Julia Extra Band 0303
Vor den Augen der versammelten Gemeinde, vor dem Altar, an dem sie mit einem anderen Mann stand.
Und doch konnte sie sich nicht regen, um ihn aufzuhalten. Ihre Knie wollten nachgeben. Der Brautstrauß fiel ihr aus den Händen, schlug auf dem Boden auf. Blütenblätter überall …
„Sag es mir endlich!“ Er schüttelte sie bei den Schultern. Seine Stimme hallte durch das Kirchenschiff. „Bin ich der Vater deines Babys?“
Dreihundert Leute schnappten schockiert nach Luft. Ellie hörte ihre Großmutter aufschluchzen. Sie sah die entsetzten Blicke. Den völlig fassungslosen Priester vor sich. Und am schlimmsten … Timothy, mitleiderregend in seiner hilflosen Wut und Erniedrigung.
„Er?!“, sagte Timothy mit schneidender Stimme. „Mich hältst du jahrelang auf Abstand, um dich dann an Serrador zu verschleudern?“
„Ah.“ Diogo lächelte düster. Plötzlich schien er sogar amüsiert. „Also hat er dich nicht einmal berührt. Eine seltsame Art, einen Mann in die Ehefalle zu locken.“
Ärger flammte in ihr auf. „Ich habe niemanden mit nichts in die Falle gelockt. Timothy liebt mich. Es stört ihn nicht, dass ich schwanger bin. Er hat versprochen, sich um das Kind zu kümmern.“
„Sich kümmern?“ Diogo fasste sie hart beim Arm. „Was soll das heißen?“
Bei seiner Berührung lief ihr ein Prickeln von Kopf bis Fuß über die Haut. „Was sollte dich das interessieren? Es ist nicht dein Baby. Du kannst ja nicht mehr für die Schwangerschaft einer Frau verantwortlich sein, richtig?“, hielt sie ihm herausfordernd vor.
Mit seinen schwarzen Augen sah er sie herausfordernd an. „Ich bin der Vater. Kannst du das bestreiten?“
Nein, das konnte sie nicht. Aber sie wusste auch, dass Diogo Serrador nicht hier war, um die Verantwortung für das Kind zu übernehmen, das er gezeugt hatte. Er konnte es einfach nur nicht ertragen, dass ein anderer Mann in sein Territorium eindrang. Brasilianischer Macho, der er war, glaubte er, dass er sich alles und jeden nehmen und wieder fallen lassen konnte, wie es ihm gefiel.
Er hatte es nicht verdient, Vater zu sein.
Die Gesichter der Hochzeitsgäste verschwammen zu einer undeutlichen Masse vor Ellies Augen. Nur das aschfahle Gesicht ihrer Großmutter mit den grell orange geschminkten Lippen stach heraus. Lilibeth war der einzige Mensch gewesen, der immer fest an Ellie geglaubt hatte. Sie hatte Kekse für sie gebacken, wenn ihre Mutter mal wieder gemein zu ihr gewesen war. Hatte ihr gesagt, dass sie keinen Universitätsabschluss brauchte, um zu wissen, dass sie intelligent war. Hatte sich um Ellie gekümmert, als die Mutter krank geworden und schließlich gestorben war. Ellie hatte Lilibeth alles zu verdanken.
Und jetzt war alles ruiniert. Nie wieder würde Lilibeth mit hoch erhobenem Kopf beim Gemischtwarenhändler im Städtchen einkaufen gehen können. Ihretwegen.
„Ich … ich glaube, ich …“ Ihr wurde schwarz vor Augen, sie brachte nicht einmal mehr den Satz zu Ende.
Diogo fing sie auf, bevor sie auf den Boden schlagen konnte.
„Lassen Sie sie los!“, schrie Timothy außer sich.
Diogo ignorierte ihn. Sein Blick ruhte auf Ellie, er schien bis in ihre Seele zu sehen. „Das Baby. Sag es mir.“
„Nein“, wisperte sie.
Er ließ den Blick über die Hochzeitsgäste auf den Bänken gleiten, nickte kurz. „ Tá bom .“ Dann drehte er sich auf dem Absatz um und marschierte zur Kirche hinaus. Ellie hielt er so fest an seine Brust gedrückt, dass sie seinen Herzschlag spüren konnte.
„Komm zurück!“ Timothy setzte ihnen wütend nach wie ein wild gewordener Terrier. „Sie gehört mir, du brasilianischer Bastard! Hörst du? Sie gehört mir!“
Das Sonnenlicht traf Ellie wie ein Schlag ins Gesicht, als Diogo sie unbeirrt nach draußen trug. Zwei seiner Bodyguards schlossen die Türen und hielten somit die Gäste in der Kirche gefangen, nur Timothy war hinter ihnen. Diogo stellte Ellie vorsichtig zurück auf die Erde und stützte sie.
„Ich fasse es nicht!“ Timothy baute sich vor ihr auf. „Fast zehn Jahre habe ich auf dich gewartet. Ich habe alles für dich getan. Und du machst die Beine breit für Serrador, der seine Frauen wie Dirnen behandelt.“
Jedes Wort war wie ein Messerstich in ihr Herz. „Ich …“
„Du gehörst mir, Ellie“, schrie er und wollte nach ihr greifen.
Diogo trat zwischen sie. Mit leicht gespreizten Beinen hob er die geballten Fäuste. Ein Krieger im Maßanzug, bereit für den Kampf.
„Weder Ellie noch das Baby
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