, bemerkte sie trocken und sah, dass ein neuer Ausdruck ganz kurz in seinen Augen aufblitzte.
Er lachte. „Gut gekontert, Aimi, und dabei so taktvoll. Kein Wunder, dass Nick eine so hohe Meinung von Ihnen hat.“
„Ich tue was ich kann“, gab sie sanft zurück in dem Bewusstsein, in ihm einen ebenbürtigen Gegner gefunden zu haben.
„Ah, hier kommt Ihre Rettung – nicht eine Sekunde zu früh“, erklärte Jonas plötzlich, und als Aimi sich umschaute, sah sie Nick mit einem Tablett auf die Terrasse treten.
Nick reichte Aimi eine Kaffeetasse und einen Teller. „Es tut mir leid, dass Ihr warten musstet“, entschuldigte er sich.
Jonas verschränkte die Arme vor der Brust und setzte sich aufrecht. „Tatsächlich habe ich versucht, die Zeit zu nutzen und mit Aimi zu flirten, aber sie macht es mir nicht gerade leicht.“
„Sehr gut, Aimi“, ermutigte Nick sie. „Es gibt sowieso schon zu viele Frauen, die ihm zu Füßen liegen, wenn er nur den kleinen Finger bewegt.“ Er setzte sich neben sie und machte sich hungrig über sein Frühstück her. Auch Aimi begann zu essen. Schweigen senkte sich über den Tisch.
„Wann werden die anderen ankommen?“, fragte Jonas nach dem Frühstück.
„Heute Mittag. Der Ablauf ist der gleiche wie jedes Jahr: Vater wird grillen, und unzählige Würstchen und Steaks werden anbrennen.“
Jonas lachte und sah Aimi an. „Waren Sie schon mal dabei?“
Sie hatte sich über den Wortwechsel der Brüder amüsiert. „Nein, es ist mein erstes Mal“, gab sie zu.
„Nun, unsere Grillfeste werden eine ganz neue Erfahrung für Sie sein“, beschied Jonas fröhlich und riss sie aus ihren Grübeleien.
Nick schnippte mit den Fingern. „Hey, erinnerst du dich, als …“
Aimi verfolgte die witzigen Erinnerungen nicht weiter, in denen die Brüder nun schwelgten. Sie lehnte sich zurück, biss in ihr noch warmes Croissant und betrachtete die beiden Männer ungestört. Sie waren sich sehr ähnlich: Jeder von ihnen war äußerst attraktiv, doch Nick hatte weichere Gesichtszüge. Sein Haar war dunkelbraun, Jonas’ dagegen tiefschwarz. Nick strahlte Wärme, Freundlichkeit und Fürsorge aus, und doch war es Jonas mit seinem raueren Wesen, der Aimis Herz schneller schlagen ließ.
Aimi war vollkommen überrascht, als sie plötzlich eine Sehnsucht verspürte, die Hand auszustrecken und mit den Fingern die Linien in Jonas’ Gesicht nachzuzeichnen, um sie sich einzuprägen. Ein seltsamer Gedanke. Schließlich wollte sie sich gar nicht an ihn erinnern. Im Gegenteil: Je früher sich ihre Wege wieder trennten, umso besser. Verwirrt senkte sie den Kopf und blickte in ihre Kaffeetasse. Lieber Gott, er wollte nur eines von ihr. Und doch … etwas an ihm zog sie magisch an.
Lautes Gelächter riss sie aus ihren Gedanken. Sie sah auf und betrachtete Nick, der vollkommen ausgelassen war und seinen Bruder in seiner Heiterkeit mitgerissen hatte. Der Anblick der entspannten Männer zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht und öffnete ihr Herz.
Ein durchdringendes Pfeifen zerstörte die Idylle. Die drei sahen sich um und entdeckten Michael Berkeley, der ihnen vom anderen Ende der Terrasse zuwinkte.
„Kommt mit, ihr beiden! Ich brauche kräftige Männer, die mir helfen, die Tische aufzubauen“, rief er seinen Söhnen zu.
Nick und Jonas wechselten einen wenig begeisterten Blick, standen aber folgsam auf.
„Vater trommelt seine Truppen zusammen“, meinte Nick ironisch.
Aimi lächelte. „Viel Spaß“, neckte sie die Brüder und erhaschte aus dem Augenwinkel einen letzten Blick von Jonas. Der spöttische Ausdruck hatte sein Gesicht wieder erobert. Während sie erneut eine unbestimmte Unruhe ergriff, hob sie fragend die Augenbrauen. „War
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