Julia Extra Band 0302
unterstrich. Wie schnell sich seine kleine Putzfrau an ihren neuen, mondänen Luxus gewöhnt hatte!
Als Salvatore ihr den Mantel abnahm, bemerkte er ihre langen Beine und die mörderisch hohen Hackenschuhe. Sein Puls wurde schneller. Jessica sah genau so aus, wie sie sich innerlich entwickelt hatte – sie war die Gespielin eines reichen Mannes geworden. Wie sie wohl reagierte, wenn er ihr den Geldhahn zudrehte? Ohne seine Geschenke konnte sie auch ihren neuen Lebensstil nicht mehr finanzieren.
Wenigstens wollte er ihr noch eine letzte Chance geben, sich zu erklären.
„Du siehst hübsch aus“, bemerkte er und ging voraus ins Wohnzimmer.
„Findest du?“ Es fiel ihr noch immer nicht leicht, Komplimente über ihr Aussehen anzunehmen. Andererseits fühlte sie sich in Salvatores Gegenwart tatsächlich hübsch. Manchmal, wenn er mit seinen Händen über ihren nackten Körper fuhr, kam sie sich vor wie ein perfektes Supermodel – es war die pure Magie. „Vielen Dank. Ist alles in Ordnung mit dir? Es klang so … dringend am Telefon.“
„Ach, ja? Setz dich erst mal! Möchtest du etwas trinken?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, danke.“
„Dein Outfit ist toll“, bemerkte er und zog bewundernd die Augenbrauen hoch. „Aber etwas schlicht gehalten. Warum trägst du nicht das Armband dazu, das ich dir geschenkt habe?“
Daraufhin stieß sie ein viel zu hohes Lachen aus. Das Schmuckstück hatte sie vollkommen vergessen oder wohl eher verdrängt, um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen.
„Oh, ich liebe es“, versicherte sie ihm eilig. „Um ehrlich zu sein, habe ich es an einen sicheren Ort gebracht. Was würdest du sagen, wenn ich zugebe, dass ich es nicht finden kann?“
Nach einer kurzen Pause brach all die angestaute Wut aus Salvatore heraus. „Ich würde sagen, dass du eine miese Lügnerin und Betrügerin bist!“, rief er wütend. Es war ihm nicht länger möglich, seine Fassade aufrechtzuerhalten. Und Jessicas dunkle Gesichtsfarbe verriet ihm, wie schuldig sie sich fühlte. „Und dass du dümmer bist als du aussiehst, wenn du mich dermaßen unterschätzt!“
„Du … du hast es herausgefunden?“, keuchte sie.
„Dass du mein Geschenk bei der ersten Gelegenheit versetzt hast, die sich dir geboten hat?“, fuhr er sie an. „Ja, das habe ich herausgefunden, Jessica. War dir nicht klar, dass sich eine solche Kostbarkeit immer wieder bei einem renommieren Händler anfinden würde? Wie viel hast du dafür rausgeschlagen?“
Ihr wurde übel. „Salvatore, ich …“
„Oh, bitte tu jetzt nicht wieder so, als wäre es dir unangenehm, über Geld zu sprechen. Von Anfang an hast du es darauf angelegt, Kapital aus mir herauszuquetschen. Also, komm schon! Wie viel? Neuntausend? Oder Zehn?“
Betroffen schüttelte sie den Kopf.
„Mehr?“
„Nein. Die Hälfte, um genau zu sein.“
„Du hast es regelrecht verschleudert?“ Er lachte heiser. „Dann hast du so etwas wohl wirklich noch nie gemacht.“
„Natürlich habe ich das nicht!“
Er konnte kaum fassen, dass er sich derart hatte ausbooten lassen. „Wieso hast du das getan?“, fragte er jetzt etwas ruhiger. „Los, erzähl schon! Es interessiert mich wirklich.“
Seine kalte Haltung schmerzte sie mehr als seine bitteren Vorwürfe. Mühsam kämpfte sie gegen ihre Tränen und begriff, dass ihre Beziehung nun am Ende angelangt war. Salvatores Meinung über Frauen war seiner Ansicht nach in jedem Punkt bestätigt worden.
„Ich habe es verkauft, um damit die Haushaltshilfe meiner Großmutter zu zahlen, nachdem diese sich ihr Handgelenk gebrochen hat.“
Sein Gelächter klang wie purer Spott. „Ach, nein, wie süß!“, keifte er zynisch. „Das klingt ja beinahe wie ein weiblicher Robin Hood. Bin ich nicht allmählich ein bisschen zu alt für solche Märchen?“
Entsetzt starrte Jessica ihn an, obwohl es sie nicht wunderte, dass er ihren Worten keinen Glauben mehr schenkte. „Meine Güte, das ist mir nie zuvor in den Sinn gekommen“, sagte sie gepresst. „Es ist wohl nicht leicht, Salvatore Cardini zu sein, was? Aller Reichtum und alle Macht können nichts gegen das tiefe Misstrauen in die menschliche Natur ausrichten.“
„Ein Misstrauen, das ich in deinem Fall einwandfrei bestätigt sehe“, konterte er. „Wenn du deiner Großmutter wirklich helfen wolltest, warum bist du dann nicht einfach zu mir gekommen? Bin ich so ein rücksichtsloses Ungeheuer, Jessica? Jede andere Frau hätte sich mir anvertraut.“
„Ich dachte, dir
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