Julia Extra Band 0302
verschwendet.“
Er legte den Kopf zur Seite und runzelte die Stirn. „Du bist nervös“, stellte er fest.
Sie nickte. Es hatte ohnehin keinen Zweck, ihre Gefühle zu leugnen. Die Furcht stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. „Ein klein wenig“, flüsterte sie.
„Und trotzdem waren wir beide so herrlich intim miteinander“, neckte er sie. „Und das mit der Aussicht auf noch viel mehr. Bist du wütend, weil ich nicht angerufen habe?“
„Du hast meine Telefonnummer doch gar nicht“, erwiderte sie tonlos und erkannte im selben Moment, dass diese Antwort gar nicht passte.
„Hältst du das etwa ernsthaft für ein Problem? Meinst du nicht, ich könnte dich finden, wenn ich dich erreichen will?“
Natürlich, ein Kerl von Salvatores Format bekam mit einem Fingerschnipsen jede Information, die er haben wollte.
„Und jetzt küss mich!“, murmelte er.
Insgeheim hatte sie gehofft, er würde sie noch einmal verführen, bevor er sich in den Flieger nach New York setzte. Aber zu ihrer Überraschung tat er nichts dergleichen. Vielleicht hatte er auch nicht mehr genug Zeit bis zum Abflug, oder er wollte seinen Anzug nicht zerknittern. Vielleicht machte er sich auch nicht die ganze Zeit über Gedanken um seine neue Affäre – ganz im Gegensatz zu ihr! Jessica konnte praktisch an nichts anderes mehr denken.
Dennoch war sein Abschiedskuss unendlich schön. Fast unerträglich schön. Und so ein Kuss drückte mehr aus als tausend Worte, jedenfalls empfand Jessica das so.
Sie wünschte, es wäre nicht Salvatore Cardini, Geschäftsführer eines weltweit erfolgreichen Unternehmens, sondern ein einfacher Mann, der sie küsste. Dieser prominente Tycoon war so unerreichbar für sie. Wäre er ein schlichter Buchhalter in ihrer Firma, wie unkompliziert könnte das Leben dann sein … Sie würden in ihre oder seine Wohnung gehen, sich Spaghetti Bolognese kochen und billigen Wein trinken.
Es würde keinerlei unrealistische Erwartungshaltung geben, keine Sorgen darüber, was man anziehen oder wie man sich bewegen sollte, wenn man ausging. Und vor allem hätte man nicht permanent Angst vor der Frage, wie lange das alles wohl dauern würde.
„Wann bist du wieder zurück?“, fragte sie, obwohl sie sich eigentlich vorgenommen hatte, genau dies nicht zu tun.
„Am Wochenende.“ Lächelnd sah er ihr in die Augen. „Sehen wir uns dann?“
„Ich hoffe“, gab sie schüchtern zurück.
Ihre Worte berührten ihn, und er streichelte ihr spontan über die Haare. „Ich melde mich.“
Nach einem weiteren Abschiedskuss ließ er sie allein zurück – mit dem erdrückenden Bewusstsein, in seinem Leben grundsätzlich nur eine Nebenrolle zu spielen.
„Also, wann siehst du ihn denn nun wieder?“, wollte Willow wissen und holte Jessica mit dieser Frage in die Gegenwart zurück.
Verwirrt sah sie auf die hellgelbe Küchenuhr, die über der großen Anrichte hing. „Er müsste mich jede Minute abholen.“
„Solltest du dich dann nicht langsam fertig machen?“
„Ich bin fertig.“
Willows Gesicht erstarrte. „Oh.“
Da Jessica sich fest vorgenommen hatte, sich keine weiteren Kleider mehr von Willow zu leihen, trug sie heute ihre Lieblingsjeans. Diese war zwar ausgewaschen, saß aber perfekt und passte gut zu dem grauen Kaschmirpullover, den sie sich im letzten Winterschlussverkauf zugelegt hatte. Die Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und dazu nur sehr dezent Make-up aufgetragen.
Eine Sekunde später klopfte es laut an der Haustür, und Jessica öffnete. Salvatores Chauffeur teilte ihr mit, dass sein Vorgesetzter noch einen Anruf aus Mailand beenden musste. Durch die getönten Scheiben der Limousine sah sie Salvatores Gesicht.
„Ciao, bella“ , begrüßte er sie, als sie kurz darauf zu ihm in den Wagen stieg. Ihr Kuss fiel innig und heiß aus. „Wir fahren direkt zu mir nach Hause, denn ich habe die letzten fünf Tage damit verbracht, dich mir nackt vorzustellen“, wisperte er in ihr Ohr.
„Ich kann es kaum erwarten“, flüsterte Jessica wahrheitsgemäß.
„Diese Jeans ist ein wenig hinderlich“, bemerkte Salvatore nachdem er ein paar Minuten lang beiläufig an Jessicas Kleidung herumgezupft hatte.
„Aber so praktisch.“
„Ich sollte dir zeigen, wie man sich sexy anzieht“, sagte er scherzhaft. „Wir gehen einkaufen!“
„Um mich als Mätresse auszustatten?“
„Ganz genau, cara mia .“
„Und wenn ich mich weigere, etwas von dir anzunehmen?“, forderte sie ihn
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