Julia Extra Band 0302
langsame Runde einhändiges Poker spielte, während Jessica zurück nach London fuhr und gegen Mittag wieder an ihrem Schreibtisch saß.
Von Zeit zu Zeit warf sie einen Blick auf ihre Handtasche, die auf dem Boden neben ihren Füßen lag. Sie musste den Umschlag mit dem Bargeld vom Juwelier zur Bank bringen. Außerdem musste sie Salvatore beichten, was sie getan hatte.
Nervös biss sie sich auf die Unterlippe.
Was soll ich ihm bloß sagen?, dachte sie verzweifelt.
Bewies das nicht überdeutlich, dass sie auf seine teuren Geschenke angewiesen war, um ihr Leben zu bestreiten? Zudem vermittelte es den Eindruck, dass sie auf mehr Aufmerksamkeiten hoffte.
Andererseits war es Salvatore gleichgültig, ob sie seine Juwelen wirklich selbst trug. Für ihn zählte die Geste, die ihn zum edlen Spender machte. Es gehörte ganz einfach dazu, einer Geliebten Diamanten zu schenken.
Später am Abend flog sie in seine Arme, als hätte sie ihn seit einem Jahr nicht zu Gesicht bekommen. Er lachte und küsste sie zur Begrüßung.
„Hast du mich so vermisst?“
„Ja.“
„Wie geht es deiner Großmutter?“
„Es geht ihr gut.“
Salvatore entführte sie für ein Wochenende in die wunderschöne Metropole Paris, wo sie in einem zauberhaften Hotel am Place de la Concorde wohnten. Trotz der recht kühlen Jahreszeit strahlte die Stadt in ihrem einzigartigen Glanz und vermittelte Jessica ein Gefühl von Freiheit und Unbeschwertheit. Die Atmosphäre in der Stadt entzündete in ihr ein inneres Feuer, das sie wärmte und beschwingte. Es war wie ein Blitzurlaub im Paradies der Lebensfreude.
Auf der Avenue Montaigne kauften sie in einer kleinen Boutique sündige Spitzenunterwäsche. Anschließend bestand Jessica darauf, auf einem Boot die Seine hinunterzufahren. Lachend bezeichnete Salvatore sie als Vorzeigetouristin.
„Aber wir sind doch Touristen“, gab sie zurück. „Außerdem habe ich dich noch nie so entspannt und ausgeglichen erlebt.“
Das entsprach der Wahrheit, so viel musste Salvatore zugeben, als sie sich später beim Musée d’Orsay Eintrittskarten kauften. Seit Jahren hatte er schon nicht mehr in einer Schlange angestanden. Und zum ersten Mal in seinem ganzen Leben fühlte er sich unbeobachtet und unendlich frei.
Gedankenverloren beobachtete er Jessica dabei, wie begeistert sie über den berühmten Flohmarkt schlenderte und an buchstäblich jedem Stand etwas Besonderes entdeckte. Bei einem Schmuckhändler fand sie einen nahezu perfekten Mondstein, der an einer silbernen Kette hing. Prüfend hielt sie ihn hoch und kniff dabei ein Auge zu.
„Sieh mal! Das ist exakt die Farbe der Seine“, rief sie, und Salvatore runzelte die Stirn.
Hatte sie es auf ein neues Geschenk abgesehen? Aber dann würde sie sich sicherlich nicht mit einer so billigen, kleinen Kette zufriedengeben.
„Wo ist eigentlich dein Armband?“, fragte er sie später beim Mittagessen, während er vorsichtig Himbeeressig auf eine Auster träufelte und sie Jessica anschließend vor die Lippen hielt.
Sie fuhr erschrocken zusammen und wollte diesen magischen Moment nicht mit einem Geständnis verderben.
„Ich habe es zu Hause gelassen“, log sie und ließ sich von ihm mit der Auster füttern.
Mit schlechtem Gewissen verbrachte sie ihren letzten Tag in der großartigen Stadt der Liebe …
Am Montag gab Jessica der Versuchung erneut nach und sagte die Arbeit ab, um mit Salvatore die Festival Hall zu besuchen. Sie hörten sich einen virtuosen Violinenspieler an, der sich direkt in Jessicas Seele spielte.
Am Dienstag besuchte sie nach Feierabend ihre Großmutter, die sich erstaunlich schnell an ihr Leben voller Müßiggang gewöhnt hatte und den Rummel genoss, der um ihre Person gemacht wurde.
Mittwoch kam sie absichtlich später als gewöhnlich zu Cardinis, da sie von Salvatore wusste, dass er abends noch ein Meeting in seinen Büroräumen hatte. Und Jessica wollte ihm und seinen Geschäftspartnern keinesfalls in ihrem pinkfarbenen Overall unter die Augen treten.
Doch als sie sein Büro betrat, war es nicht wie erwartet leer. Aber anstelle ihres sizilianischen Lovers traf sie dort ihre direkte Vorgesetzte.
„Vielleicht wollen Sie mir eine Erklärung abgeben?“, begann die Frau grimmig.
Für ihre Verspätung hatte Jessica keine passende Entschuldigung parat. Außerdem sah das Gesicht ihrer Vorgesetzten derart finster aus, dass es Jessica ohnehin die Sprache verschlug.
„Es hat sich herumgesprochen wie ein Lauffeuer“, fuhr die Frau giftig
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