Julia Extra Band 0303
mich nicht ein.“
Heftig wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht. „Du bist widerlich.“
„Nein, querida , das trifft wohl eher auf dich zu. Als meine Angestellte habe ich dich respektiert. Aber da habe ich mich anscheinend geirrt.“ Er hatte sich bei vielen Dingen geirrt. Erst Timothy Wright, jetzt Ellie. Plötzlich erschöpft, rieb er sich mit geschlossenen Augen den Nacken. „Geh, Ellie. Geh einfach.“
Sie wich schon zurück, wie eine dunkle Wolke, bevor das Gewitter losbrach. „Keine Sorge, Diogo, du wirst mich nie wiedersehen.“
Als er die Lider hob, sah er gerade noch, wie sich die Tür hinter ihr schloss.
Mit einem schweren Atemzug stützte er den Kopf in die Hände. Er versuchte zu arbeiten, doch es war sinnlos. Nach einer Stunde gab er auf und rief eine prominente Schauspielerin an, um sie zum Lunch einzuladen.
Erst als er sein Steak schon halb gegessen hatte, kam ihm der Gedanke, dass Ellies Kind vielleicht von ihm sein könnte.
2. KAPITEL
Es war der perfekte Tag für eine Hochzeit.
Der Duft von Kirschblüten hüllte Ellie ein, als sie aus der gemieteten Brautlimousine stieg, süß und schwer wie der ihres Brautstraußes. Vögel zwitscherten in der lauen Frühlingsluft, und ein strahlend blauer Himmel lag über der Kirche des Städtchens.
Der perfekte Tag, um ihr neues Leben als glückliche Ehefrau und zukünftige Mutter zu beginnen. Und um Diogo Serrador zu vergessen.
Und warum fühlte sie sich dann so elend? Warum hatte sie die letzten sechs Stunden unaufhörlich geweint, auf dem ganzen Weg nach Pennsylvania und sogar die letzte Stunde beim Friseur?
„Also dann“, raunte Lilibeth leise, als sie den Eingang zur Sakristei erreicht hatten, und sah ihre Enkelin an. „Bist du bereit?“
„Ja“, sagte Ellie verzagt. Sie war alles andere als bereit. Achtmal hatte sie von unterwegs versucht, Timothy anzurufen, doch er hatte sein Handy abgestellt. Wahrscheinlich arbeitete er noch die letzten Stunden in seiner neu gegründeten und prächtig laufenden Kanzlei, bevor sie zu den Flitterwochen auf Aruba aufbrachen.
Timothy hatte gesagt, dass er für sie reich werden wollte, und glaubte Ellie nicht, dass sie nicht reich sein musste. Sie wollte sich nur sicher und geborgen fühlen.
Und sie wollte nie wieder die Erfahrung eines gebrochenen Herzens durchmachen müssen. Nur konnte sie Timothy nicht heiraten, ohne ihm nicht vorher zu sagen, dass sie schwanger war. Sie musste ihm die Möglichkeit geben, sich zu entscheiden, ob er sie dennoch heiraten wollte. Ihr Griff um das Bouquet wurde fester. Ein Teil von ihr hoffte sogar darauf, dass er einen Rückzieher machen würde …
„Vorsicht, dein Strauß!“, warnte ihre Großmutter.
„Tut mir leid.“ Mit jeder verstreichenden Minute klopfte El-lies Puls schneller. Schwindel setzte ein … „Du hast gesagt, du wirst Timothy vorher noch holen.“
„Bist du sicher?“ Lilibeth Conway musterte ihre Enkelin zweifelnd. „Es bringt Unglück, wenn der Bräutigam die Braut vor der Trauung sieht.“
„Bitte, Gran!“
Die Großmutter seufzte. „Na schön. Es ist schließlich dein Tag. Warte hier.“
Ellie wartete. Und wartete. Lief unruhig in dem kleinen Raum auf und ab, sah gedankenverloren aus dem Fenster.
In der Ferne lagen die dicht bewaldeten Hügel. Ein fast perfekter Ausblick, aber eben nur fast. Denn da war auch das stillgelegte Stahlwerk zu sehen, die verbarrikadierten Schaufenster der aufgegebenen Geschäfte. Flint, Pennsylvania, lag nur vier Autostunden von Manhattan entfernt, aber es lagen Welten dazwischen.
Ellie und Timothy waren zusammen hier aufgewachsen, in bescheidenen Verhältnissen. Timothy war wie ein Held empfangen worden, als er zu Weihnachten als vermögender Anwalt in sein Heimatstädtchen zurückgekehrt war. Er hatte das größte Haus in der Stadt gekauft und verteilte Aufträge an die lokalen Handwerker für die Renovierung. Geld spielte für ihn keine Rolle. Er wollte alles tun, damit sie ihn lieben lernte, das hatte er zu ihr gesagt.
Doch bevor die Hochzeit stattfand, musste sie ihm die Wahrheit sagen. Damit er entscheiden konnte.
Ellie atmete tief durch. Seine Braut zu sein fühlte sich irgendwie nicht richtig an, es schien ihr nicht fair. Aber auf ihre Instinkte konnte sie sich nicht verlassen, das hatte die kurze Affäre mit Diogo ja wohl bewiesen. Als er sie in jener Nacht in Rio in seine Arme gezogen hatte, da hatte es sich richtig angefühlt. Als er sie inmitten des farbenfrohen Trubels auf den Straßen
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