Julia Extra Band 0302
mit Chauffeur und Limousine zur Arbeit gebracht – in der Aufmachung vom Vorabend!
„Das ist lieb von dir, Salvatore“, widersprach sie sanft. „Aber ich halte das für keine gute Idee.“
„Wieso nicht?“
„Zum Ersten habe ich keine Kleider zum Wechseln dabei.“
„Warum eigentlich nicht? Bist du etwa nicht davon ausgegangen, in meinem Bett zu landen? Wir wussten doch beide, dass es darauf hinauslaufen sollte.“
Aber Jessica ließ sich von seiner Provokation nicht beeindrucken. „Ja, vermutlich bin ich wirklich davon ausgegangen.“
„Warum hast du dann nicht wenigstens ein paar Sachen mitgebracht? Eine Zahnbürste?“
Versteht er denn überhaupt nichts von Frauen, wunderte sie sich. „Hätte das nicht viel zu offensichtlich ausgesehen? Ich gehe doch nicht mit einer Übernachtungstasche unter dem Arm zu einer Essenseinladung! Sieh mal“, fuhr sie fort, beugte sich vor und gab ihm einen leichten Kuss auf den Mund. „Ich esse jetzt noch mit dir und mache mich dann auf den Weg. So kannst du heute in Ruhe schlafen – und ich auch!“
Unzufrieden funkelte er sie an. „Du klingst wie eine strenge Krankenschwester.“
Sie lachte. „Wenn ich deine Krankenschwester wäre, Salvatore, hätte ich mich heute wohl ziemlich unprofessionell verhalten.“
Im Grunde musste er ihr recht geben, trotzdem gefiel ihm nicht, wie sie mit ihm sprach. Wie sollte es auch? Seine Putzfrau teilte ihm mit, wie sie sich den weiteren Verlauf der Geschehnisse vorstellte – anstatt ergeben an seinen Lippen zu hängen und auf seine Wünsche zu warten!
„Wirst du jetzt kokett und legst dir absichtlich ein bestimmtes Image zu?“, fragte er mit schneidender Stimme. „Ist es das?“
Übermütig kicherte sie. Vermutlich hing ihre Hochstimmung mit den ungewohnten Liebesspielen und dem Champagner auf nüchternem Magen zusammen.
„Es ist ein bisschen spät dafür, die Unnahbare zu spielen, meinst du nicht?“, fuhr er gekränkt fort.
Lachend griff sie nach den Weintrauben, steckte sich eine in den Mund und hielt Salvatore ebenfalls eine hin. „Hier, iss mal eine!“
„Ich will keine verflixte Weintraube“, herrschte er sie an. Er brauchte jetzt eher einen starken Drink. Fassungslos sah er zu, wie Jessica aufstand. Sie tut es tatsächlich, dachte er. „Du gehst wirklich?“
Energisch verdrängte sie ihre Unsicherheit. Es war eine Sache, nackt neben einem Mann im Bett zu liegen, aber eine ganz andere, völlig unbekleidet und schutzlos vor ihm zu stehen. Schnell suchte sie ihre Kleider auf dem Fußboden zusammen. „Ja.“
Für einen Moment überlegte Salvatore, ob er aufstehen und sie aufhalten sollte. Er könnte sie gegen die Wand drängen und sie dazu bringen, seinen Namen zu stöhnen. Gleichzeitig wusste er, dass er sie damit nicht am Gehen hindern würde. Ihr Entschluss stand felsenfest, daran bestand nicht der geringste Zweifel.
Während Jessica sich Unterwäsche und die Strumpfhose anzog, versuchte sie zu verdrängen, dass Salvatore jede ihrer Bewegungen genauestens beobachtete.
„Jessica?“
Mit einem geübten Griff rückte sie den Gummizug an ihrer Taille zurecht und bückte sich nach ihrem Kleid. „Ja, Salvatore?“
„Beim nächsten Mal ziehst du keine Strumpfhose an.“
„Wie bitte?“
„Diese Strumpfhose.“ Übertrieben schüttelte er sich. „Wer die erfunden hat, gehört erschossen. Frauen sollten ausschließlich Seidenstrümpfe und Strapse tragen.“
„Das werde ich mir merken“, entgegnete sie tonlos und fühlte sich, als hätte er sie mitten in die Magengrube geschlagen. Noch nie in ihrem Leben hatte Jessica Strapse besessen. Aber ein solches Geständnis würde Salvatore vermutlich zutiefst schockieren.
„Ich bitte darum“, sagte er mit der kühlen Verachtung, die manchen Sizilianern angeboren zu sein schien. Kritisch musterte er das violette Kleid, das Jessica gerade über den Hüften glatt strich. Es brachte ihre Kurven hervorragend zur Geltung, war für seinen Geschmack jedoch viel zu lang.
„Und warum trägst du Kleider, die bis zum Boden reichen?“, erkundigte er sich beiläufig.
Sie errötete. „Gefällt es dir nicht?“
„Es versteckt deine wundervollen Beine. Warum sollte eine Frau mit ihren Reizen geizen?“
Warum nicht Salvatore reinen Wein einschenken, dachte Jessica. Er konnte genauso gut erfahren, wer sie wirklich war und wie ihr Leben aussah.
„Es gehört Willow“, gestand sie. „Meiner Mitbewohnerin“, fügte sie hinzu, als er sie verständnislos ansah.
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