Julia Extra Band 0303
kommt.“
Entsetzt sah Ellie ihn an. „Du musst einfach nur konsequent sein.“
„Konsequent?“ Er lächelte schief. „Mit einer Fünfjährigen? Sie aus ihrem Zuhause wegzerren, während sie schreit und strampelt? Das bringe ich nicht übers Herz, Ellie.“ Er stieß einen tiefen Seufzer aus. „Ich weiß wirklich nicht, was ich noch tun soll.“
Er sah niedergeschlagen aus. Ellie zögerte einen Moment, dann streckte sie die Hand aus und strich ihm über das dunkle Haar. Diogo Serrador, Wall-Street-Tycoon und internationaler Stahlmagnat, wirkte verloren und hilflos. Sie musste etwas unternehmen, das wusste sie, als er die Augen schloss und seine Wange in ihre Hand schmiegte. Sie ertrug es nicht, ihn so leiden zu sehen. Ihn und das arme Kind. Sie würde es richten, damit es für beide wieder in Ordnung kam.
„Ich helfe dir“, sagte sie entschlossen.
Er schaute zu ihr auf. Unendlich verletzt, wie ein kleiner Junge sah er aus. Weil er sich die Schuld an allem gab. An Yasmins Tod. An dem Kummer seiner Tochter, das Kind, von dem er bis vor wenigen Monaten nicht einmal gewusst hatte.
Sie küsste ihn auf die Stirn. „Ich werde mit ihr reden. Alles kommt in Ordnung, Diogo, das verspreche ich.“
Der hoffnungsvolle Ausdruck in seinen Augen, mit dem er ihr nachsah, brach ihr fast das Herz.
Ellie ging zur Küche, doch fand sie weder Catia noch ihre Nanny dort. Also ging sie nach oben. Hinter einer Tür hörte sie Stimmen.
„Dein Daddy hat dich nicht lieb“, drang Angeliques Stimme durch die Tür. „Er ist ein ebenso böser Mann wie der, der deiner Mommy wehgetan hat. Ich bin die Einzige, die dich beschützen kann. Wenn er dich hier wegholt, dann wird er dich schlagen und dich anschreien. Also denk daran, dass ich immer an deiner Seite bin, du gehst nur zusammen mit mir von hier fort. Und dann“, die Stimme änderte sich, nahm einen tückischen Ton an, „heirate ich ihn und brauche nie wieder zu arbeiten.“
Die Kleine sagte etwas, aber so leise, dass Ellie es nicht verstehen konnte.
„Oh, sie. Nein, sie ist nicht deine neue Mommy. Aber mach dir keine Sorgen, die sind wir bald los …“
Wütend stieß Ellie die Tür auf, sah auf die unschuldig dreinschauende Nanny und Catias verweintes Gesichtchen. „Was haben Sie der Kleinen gesagt?“, verlangte sie aufgebracht zu wissen.
„Was meinen Sie, Madam?“ Angelique lächelte gespielt harmlos. „Ich habe ihr nur gesagt, dass sie brav für ihren Daddy sein muss. Sollen wir dann jetzt zum Lunch hinuntergehen?“
Außer sich fasste Ellie nach dem Handgelenk der anderen. „Sie hinterlistiges, bösartiges Frauenzimmer! Sie sind gefeuert!“
„Sie können mich nicht feuern. Das kann nur Mr. Serrador.“
„Raus mit Ihnen! Raus, bevor ich mich vergesse!“, schrie Ellie, und Angelique sah zu, dass sie davonkam.
Catia wimmerte verängstigt vor sich hin. Ellie ging vor ihr in die Hocke. „Ist schon in Ordnung, meine Süße. Angelique war gemein, und sie hat Dinge gesagt, die nicht stimmen. Dein Vater hat dich sehr lieb. Er würde dir niemals, niemals wehtun.“
Sie wollte das Mädchen an sich drücken, doch Catia wich mit einem bangen Aufschrei zurück. Die arme Kleine glaubte Angelique tatsächlich jedes schändliche Wort. „Wir wünschen uns so sehr, dass du mit uns nach Hause kommst …“
„Nein!“
Der Kummer und die Verwirrung der Kleinen, die ihre Mutter verloren hatte, rührte Ellie zu Tränen. „Wir wollen dich bei uns haben. Du hast dein eigenes Zimmer, Spielzeug …“
„Nein! Ich gehe nicht mit!“
„… und Geschwister“, fügte Ellie verzweifelt hinzu. „Ein kleiner Bruder und eine kleine Schwester …“
Das Schluchzen hörte abrupt auf, Catia bekam Schluckauf und schaute Ellie an. „Babys?“, fragte sie schließlich flüsternd.
Ellie nickte und zog die lockere weiße Bluse stramm um ihren gewölbten Leib. „Dein Vater und ich freuen uns so sehr auf die Zwillinge. Sie kommen im November auf die Welt. Und sie brauchen eine große Schwester, die ihnen beibringt, wie man spielt.“
„Oh.“ Sehnsüchtig schaute Catia auf Ellies Bauch. „Das kann ich machen. Ich kann ihnen zeigen, wie man Ball spielt und Fahrrad fährt. Und noch viele andere Dinge.“
„Ich weiß, dass du das kannst.“ Ellie streckte ihre Hand aus. „Wir wünschen uns, dass du zu unserer Familie gehörst. Wir haben dich gern, und wir brauchen dich.“
„Wirklich?“ Schüchtern schaute die Kleine zu Ellie auf.
„Ja, ganz ehrlich.“ Stille Tränen
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