Julia Extra Band 0303
erste, zaghafte Töne, aus denen sich eine wunderschöne Melodie ergeben konnte.
Kate wartete mit angehaltenem Atem.
„Es tut mir so leid“, sagte Noah unangemessen.
Es wird also kein Lied geben, dachte Kate, von brennendem Schmerz erfüllt. Nun blieb ihr nur noch, dem allen tapfer die Stirn zu bieten.
„Du kannst ja nichts dafür, Noah. Du hast nichts gemacht, damit ich mich in dich verliebe. Es ist einfach so passiert.“
Wie benommen schüttelte er den Kopf. „Ich bin nicht der Richtige für dich. Nicht mehr. Es ist zu spät, den Schaden wiedergutzumachen.“
„Wirklich?“
Dieses eine kleine Wort klang so hoffnungsvoll! Noah hörte es und geriet immer mehr in Panik. Er konnte es nicht ertragen, Kate gehen zu lassen, aber welches Recht hatte er, sie zum Bleiben zu bewegen?
Er hatte in der letzten Zeit so oft darüber nachgedacht, und er war immer zur selben Antwort gelangt: Kate verdiente einen Mann, der sie von ganzem Herzen und ohne Vorbehalte liebte.
Wie konnte er ihr seine Befürchtungen verständlich machen? Seine Zweifel?
„Ist es wirklich zu spät, Noah?“, hakte Kate noch einmal nach.
Er schluckte mühsam. „Ich kann dir nicht das Versprechen geben, das du brauchst.“
Seine Ehe hatte ihn eins gelehrt: Man durfte Begehren nicht für Liebe halten. Im Moment hätte er nichts lieber getan, als Kate das verführerische Kleid auszuziehen, ihre sanften Rundungen und die zarte, weiße Haut zu enthüllen … Kate ins Bett zu tragen und sich in ihr zu verlieren.
Aber sie war eine so großartige Frau. Sie verdiente mehr als nur einige Stunden – oder auch Wochen – der Leidenschaft.
Wie sollte er ihr das erklären, ohne ihr wehzutun?
Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und seufzte. Das Zimmer kam ihm plötzlich zu eng vor.
Unvermittelt sagte Kate: „Ich glaube, du gehst jetzt besser.“
Sie stand da, den Kopf hoch erhoben, die Schultern gestrafft, und sah aus wie eine Kriegerin, die ihrem schlimmsten Feind gegenüberstand.
Aber er brauchte ihr nur zu sagen, dass er sie liebte, und alles würde gut.
Es war so einfach. Mit drei schlichten kleinen Worten würde er die Schatten des Kummers aus ihren wunderschönen grünen Augen bannen. Er könnte Kate zum Lächeln bringen.
Er wollte sie einfach lächeln sehen. Er wollte jeden Morgen aufwachen und als Erstes Kates herzliches, strahlendes Lächeln sehen.
Sie bat nur um Liebe.
Liebe, die ein Leben lang dauerte.
An die er nicht mehr glauben konnte …
„Noah, ich bin todmüde“, unterbrach Kate seine Gedanken. „Gehst du jetzt bitte?“
Nun sah sie nicht mehr kriegerisch aus, sondern war blass und hielt sich am Tisch fest, als brauche sie eine Stütze.
„Ich habe doch noch gar nichts richtig erklärt“, meinte Noah bestürzt.
„Aber ich habe schon alles richtig verstanden“, erwiderte Kate. „Die Botschaft war eindeutig.“
„Können wir morgen weiterreden?“, bat er verzweifelt, und ihm war zumute, als würde er sich in einem reißenden Strom an einen Strohhalm klammern.
„Ja, das können wir“, antwortete sie ausdruckslos. „Und jetzt Gute Nacht.“
„Kate! Wie schön, von dir zu hören, nachdem du eine Ewigkeit nicht zu erreichen warst. Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Wie geht es dir?“
„Danke, Mom, mir geht es gut.“ Kate hatte die Lippen zu einem Lächeln verzogen, weil sie hoffte, ihre Stimme würde dann munterer klingen.
„Wirklich? Du klingst nicht so.“
„Ehrlich! Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.“ Kate blickte auf die Laguna Bay, die grau und vom Wind gepeitscht vor ihr lag. „Hier regnet es in Strömen, aber das ist genau, was Queensland nach der langen Dürreperiode braucht.“
„Wie nett für die Einheimischen, allerdings nicht für Urlauber, oder? Was ist wirklich los, Kate? Ich höre doch, dass du nicht gut drauf bist.“
„Das täuscht, Mom“, versicherte Kate hastig und blinzelte, um nicht schon wieder zu weinen.
In den vergangenen drei Tagen hatte sie so viel geweint, dass sie sich manchmal fragte, ob sie ihren Augen damit schadete.
„Seid ihr mit dem Viehtrieb fertig?“, erkundigte sich ihre Mutter.
„Ja, und es ist alles gut gelaufen. Aber davon erzähle ich dir ausführlich, wenn ich wieder in London bin.“ Vielleicht konnte sie dann den Namen Noah Carmody sagen, ohne in Tränen auszubrechen.
„Wann kommst du zurück, Kind?“
„Nächste Woche, Mittwoch, sechzehn Uhr, Heathrow“, antwortete Kate kurz und bündig.
„Das ist fantastisch! Da kommst du ja
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