Julia Extra Band 0302
noch etwas?“
„Nur dies“, entgegnete er. Er ging um den Tisch, und ehe sie ihm ausweichen konnte, küsste er Aimi sanft und flüchtig auf die Wange.
„Hey!“, protestierte sie, während ihr Puls raste. Diese kurze Berührung seiner Lippen auf ihrer Haut hatte ihr den Atem geraubt.
Aber Jonas zeigte absolut keine Reue. „Gönnen Sie mir diese kleine Freude“, bat er, ehe er seinem Bruder folgte. Aimi blieb sprachlos zurück.
Während er durch den Garten ging, betrachtete sie ihn. Verdammt, er war einfach perfekt. Breitschultrig, mit schmalen Hüften und langen, kraftvollen Beinen. Sie musste sich noch stärker bemühen, ihren Schutzwall gegen ihn zu verteidigen. Schlimm genug, dass er bereits ihre Gedanken beherrschte. Aber nach außen musste sie ihm widerstehen.
3. KAPITEL
Aimi versuchte, sich wieder auf den eigentlich Grund ihrer Anwesenheit auf dem Familiensitz der Berkeleys zu konzentrieren. Rasch beendete sie ihr Frühstück und machte sich auf den Weg in die Bibliothek. Es war ein wunderschöner Raum, voller Regale mit kostbaren, in Leder gebundenen Büchern, die ihre Aufmerksamkeit fesselten. Die nächsten Stunden verbrachte sie hier, stöberte glücklich in den unzähligen Bänden und machte sich Notizen. Sie machte es sich in einem Sessel gemütlich und war in einer anderen Welt versunken.
So fand Nick sie. „Hier bist du!“, rief er, als er den Raum betrat, und Aimi sah voller Erstaunen auf. Sie hatte sich so sehr konzentriert, dass sie nichts um sich herum wahrgenommen hatte.
„Hast du mich gesucht?“, fragte sie, setzte sich hastig auf und schlüpfte in ihre Schuhe.
„Allerdings. Die übrigen Familienmitglieder sind angekommen, wir wollen gleich essen“, erklärte er und Aimis Mut sank.
„Ganz im Ernst, Nick, ich glaube, dass deine Familie gern unter sich sein möchte. Ich bin hier in der Bibliothek viel nützlicher.“
„Die Bücher können warten“, gab er zurück. „Ich möchte, dass du ein bisschen Spaß hast an diesem Wochenende.“
Sie wusste, dass jeder Widerspruch zwecklos wäre, und ließ sich ohne weiteren Protest von Nick in den Garten begleiten. Der riesige Grill war am Pool aufgebaut worden und hier hatte sich die Familie bereits versammelt. Als Nick mit Aimi herumging, um sie vorzustellen, wurde sie mit herzlichem Interesse empfangen, und es gelang ihr, sich zu entspannen.
„Deine Familie ist wirklich sehr nett“, wandte sie sich erleichtert an Nick.
„Ich bin froh, dass du dich wohlfühlst“, sagte er lächelnd.
Aimi betrachtete die große, fröhliche Gruppe, und plötzlich wurde ihr klar, dass sie es zum ersten Mal seit langer Zeit ohne Schuldgefühle genießen konnte, sich zu amüsieren. Sie wusste nicht, was geschehen war, doch es schien, als sei ihr eine große Bürde genommen worden und als könne sie einfach wieder leben.
„Danke, dass du mich überredet hast, mich nicht in der Bibliothek zu verkriechen“, räumte sie lächelnd ein.
Nick gab ihr einen freundschaftlichen Stoß. „Sie mögen dich, da bin ich sicher“, betonte er, und als sie weitergingen, fühlte Aimis Herz sich plötzlich leicht und unbeschwert an. Sie wusste, dieses Gefühl würde nicht anhalten. Später würde die Vergangenheit sie wieder einholen. Doch jetzt wollte sie diese neu erwachte Lebenslust genießen.
Während sie sich mit seinen Cousins unterhielten, piepte Nicks Notrufsender. Er hatte zwar an diesem Wochenende frei, dennoch wurde er in Notfällen vom Krankenhaus angefordert, wenn dringend ein Chirurg gebraucht wurde.
„Ich nehme das Gespräch drinnen an“, sagte er. „Es wird nicht lange dauern.“ Er sah sie enttäuscht an und ging ins Haus.
Aimi unterhielt sich noch einen Moment mit den anderen, dann schlenderte sie durch den Garten und blieb schließlich stehen, um das ausgelassene Spiel zweier Kinder zu verfolgen. Plötzlich fühlte sie sich beobachtet. Sie sah auf und ihr Herz setzte einen Moment lang aus, als ihre Augen Jonas’ Blick trafen. Er befand sich in einem konzentrierten Gespräch mit einem weitaus älteren Herrn, doch er hatte sie sofort gesehen.
Sie wusste, sie sollte seinem Blick ausweichen, doch es gelang ihr nicht. Er schien vollkommen ungezwungen, als er über etwas lachte, das sein Gesprächspartner gerade sagte, und dennoch sah Aimi eine Leidenschaft in seinen Augen, die ihr den Atem nahm.
„Das Essen ist fertig“, rief Michael Berkeley in diesem Moment herüber. Die Gäste wanderten in Richtung Grill, und Aimi konnte Jonas nicht
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