Julia Extra Band 0302
wollte bestimmen.
Also, dass er sich so sehr von ihr angezogen fühlte, war eine ganz normale männliche Reaktion, die er bei jeder Frau verspüren würde, die er sexuell anziehend fand.
Und eins war sicher: Hatte er sie erst zu seiner Geliebten gemacht, würde seine Mutter sie ganz sicher nicht mehr einladen.
6. KAPITEL
Nur zögernd nahm Ann Nikos’ ausgestreckte Hand, nachdem sie auf Sospiris angelegt hatten. Seine warmen Finger schlossen sich um ihre, während er ihr auf den steinernen Quai half.
„Passen Sie auf die Stufen auf“, erinnerte er sie.
Seine Hand lag wieder auf ihrem Rücken. Bei jedem anderen Mann hätte sie diese Geste nur als Höflichkeit empfunden, doch sie wusste, dass Nikos ihr damit seinen Stempel aufdrücken wollte, den sie heiß durch ihr dünnes Top spürte.
Schweigend ging sie die Stufen hinauf, dann geleitete er sie durch den mit Blumen umrankten Torbogen, der in die ausgedehnten Gärten führte.
Widerstandslos ging sie voran, als ob es selbstverständlich wäre, mit diesem Mann durch den dunklen Garten zu gehen, eingehüllt von dem schweren und betörenden Duft nach Jasmin und Geißblatt, der die Luft erfüllte.
Schließlich blieb Nikos auf einem kleinen mit Mosaik besetzten Vorplatz stehen. Eine weitere Treppe führte zu dem tiefer gelegenen Garten. Unwillkürlich blieb auch Ann stehen und schwelgte in dem Anblick.
„Ja, es ist wunderschön“, sagte sie ehrfürchtig und benommen. Sie vermochte nicht zu sagen, wie viel Wein sie getrunken hatte, doch er schien die Welt seltsam verwandelt zu haben. Denn während sie gleichzeitig alles um sich herum überdeutlich wahrnahm, fühlte sie sich auch losgelöst von allem, beinahe unwirklich … wie von einem leichten Schleier umhüllt.
Trotzdem wusste sie, dass sie nicht hier neben Nikos stehen sollte, in dem sternenhellen Garten mit dem betörenden Duft der Blumen und dem Gesang der Zikaden. Stattdessen sollte sie unverzüglich den Weg zur Terrasse nehmen, ins Haus und direkt in ihr Schlafzimmer gehen.
Doch sie stand da, spürte die weiche Nachtbrise, die von der Ägäis heraufwehte, hörte das leise Flüstern des Weins in sich. Nikos’ Hand ruhte immer noch auf ihrem Rücken. Er war ihr so nah, dass sie sich nur ein wenig umdrehen musste, damit er sie mit seiner warmen, starken Hand an sich pressen konnte, während sie mit den Fingern seine muskulöse Brust unter dem weichen Stoff seines Hemds berührte und den Blick zu ihm hob, um sich in seinen Zügen zu verlieren, dem dunklen Schwung der Wimpern unter diesen Augen, die bis in ihr Innerstes drangen, ihr die Luft nahmen und sie schwanken ließen wie eine zarte Blume im Wind. Er würde ihren gefügigen Körper umfangen, seinen sinnlichen, wohlgeformten Mund herabsenken …
Abrupt schreckte sie zusammen und fand sich in der Wirklichkeit wieder.
„Ich muss zurück“, sagte sie knapp. Nachdenklich schweifte ihr Blick über die lange Fassade der Villa, und sie überlegte, wo eigentlich ihr Zimmer lag.
„Hier entlang.“ Er klang ruhig, sicher.
Ohne nachzudenken ging sie ihm voran zur Hauptterrasse. Auch wenn sie den Zauber zerstört hatte, spürte sie seine Anwesenheit noch überdeutlich in jeder Faser ihres Körpers. Nichts anderes schien sie mehr wahrnehmen zu können, sodass sie ihm nun blind gehorchte, als er eine Terrassentür öffnete und sie hereinbat.
Plötzlich blieb sie stehen. Dies war kein Salon oder eines der Zimmer, die sie schon kannte.
Es war ein Schlafzimmer.
Sie wandte sich um und sah, wie Nikos leise die Terrassentür schloss.
Und dann kam er zu ihr.
Instinktiv trat sie einen Schritt zurück.
„Was soll …“
Ein tiefes Lachen entrang sich seiner Kehle. „Sei nicht naiv, Ann. Was soll es wohl heißen?“ Er klang amüsiert.
Eine einzelne Lampe brannte am Bett – ein riesiges Doppelbett mit schwarzer Satindecke. Das dämmrige Licht ließ Nikos’ Züge noch schärfer hervortreten. Mit einem Mal fühlte sie sich schwach, überwältigt. Sie sah zu ihm hoch, ihre Lippen öffneten sich.
Ihr Atem ging schneller.
„Darauf haben wir doch schon seit heute Nachmittag gewartet.“ Seine raue Stimme sandte ihr einen Schauer über den Rücken. „Dort war die Zeit noch nicht gekommen. Aber jetzt, Ann, haben wir alle Zeit der Welt.“
Er zog sie an sich.
Für einen Augenblick spürte sie Widerstand in sich aufflammen. Ihr Verstand befahl ihr, diesem Mann zu entfliehen, der wie selbstverständlich die Führung übernahm, ihr den Pullover von ihren
Weitere Kostenlose Bücher