Julia Extra Band 0302
sollte. „So ein Mann kann versucht sein, die Frauen nicht mit dem Respekt zu behandeln, den sie verdienen.“
Verwirrt sah Ann sie an, denn diese Worte hatte sie nicht von Mrs. Theakis erwartet.
„Ich würde zögern, meinen Sohn als Gigolo zu bezeichnen“, fuhr sie nachdenklich fort, „und doch … ah Yannis – ephari sto !“ Mit den letzten Worten hatte sie sich an den Diener gewandt, der mit den üblichen Drinks, die sie vor dem Essen einnahmen, erschienen war.
Zu Anns Erleichterung wechselte Mrs. Theakis das Thema, indem sie nach Tinas Verlobtem fragte. Tina war bei Sam geblieben, und Ann hatte Ari allein zurück nach Sospiris gebracht. Ari hatte ununterbrochen von seinen fröhlichen Abenteuern mit seinem Spielkameraden erzählt und dann von einem Vorfall berichtet, der ihm weniger gefallen hatte.
„Sie hat mich ständig geküsst, aber ich mag das nicht“, hatte er sich beschwert.
„Wer denn?“, hatte Ann amüsiert gefragt.
„Eine Frau. Sie hat mich über Onkel Nikki ausgefragt. Ich hab gesagt, dass er arbeiten muss. Das muss Yannis auch immer am Telefon sagen, wenn irgendwelche Frauen für Onkel Nikki anrufen. Sie hat böse geguckt und ist weggegangen. Da war ich froh, weil sie mich nicht mehr küssen konnte.“
Während des Abendessens überlegte Ann, wie Aris „Verehrerin“ wohl sein mochte. Vermutlich elegant und gut erzogen – eine Frau aus Nikos’ Kreisen eben. Und gesellschaftlich akzeptabel, dachte Ann finster, nicht so wie Carla, der es verwehrt worden war, in die reiche Familie Theakis einzuheiraten.
Auch an den folgenden beiden Tagen war von Nikos nichts zu sehen, und Ann vermutete, dass er noch auf Maxos war. Doch ganz egal, wo er sein mochte, kostete es sie all ihre Kraft, nicht an das zu denken, was am Strand passiert war.
Daher war sie froh, als Tina am späteren Vormittag zurückkam und sie einlud, am folgenden Abend mit ihr und ihrem Verlobten zu der Geburtstagsfeier eines Kollegen von Sam zu gehen.
Und so setzte sie früh am nächsten Abend mit Tina im Motorboot der Theakis nach Maxos über. Tina sah sehr hübsch aus mit ihren braunen Locken und dem roten Sommerkleid. Ann trug ein cremefarbenes Wickeltop und einen luftigen Rock in Türkis, den sie auf Maxos gekauft hatte.
Sam holte sie am Hafen ab. Galant bot er beiden einen Arm, und sie schlenderten die Marina entlang, mit den glänzenden großen Jachten, die hier vor Anker lagen, und den exklusiven Bars. Schließlich blieben sie stehen, als sie freudig von einer Gesellschaft draußen vor einer Cocktailbar begrüßt wurden.
Entspannt zurückgelehnt saß Nikos Theakis mitten unter den anderen. Sein Hemd stand am Kragen offen, und ein leichter Pullover hing lässig über seinen Schultern. In der Hand hielt er ein Glas. Eine sehr elegante, sinnlich aussehende Brünette saß dicht neben ihm und machte deutlich, dass sie seine physische Nähe auch in anderer Form genoss.
„Tina.“ Nikos lächelte. „Sie sehen heute Abend umwerfend aus. Sam kann sich glücklich schätzen.“ Dann plauderte er kurz mit ihrem Verlobten, ehe sein Blick zu Ann flog.
Sie stand völlig steif da, auch wenn sie versuchte, sich so ungezwungen wie möglich zu geben. Sie war nicht darauf vorbereitet gewesen, ihn hier zu sehen und versuchte, sich gegen seinen Angriff zu wappnen.
Zu spät. Die dunklen Augen ruhten auf ihr und zogen ihren Blick magisch an.
Für einen flüchtigen Augenblick fühlte sie sich ihm verwirrend nahe, als ob sie mit ihm allein wäre.
Dann wandte er sich der Frau an seiner Seite zu. Erst jetzt bemerkte Ann, dass diese besitzergreifend ihre Hand auf seinen Unterarm gelegt hatte.
„Nikos, mein Liebling“, verkündete sie nun übertrieben laut auf Englisch, „wir sollten das Kindermädchen deines Neffen und dessen Freunde doch nicht von ihrem abendlichen Vergnügen abhalten. Sonst verlierst du noch deinen Ruf, dem Personal gegenüber so großzügig zu sein.“
„Wie wahr“, meinte Sam mit trügerischer Leichtigkeit. „Aber man sollte natürlich auch vorsichtig sein, nicht in den Ruf zu kommen, sich einen reichen Ehemann angeln zu wollen, Kyria Constantis.“
Er schenkte der Frau, deren Miene sich vor Zorn verdunkelt hatte, ein ironisches Lächeln, ehe er mit seiner Verlobten und Ann weiterschlenderte.
„Diese Elena Constantis ist wirklich eine Zicke“, meinte Tina zu Ann.
„Nikos scheint nicht dieser Meinung zu sein.“ Ann wollte nicht weiter darüber nachdenken, dass sie ihn zusammen mit einer anderen Frau
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