Julia Extra Band 0303
schon mal Feuer mache.“
Mit seiner üblichen Geschicklichkeit schichtete er Zweige und Äste auf, die er abends bereitgelegt hatte, und nach kurzer Zeit leuchteten die Flammen durch die Dunkelheit. Dann stellte er den Kessel mit Wasser in die Glut und setzte sich wieder neben Kate.
„Wenn wir nach Roma kommen, wird es ziemlich hektisch, also möchte ich dir jetzt etwas sagen, Kate.“ Seine Augen schimmerten im Feuerschein. „Ich bin dir sehr dankbar, musst du wissen.“
Sie wusste zwar nicht, was sie erwartet hatte, aber die Worte enttäuschten sie.
„Ehrlich, Kate, ohne dich hätte ich es nicht geschafft. Ich stehe tief in deiner Schuld. Du warst einfach wunderbar, von Anfang an, nicht erst als Ersatz für Steve.“
Kate war sich sicher, dass dies das Vorspiel war … das zum Abschied, leider. Im flackernden Licht betrachtete sie Noahs markantes Gesicht und dachte, dass sie sich an diesen Anblick auch noch erinnern würde, wenn sie als alte Frau in einem Seniorenheim lebte!
Noah bedeutete ihr mittlerweile alles.
Und er hatte ihr nichts weiter zu bieten als Dankbarkeit.
„Ich hätte dieses Abenteuer um nichts in der Welt verpassen wollen“, sagte sie und musste sich beherrschen, um nicht in Tränen auszubrechen.
Jetzt erst ließ er ihr Handgelenk los und griff in seine Brusttasche. „Ich habe hier etwas für dich, ein Geschenk. Selbst gemacht.“
Er drückte ihr einen relativ kleinen hellgrünen Reif, fein geflochten aus Gras, in die Hand.
Kate war begeistert. „Das hast du gemacht? Der ist so fein und gleichmäßig geflochten!“
Noah lächelte ein bisschen schief. „Ja, und symbolisch. Wir haben uns auf den weiten Weg mit den Tieren gemacht, weil wir genau solches Gras gesucht haben. Und für einen Viehzüchter ist Gras kostbarer als Gold und Edelsteine.“
Sie musste sich auf die Lippe beißen, um nicht etwas zu sagen, was sie später bereuen würde. Wieder sah sie sich als alte Frau im Seniorenheim – mit einem Reif aus dürrem Gras unter dem Kopfkissen …
„Olivia und ich werden dich vermissen“, sagte Noah leise.
Das klang nach Abschiednehmen. Sie waren noch nicht einmal in Roma angekommen, und er dachte schon an das Ende. Wahrscheinlich konnte er es kaum noch erwarten, dass sie ins Flugzeug nach England stieg!
Ein Tropfen fiel auf ihre Wange.
Kate rieb sich die Augen, die allerdings ganz trocken waren. Sie weinte also nicht. Und woher kamen dann die Tropfen, die jetzt zahlreicher fielen?
Noahs Jubelruf sagte ihr alles. „Regen! Es regnet. Hurra!“ Er sprang auf, nahm den Hut ab und ließ sich den Regen übers Gesicht laufen. „Ach, ist das schön.“
Plötzlich begann er einen Freudentanz aufzuführen, und seine gute Laune war ansteckend.
Trotz ihres Kummers musste Kate lächeln.
Der Horizont färbte sich rosa, die Erde verströmte den typischen Geruch von Wasser auf Staub, die Hütehunde bellten aufgeregt. Noah tanzte fröhlich weiter.
Dann zog er Kate hoch und schwenkte sie, wie beim Walzer, im Kreis herum, der allerdings eher schwungvoll als elegant ausfiel. Aber wenn kümmerte das?
„Ist das Gefühl von Regen im Gesicht nicht herrlich!“, rief Noah glücklich.
Und bevor sie wusste, wie ihr geschah, nahm er sie fest in die Arme und küsste sie überschwänglich.
Er schmeckte so frisch wie der Regen, und er duftete nach Holzrauch und ein bisschen nach Staub – eine verführerische, sehr maskuline Note, fand Kate.
Mittlerweile strömte der Regen herab und durchnässte sie, aber es war ihr egal. Sie schloss die Augen und gab sich ganz den wunderbaren Empfindungen hin, die der Kuss in ihr weckte.
Der wurde immer tiefer und leidenschaftlicher. Freude durchströmte Kate von Kopf bis Fuß und wärmte ihr das Herz.
Vielleicht war sie zu pessimistisch gewesen? Vielleicht wurde alles gut, jetzt, wo der Regen endlich da war?
Jedenfalls wurden die Tiere unruhig. Sie muhten und scharrten mit den Hufen. Hoffentlich drehen sie jetzt nicht wieder völlig durch! dachte Kate und machte sich los.
Sie und Noah liefen zu den Pferden und schwangen sich in die Sättel.
Innerhalb weniger Minuten waren sie bis auf die Haut durchnässt, der Staub verwandelte sich unter den vielen Hufen in Matsch, während Noah und Kate die Herde umkreisten und die ungeduldigen Ausbrecher zurück in geordnete Bahnen lenkten.
Fürs Frühstück blieb danach keine Gelegenheit. Rasch brachen sie das Lager ab und trieben die Herde weiter nach Roma.
10. KAPITEL
Da Kates Hilfe bei der Musterung der
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