Julia Extra Band 0302
ausstellte, war die plötzliche Stille fast greifbar. Sie war unsicher, wie sie sich verhalten sollte. Eigentlich wusste sie, dass sie sich freundlich verabschieden und aussteigen sollte, doch ihre innere Stimme wehrte sich dagegen. Nein, ich will diese Beziehung nicht aufgeben. Ich will nicht zurückkehren in eine Welt voller Kälte und Anonymität. Ich will leben!
Ihre widerstreitenden Gefühle waren so stark, dass Aimi sich wie betäubt fühlte. Doch gleichzeitig wurde ihr klar, dass sie die Antwort längst kannte. Die lebensfrohe Aimi hatte gewonnen und die leise Stimme der Vernunft gelöscht. Sie konnte nicht einfach gehen. Sie hatte es versucht, doch ihre Gefühle waren stärker als ihr Verstand. Als sie das endlich akzeptierte, endete der nervenaufreibende Kampf in ihrem Innern. Sie spürte, wie die Anspannung von ihr abfiel und sie sich plötzlich leicht und frei fühlte.
Mit einem kühlen Lächeln, mit dem sie ihren Gemütszustand zu verbergen versuchte, wandte sie sich an Jonas. Obwohl sie jetzt wusste, welcher Weg der richtige war, war sie nervös. Sie wusste, dass sie am Rande eines Abhangs stand, der ihr alles andere als Sicherheit bot. Es würde nicht viel dazugehören, um sie hinabstürzen zu lassen. „Danke, dass du mich nach Hause gebracht hast. Es war vermutlich ein ziemlicher Umweg für dich“, sagte sie höflich.
Jonas hob die Augenbrauen, irritiert angesichts ihres förmlichen Tons. „Ich habe Nick mein Wort gegeben, dass du sicher nach Hause kommst“, gab er mit einem Hauch von Ironie zurück.
Seine Antwort kränkte sie. „Nun, das hast du ja jetzt erledigt“, erwiderte sie, sammelte die Unterlagen ein, die sie während der Fahrt durchgearbeitet hatte, und steckte sie in die Tasche. „Ich werde ihm sagen, dass du deinen Auftrag sehr gut erfüllt hast.“ Sie konnte sich nicht zurückhalten, ihm so spitz zu antworten, denn ihr wurde klar, dass sie nicht wusste, wie sie ihm erklären sollte, dass sie ihre Meinung über ihre Beziehung geändert hatte.
Doch glücklicherweise prallte ihr schnippischer Ton an Jonas ab. „Okay, ich bringe dich noch hinein“, erklärte er, öffnete die Fahrertür und stieg aus.
Aimi kletterte ebenfalls aus dem Wagen, während Jonas ihr Gepäck aus dem Kofferraum nahm.
„Du musst nicht mit nach oben kommen“, beteuerte sie.
„Vertrau mir, Aimi. Natürlich muss ich mit hinaufkommen“, sagte er trocken, und Aimis Herz setzte einen Moment lang aus. „Ich habe unzählige Stunden mit dir im Auto verbracht, ohne dich auch nur zu berühren, weil ich dann wahrscheinlich sofort einen Unfall verursacht hätte. Jetzt werde ich dich nicht an der Tür verabschieden.“
All ihre Sinne waren auf ihn ausgerichtet, ihr Puls raste, als sie seine Worte hörte. Wie aus allen Wolken gefallen, sah sie ihn an. „Hast du etwa vor, mich jetzt zu verführen?“ Die provokative Frage war heraus, ehe sie darüber nachgedacht hatte.
Ein Blick in seine Augen genügte, um sie endgültig in Flammen stehen zu lassen. „Was denkst du?“
Jonas sah sie erwartungsvoll an, als habe er ihren Stimmungswandel gespürt. Er atmete tief durch und lachte kurz auf. „Es ist ein Wunder, dass ich noch nicht verrückt geworden bin.“ Er hielt ihr die Tür auf und ließ sie eintreten. Sie nahmen den Fahrstuhl. An die Wand der Kabine gelehnt, betrachtete sie Jonas. Dieser Mann hatte es in so kurzer Zeit geschafft, sie völlig zu verändern. Dank seiner Kraft und Energie war es ihr gelungen, die Dämonen der Vergangenheit zu vertreiben.
Aimi spürte, dass Jonas sich danach sehnte, sie zu küssen. Und auch sie wünschte, der Lift könne schneller fahren. Wie ein loderndes Feuer brannte das Verlangen in ihr, und mit jeder Sekunde, die verstrich, schien die Hitze stärker zu werden.
Als er sie ansah, entdeckte sie das Begehren auch in seinen Augen. „Wenn du mich so ansiehst, werden wir es nie bis zu deiner Wohnung schaffen“, sagte er schmeichelnd und sie erschauerte erregt.
„Ich denke, wir sollten nichts überstürzen. Vielleicht ist es besser, wenn du gehst“, sagte sie, von einer plötzlichen Nervosität erfasst.
Doch er lachte nur. „Pass auf, dass du nicht an deiner eigenen Kälte festfrierst, Aimi.“
Mit großen Augen sah sie ihn an. „Begehrst du mich so sehr?“
„Ich habe keine Frau mehr gewollt als dich. Überrascht dich das? Du bist eine schöne, intelligente, sinnliche Frau.“
Instinktiv schüttelte Aimi den Kopf. „Das bin ich nicht“, wehrte sie ab, und er
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