Julia Extra Band 0303
seinem neuen Freund ehrlich. „Morgen telefoniere ich mal ein bisschen herum. Es muss doch im Bezirk einen Stockman ohne derzeitigen Job geben.“
„Da wäre ich mir nicht so sicher“, warnte Brad. „Die jungen Männer hier arbeiten neuerdings lieber in den Minen. Schon seit Monate sind Landarbeiter dünn gesät. Aber probier es auf jeden Fall bei den Agenturen in Roma. Du könntest ja Glück haben.“
„Oder du könntest meine Hilfe akzeptieren“, mischte sich Kate ein.
Die drei Erwachsenen starrten sie an – Noah schockiert, Brad amüsiert und Annie bewundernd.
„Nein.“ Noah schüttelte den Kopf. „Du musst doch den Truck fahren und auf Olivia aufpassen!“
„Letzteres könnte ich übernehmen“, sagte Annie gelassen. „Das heißt, Olivia darf gern hier bei uns bleiben.“
„O ja, toll, bitte“, riefen die Mädchen begeistert.
Dass Noah skeptisch aussah, wunderte Kate nicht. Zwar hatte er bestimmt nichts dagegen, Olivia hier zu lassen, denn es war klar, dass Annie sich gut um sie kümmern würde. Aber wie sollte er den Jamesons erklären, dass sie, Kate, ihm nichts nutzen würde, weil sie erstens aus London kam und zweitens nicht mit ihm verheiratete war, ja, nicht einmal liiert.
„Von hier nach Roma sind es nur noch ungefähr vier Etappen“, erklärte Brad. „Und es gibt genug Gras und Wasser, also sollten die Tiere keine größeren Probleme mehr machen.“
„Ich kümmere mich wirklich gern um Olivia“, versicherte Annie.
„Ach, Daddy, kann ich nicht hierbleiben? Hier kann ich so schön spielen, und Hundebabys gibt es auch“, bettelte Olivia.
„Wir werden sehen, Kleines“, vertröstete Noah sie. „Ich hoffe, wir finden einen zweiten Mann als Helfer.“
„Ohne Truck ist es natürlich unbequemer, vor allem was den Proviant betrifft, aber ihr könnt ja Trockenmahlzeiten mitnehmen. Ich habe reichlich genug für vier Tage da“, bot Annie an.
„Und ich könnte euch zusätzliche Satteltaschen leihen“, fügte Brad hinzu.
„Das ist wirklich großzügig von euch. Vielen Dank. Meine Tiere sind normalerweise leicht zu treiben, sie waren nur heute rasend vor Durst.“ Noah rang sich ein Lächeln ab. „Trotzdem glaube ich, dass es für Kate zu viel wäre, mir Steve zu ersetzen. Ich rufe gleich morgen früh bei den Agenturen an.“
Damit war die Sache fürs Erste erledigt.
Nach dem Essen bestand Kate darauf, beim Spülen zu helfen. Anschließend ging sie mit Annie ins Wohnzimmer und hörte von Brad, dass Noah sich bereits zurückgezogen habe, weil er nach dem schweren Tag früh ins Bett wolle.
Als sie sich vorstellte, Noah würde nebenan schon auf seiner Seite des Doppelbetts liegen, wurde ihr plötzlich heiß und kalt.
Rasch sagte sie ihren Gastgebern Gute Nacht und verließ durch die Hintertür das Haus. Vom Guesthouse her schimmerte kein Licht durch die Dunkelheit. Machte Noah vielleicht noch einen Spaziergang?
Mit wild pochenden Herzen ging Kate zu dem kleinen Haus und öffnete leise die Tür. Auf dem Nachttisch brannte eine kleine Lampe, das Bett war leer, in der Ecke lag Noahs Schlafsack … und Noah darin.
Kate war schrecklich enttäuscht – und schämte sich dafür.
Leise ging sie zu Noah und betrachtete ihn. Sein dunkles Haar war zerzaust, die Augen hatte er fest geschlossen. Offensichtlich schlief er.
So wie bei ihrer Ankunft auf Radnor.
So viel war seither geschehen! Aber eins hatte sich nicht geändert: ihre Gefühle für Noah.
Sie liebte ihn von ganzem Herzen, aber er war so unerreichbar wie der Polarstern.
Und doch hatte es Momente gegeben, wo er sie angesehen hatte, als würde er ihre Gefühle erwidern.
Am liebsten hätte Kate ihn geschüttelt oder geküsst, ihn jedenfalls geweckt und mit ihm … wenigstens geredet. Jetzt war die einzige Gelegenheit, es ungestört zu tun. Morgen ging der Viehtrieb weiter, sobald ein Ersatzmann für Steve gefunden war.
Ja, ein ausführliches Gespräch war er ihr schuldig!
„Noah!“, flüsterte sie.
Er reagierte nicht.
Ihre Enttäuschung war bodenlos.
Leise ging sie ins Bad, putzte sich die Zähne und zog sich das Nachthemd an. Ebenso leise kam sie zurück, schaltete das Licht aus und legte sich ins Bett. Von Noah hörte sie nur regelmäßiges Atmen.
Kate drehte sich ruhelos von einer Seite auf die andere, wobei jedes Mal die Sprungfedern quietschten. Noah schlief ungerührt weiter.
Sie seufzte. Wie sollte sie jemals einschlafen, wenn sie sich vor Anspannung wie eine Bombe kurz vor dem Explodieren fühlte?
Einen
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