Julia Extra Band 0302
Salvatore erklären? Er kam gerade von einer längeren Geschäftsreise zurück und wollte sicherlich nichts über ihr angeschlagenes Selbstbewusstsein hören. Außerdem änderte das ohnehin nichts an seiner Einstellung. Mätressen sollten ihre Emotionen schließlich geflissentlich unter Kontrolle halten, so lautete das ungeschriebene Gesetz.
Und ich habe es gebrochen, dachte Jessica unglücklich und betrachtete Salvatores attraktives Gesicht. Gebrochen – mit einem Paukenschlag!
„Wie war es eigentlich in Santa Barbara?“, versuchte sie das Thema zu wechseln.
„Oh, recht kalt. Anstrengend, aber glücklicherweise vorhersehbar.“
Was er verschwieg, war die Tatsache, dass er sie vermisst hatte. Trotz ihrer sturen Abfuhr kurz vor seiner Abreise. Und es war nicht nur der Sex gewesen, der ihm fehlte, sondern auch der entspannte Umgang mit ihr und die Ruhe, die er in ihrer Gegenwart empfand. Sie konnte gut zuhören und weigerte sich strikt, nur das zu sagen, was von ihr erwartet wurde.
Dass er so unter der Trennung gelitten hatte, alarmierte Salvatore. Jemanden zu vermissen, bedeutete, auf irgendeine Weise von ihm abhängig zu sein. Und Salvatore Cardini war von niemandem abhängig.
Seufzend vergrub er eine Hand in ihren Haaren. „Habe ich dir gefehlt?“
„Oh, ja.“
„Wie sehr?“
Sie wollte sich an ihn klammern und sein schönes, hartes Gesicht mit leichten Küssen übersäen. Doch auch so ein Verhalten durften Geliebte sich nicht leisten, denn es verriet zu viel über ihre Gefühle. Er hatte ihr Kleider und Schmuck gekauft, und Jessica wusste genau, was er im Gegenzug von ihr erwartete. Also fuhr sie mit ihren Fingernägeln seinen Oberschenkel hinauf und hörte, wie er leise aufstöhnte. „Ungefähr so sehr.“
„Mach weiter“, bat er mit rauer Stimme. „ Si , genau so.“
Sie schafften es kaum noch durch die Eingangstür des Apartmenthauses. Ihre Hände waren ständig in Bewegung, und ihre Lippen hingen beinahe ununterbrochen aneinander. In der Wohnung war Jessica schon halb ausgezogen, und sie liebten sich das erste Mal gleich im Flur – stehend an der Wand …
In dieser Nacht fanden Jessica und Salvatore so gut wie keinen Schlaf, so groß war ihr Hunger aufeinander. Es war, als hätte die kurze Trennung der körperlichen Liebe zwischen ihnen zu einer neuen, noch intensiveren Dimension verholfen.
Oder bilde ich mir das nur ein?, fragte Jessica sich irgendwann.
Frauen, die einem Mann verfielen, neigten zu einer übersteigerten Fantasie. Sich in Salvatore zu verlieben, kam dem Sprung eines Nichtschwimmers von einer steilen Klippe ins Wasser gleich. Und er hatte sie ausdrücklich gewarnt, dass ihre Beziehung zu nichts führen würde. Also konnte sie niemandem einen Vorwurf machen – außer sich selbst.
Am nächsten Morgen schlüpfte sie lautlos aus dem Bett und ging auf Zehenspitzen unter die Dusche, um Salvatore nicht zu wecken. Doch als sie zurückkam, um ihr Bürokostüm anzuziehen, merkte sie, wie er sie dabei beobachtete.
„Das war eine unglaubliche Nacht“, murmelte er.
Jessica schluckte. „Allerdings.“
Seine blauen Augen wirkten vollkommen ruhig. „Lass uns das heute wiederholen! Am frühen Abend habe ich ein Meeting unten am Fluss. Komm mit, dann können wir anschließend zusammen essen gehen. Und vielleicht bleiben wir gleich dort, es gibt da ein wunderschönes Hotel.“ Er lächelte. „Wir würden ganz entspannt auf dem Land aufwachen.“
„Salvatore, ich kann nicht.“
Seine Einladung kam zwar spontan, trotzdem hatte er nicht mit einer Absage gerechnet. „Du kannst nicht?“
„Nein, tut mir leid. Es ist wirklich zu kurzfristig.“
Plötzlich ärgerte er sich über sich selbst und auch über Jessica, obwohl er nicht einmal genau wusste, warum er ihr einen Vorwurf machen sollte. Mit finsterer Miene lehnte er sich zurück in seine Kissen.
„Jessica, ich dachte, wir hätten Regeln für unsere Affäre festgelegt. Aber auch über diesen Punkt sind wir eigentlich hinweg, cara . Wenn du glaubst, mich abzuweisen, würde dich in meinen Augen interessanter machen, hast du dich geschnitten.“
Abrupt blieb sie stehen und richtete sich auf. Er nahm keinerlei Rücksicht auf sie, ihr echtes Leben oder ihre Gefühle, und jetzt bezichtigte er sie auch noch der emotionalen Manipulation. Das tat weh. Hatte er denn gar nichts über sie erfahren, seit sie zusammen waren? Nein, natürlich nicht. Es gab keinen Grund herauszufinden, was für eine Frau sie war.
Leidenschaftliche
Weitere Kostenlose Bücher