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Julia Extra Band 0305

Julia Extra Band 0305

Titel: Julia Extra Band 0305 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trish Wylie , Kate Hewitt , Sabrina Philips , Valerie Parv
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über deinen Wunsch gesprochen, zur offiziellen Kastellanin ernannt zu werden.“
    „Und?“
    Bryce wunderte sich über ihren drängenden Ton. Gegenwärtig war es seines Wissens nach Maxim, der die beiden Titel, Geschäftsführer des Merrisand-Trustes und Kastellan des Châteaus Merrisand, auf sich vereinigte. Doch offenbar wollte seine Schwester ihm den letzteren Posten abspenstig machen. Aufgabe des Kastellans war es, die täglichen Abläufe und Aktionen das Château betreffend zu steuern und zu überwachen.
    Eine ziemlich schwere Last für so zarte Schultern, dachte Bryce.
    „Wir sind uns darin einig, dass es dir zwar nicht an der nötigen Qualifikation fehlt, aber …“, er schnitt eine Grimasse, als sei ihm ihre Reaktion auf die nächsten Worte bereits im Voraus klar. „Es gibt da diese Klausel in der Merrisand Charta …“
    Giselle wandte sich mit einer heftigen Kopfbewegung ihrem Begleiter zu. „Was halten Sie von einer Charta, die vor zweihundert Jahren aufgesetzt wurde und Frauen von der Stellung als Kastellanin ausschließt, wenn sie nicht verheiratet sind?“
    Bryce, der sich etwas überrumpelt fühlte, suchte nach einer diplomatischen Entgegnung. „Um das zu beantworten, müsste ich die Umstände besser kennen.“
    Doch so leicht ließ sie ihn nicht davonkommen. „Was wollen Sie wissen?“
    „Zum Beispiel, ob diese Einschränkung nur für Frauen gilt.“
    „Unglücklicherweise ja“, antwortete Maxim für seine Schwester.
    Auf jeden Fall wusste Bryce genau, wie seine Tochter darüber denken würde. Und die Prinzessin vertrat offenbar eine ähnliche Haltung, wofür er volles Verständnis aufbrachte. Er selbst konnte ebenfalls nicht einsehen, warum Frauen bestimmte Aufgaben nicht übernehmen sollten, wenn sie Talent dafür besaßen. Eine Einstellung, von der er leider auch Amandas Großmutter mütterlicherseits nicht hatte überzeugen können, sonst wäre ihr Abschied von Nuee wohl weniger unangenehm gewesen.
    „Kann die Klausel nicht modernisiert oder ganz abgeschafft werden?“
    „Jede Änderung in der Charta müsste der Bevölkerung von Taures als Referendum vorgelegt und durch eine Volksabstimmung entschieden werden. Und selbst wenn der Antrag befürwortet werden sollte, würde es alles in allem circa fünf Jahre dauern, ihn umzusetzen.“
    Viel zu lange und damit inakzeptabel für Prinzessin Giselle, wusste Bryce, als sich der Druck ihrer Hand verstärkte und er ihre Nägel in seinem Unterarm spürte.
    „Ist das nicht ein wenig zu … übertrieben?“, fragte er vorsichtig.
    Giselle seufzte. „Die Geschichte, wie diese Charta überhaupt zustande kam, ist schon ziemlich kompliziert. Vielleicht wissen Sie, dass der Name beziehungsweise der Titel ‚Merrisand‘, den unser Vorfahr verliehen bekam, als eine Art Strafe gedacht war, weil er sich mit seinem Bruder überwarf, dem damals regierenden Monarchen.“
    Bryce kramte in seiner Erinnerung. „Bedeutet ‚Merrisand‘ im volkstümlichen Dialekt von Carramer nicht so etwas wie ‚Paradies der Narren‘?“ Um Amanda ein wenig anzuregen, sich mit der Geschichte des Châteaus auseinanderzusetzen, hatte er ihr geraten, im Internet zu recherchieren. Und die Sache mit dem Narrenparadies bekam er dann auch prompt unter die Nase gerieben, als eine gelungene Charakteristik ihres neuen Zuhauses.
    „So, wie ich es verstanden habe, drehte allerdings daraufhin der Marquis den Spieß um, gründete unter diesem Namen einen Hilfsfonds für bedürftige Kinder und baute das Château als eine Art Zentrale für seine Stiftung. So wurde aus der geplanten Demütigung einer der bedeutsamsten und höchstangesehenen Namen im Königreich.“
    Giselle schien von seinem Wissen angenehm überrascht zu sein. „Perfekt recherchiert“, lobte sie. „Und diese Frist von fünf Jahren hat unser Vorfahr in die Charta aufgenommen, um zu verhindern, dass sein Bruder sich ständig in die Belange der Merrisand-Stiftung einmischte.“
    „Die beiden kamen nicht besonders gut miteinander aus, oder?“
    Giselle warf ihrem Bruder, dessen Aufmerksamkeit gerade von einem anderen Gast beansprucht wurde, einen schnellen Blick zu. „Haben Sie Geschwister?“
    „Nein.“
    Nicht, dass seine Eltern es nach seiner Geburt nicht weiter versucht hätten. Aber leider ohne Erfolg. Wahrscheinlich war Bryce auch deshalb so sehr in den Fokus seines Großvaters geraten. Als alleiniger Erbe trug er die gesamte Last von Karls Erwartungshaltung auf seinen Schultern.
    „Dann haben Sie keine Ahnung

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