Julia Extra Band 0303
verfügbar.“ Noah räusperte sich. „Ich brauche dich, Kate.“
Bei diesen Worten wurde ihr ganz warm ums Herz.
„Du brauchst gar nicht so zu strahlen“, warnte er sie, aber auch er lächelte verhalten. „Du weißt nicht, was auf dich zukommt. Den ganzen Tag im Sattel zu sitzen ist kein Kinderspiel. Ohne Truck haben wir keinen Generator für den elektrischen Zaun zur Verfügung, also müssen wir die Herde nachts abwechselnd bewachen.“
„Besteht denn die Gefahr, dass die Tiere noch einmal ausbrechen?“
„Nein, das ist unwahrscheinlich“, beruhigte Noah sie. „Ich habe heute schon nach ihnen gesehen. Sie haben sich wieder völlig beruhigt. Trotzdem wirst du nach mehreren Tagen im Sattel erschöpft, steif und müde in Roma ankommen … und dein Hilfsangebot vielleicht verfluchen.“
„Bestimmt nicht“, widersprach sie energisch. „Wir sind Partner, Noah, vergiss das nicht. Ich werden jedenfalls mein Bestes geben.“
Plötzlich neigte er sich zu ihr und küsste sie auf die Wange. „Kannst du in einer Stunde aufbruchbereit sein?“
Olivia war glücklich darüber, bei ihren neuen Freundinnen bleiben zu dürfen, und winkte fröhlich, als Noah und Kate am nächsten Morgen mit der Herde aufbrachen.
Kate wirkte im Sattel völlig zu Hause, aber wie würde sie sich am Ende des Tages fühlen?
Als sie mittags Rast machten, durfte Kate sich im Schatten ausruhen, während Noah die Herde umrundete. Ihm war klar, dass Kate schon ziemlich erschöpft sein musste, und er bewunderte sie dafür, dass sie nicht jammerte und sich beklagte.
Ja, sie war eine tolle Frau! Mutig und stark.
Am späten Nachmittag fanden sie einen idealen Platz zum Übernachten mit einer Wasserstelle und, als besonderem Bonus, einer umzäunten Weide, groß genug für die ganze Herde. Das bedeutete, dass es nicht nötig war, nachts Wache zu halten.
Kate war heilfroh darüber. Ihr tat jeder Knochen weh. Und jeder Muskel.
Noah zauberte auf einem kleinen Kocher über dem Lagerfeuer ein erstaunlich schmackhaftes Tütencurry aus Annies Vorräten, und Kate aß mit reichlich Appetit.
Anschließend saß sie einfach nur da, an einen Gummibaum gelehnt, und versuchte, wach zu bleiben. Eigentlich hätte sie sich schon gern schlafen gelegt, aber es war ihr zu mühsam, aufzustehen und die wenigen Meter zu ihrem Schlafsack zu gehen.
Sie blickte zum Himmel, an dem der erste Stern funkelte. Am Horizont erstreckte sich eine Wolkenbank, golden und rosa von der untergegangenen Sonne beleuchtet.
„Die Wolken gefallen mir“, bemerkte Kate. „Ich würde sie gern fotografieren, aber ich bin zu erschöpft, den Apparat zu holen.“
„Mir gefallen sie auch.“ Noah stand da, die Hände in die schmalen Hüften gestemmt, ein Bild von einem Mann. „Aber nicht, weil sie so schön sind, sondern weil sie nach Regen aussehen.“
„Regen für Radnor?“, fragte sie und dachte, dass das ein wunderschöner Titel für einen Roman wäre, der im Outback spielte.
„Schwer zu sagen. Für Radnor ist der Regen wichtig, der im Norden fällt.“
„Dann hoffe ich, dass es im Norden regnet“, meinte Kate. „Hier kann ich nämlich darauf verzichten, wo ich doch zum ersten Mal unter freiem Himmel schlafe.“
„Keine Sorge, der Schlafsack ist wasserfest“, beruhigte Noah sie.
Sie gähnte herzhaft. „So müde wie ich bin, ist mir das eigentlich egal.“
Ihre Lider fühlten sich bleischwer an, und plötzlich hatte sie das Gefühl, zu schweben. Unter ihrer Wange spürte sie weichen Flanell und etwas Festes, außerdem schien der Boden unter ihr zu schwanken.
Rhythmisch.
Beruhigend.
Sie riss die Augen auf und stellte fest, dass Noah sie auf den Armen trug.
„Was machst du da?“, fragte Kate, scheinbar empört, obwohl es ihr eigentlich gefiel.
„Ich bringe dich ins Bett, besser gesagt, in deinen Schlafsack“, erklärte er amüsiert und kniete sich hin. „Du bist ja völlig erschöpft.“
Das Nächste, was sie mitbekam, war, dass sie auf ihrem dick gepolsterten Schlafsack lag und Noah ihr die Stiefel auszog.
„Schlaf gut“, sagte er so sanft, als würde er mit Olivia sprechen.
Schlafen, o ja! Sie könnte eine Woche schlafen, einen Monat.
Wo sie wohl in einem Monat war? Wieder in London?
Hoffentlich nicht.
Kate öffnete träge die Augen.
Noah kniete neben ihr und sah mit einem so sehnsüchtigen und zugleich traurigen Blick auf sie herunter, dass ihr nichts anderes übrig blieb, als schnell wieder die Augen zu schließen und so zu tun, als hätte sie
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