Julia Extra Band 0303
keinen Schlaf finden. Bei Tagesanbruch löste er sich aus ihren Armen.
„Wohin gehst du?“
Er hatte gedacht, sie würde noch fest schlafen, doch sie hatte sich gegen die Kissen aufgesetzt, das Laken bedeckte sie nur von der Taille abwärts. Sie sah so prächtig und wunderschön aus, dass sich sein Herz zusammenzog.
„Ich muss arbeiten. Die Vahlo-Übernahme …“
„Vergiss die Arbeit“, brummte sie gutmütig. „Bleib zu Hause und spiel mit mir.“
„Der sichere Weg ins Armenhaus.“
„Wir kommen auch mit ein paar Millionen weniger zurecht.“
„Es geht um Wright“, hörte er sich herausposaunen. „Er hat gedroht, dich mir wegzunehmen.“
Unfassbar, aber Ellie lachte laut auf. „Timothy? Aber sicher, er muss mich ja so unbedingt wollen. Im neunten Monat schwanger wirke ich eben unwiderstehlich auf alle Männer.“
„Das tust du auch.“ Er beugte sich zu ihr und küsste sie zärtlich. „Er hat mir anonyme Nachrichten zukommen lassen.“
„Wenn es anonyme Nachrichten sind, woher willst du dann wissen, dass sie von ihm stammen?“
„Ich weiß es“, antwortete er grimmig. „Bis er nicht festgenommen ist, wirst du das Penthouse nie ohne Pedro verlassen, verstanden?“
Sie fuhr ihm durch das dichte Haar. „Warum gibst du es nicht einfach zu?“
„Was?“
„Du liebst mich, Diogo. So wie ich dich liebe. Ich glaube, ich liebe dich schon, seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe.“
Die vertrauliche Stimmung zerstob, seine Miene wurde ernst. Sie lieben?
Die Liebe war etwas für Frauen, die es nicht besser wussten.
Für Männer, die keine Selbstbeherrschung besaßen. Die Liebe machte einen Mann schwach. Verletzlich und hilflos.
Er konnte jetzt nicht schwach sein. Nicht, wenn so viel auf dem Spiel stand.
Mit ihren blauen Augen suchte sie in seinem Gesicht. „Du liebst mich, ich weiß es. Ich wünsche mir so sehr, die Worte von dir zu hören, all die Monate … Ich dachte, ich hätte dir auf unendliche viele Arten klargemacht, wie sehr ich dich liebe.“
„Ellie, ich kann mich jetzt wirklich nicht damit befassen.“ Er war angespannt und gereizt, als er sich abwandte. „Ich brauche eine Dusche.“
„Diogo …?“
Abrupt drehte er sich zu ihr um. „Ich liebe dich nicht, okay?“
Sie wurde bleich, befeuchtete die plötzlich trockenen Lippen.
„Und wenn du mich liebst“, fuhr er grob fort, „dann tut es mir leid. Ich habe dich nie um deine Liebe gebeten. Wir haben eine Partnerschaft, eine Freundschaft. Eine intensive Verbindung im Bett. Und eine wunderbare Familie. Das ist alles. Aber, Herrgott, das sollte genug sein!“
„Das sehe ich anders“, erwiderte sie heftig. „Die Art, wie du mich küsst, welche Sorgen du dir um mich machst, wie unbedingt du mich beschützen willst …“
Er ging auf das Bad zu. „Ich muss mich fertig machen. Wir reden später.“
Diogo fuhr zu seinem Firmengebäude auf der Avenida Rio Branco. Um Ellie würde er sich später kümmern, im Moment gab es dringendere Sachen zu regeln. Er traf sich mit dem Kopf der internationalen Sicherheitsabteilung seiner Firma, Andrew MacCandless, und erhielt den aktuellsten Bericht über Timothy Wright. Gestern war Wright mit einem gemieteten Privatflugzeug von New York nach São Paulo geflogen. Es hieß, er habe einem reichen New Yorker Ehepaar in Aussicht gestellt, für den Preis von vier Millionen Dollar ein neu geborenes Zwillingspärchen zu beschaffen.
Zwillinge.
Ich werde ihn finden, schwor Diogo sich grimmig. Der Mann bedrohte seine Familie, er musste aufgehalten und gestellt werden. Als MacCandless sich grimmig erhob, um sich an seinen Auftrag zu machen, drang die Stimme der Sekretärin durch die Sprechanlage.
„Ihre Frau ist hier, Sir. Der Empfang hat gerade Bescheid gegeben.“
Ellie? Hier? Er wollte sie jetzt nicht sehen. Reden hatte keinen Sinn. Sie liebte ihn, aber er liebte sie nicht.
Er sah das Bild vor sich, wie verletzt sie heute Morgen ausgesehen hatte. Und der Schmerz raubte ihm schier den Atem. Sie war noch nie in die Firma gekommen, er konnte sie nicht so einfach unten stehen lassen.
„Schicken Sie sie herauf.“
Während er darauf wartete, dass Ellie bei ihm ankam, ging Diogo unruhig in seinem Büro auf und ab. Er musste immerzu an sie denken. Seine wunderschöne und herzliche Frau, die Mutter seiner Kinder. Er ertrug den Gedanken nicht, dass irgendjemand sie ihm nehmen wollte.
Er hatte doch gewusst, wozu Wright fähig war. Wieso hatte er den Mann gehen lassen? Wenn Ellie etwas
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